Nachwort zum „Romanzero“

Ich habe dieses Buch „Romanzero“ genannt, weil der Romanzenton vorherrschend in den Gedichten, diehier gesammelt. Mit wenigen Ausnahmen schrieb ich…


Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen

Wir, Bürgermeister und Senat, Wir haben folgendes Mandat Stadtväterlichst an alle Klassen Der treuen Bürgerschaft erlassen. „Ausländer, Fremde, sind es…


Reinigung

Bleib du in deiner Meerestiefe, Wahnsinniger Traum, Der du einst so manche Nacht Mein Herz mit falschem Glück gequält hast,…


Rationalistische Exegese

Nicht von Raben, nein mit Raben Wurde Elias ernähret – Also ohne Wunder haben Wir die Stelle uns erkläret. Ja,…


Rhampsenit

Als der König Rhampsenit Eintrat in die goldne Halle Seiner Tochter, lachte diese, Lachten ihre Zofen alle. Auch die Schwarzen,…


Doktrin

Schlage die Trommel und fürchte dich nicht, Und küsse die Marketenderin! Das ist die ganze Wissenschaft, Das ist der Bücher…


Disputation

In der Aula zu Toledo Klingen schmetternd die Fanfaren; Zu dem geistlichen Turnei Wallt das Volk in bunten Scharen. Das…


Wahrhaftig

Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein, Dann knospen und blühen die Blümlein auf; Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf,…


Wandere!

Wenn dich ein Weib verraten hat, So liebe flink eine andre; Noch besser wär es, du ließest die Stadt –…


Aus einem Briefe

Die Sonne spricht: Was gehn dich meine Blicke an? Das ist der Sonne gutes Recht, Sie strahlt auf den Herrn…


Die Menge tut es

„Die Pfannekuchen, die ich gegeben bisher für Drei Silbergroschen, ich geb sie nunmehr für Zwei Silbergroschen; die Menge tue es.“…


Hoffart

O Gräfin Gudel von Gudelfeld, Dir huldigt die Menschheit, denn du hast Geld! Du wirst mit vieren kutschieren, Man wird…


Childe Harold

Eine starke, schwarze Barke Segelt trauervoll dahin. Die vermummten und verstummten Leichenhüter sitzen drin. Toter Dichter, stille liegt er, Mit…


Wo?

Wo wird einst des Wandermüden Letzte Ruhestätte sein? Unter Palmen in dem Süden? Unter Linden an dem Rhein? Werd ich…


Ganz entsetzlich ungesund

Ganz entsetzlich ungesund Ist die Erde, und zugrund‘, Ja, zugrund‘ muß alles gehn, Was hienieden groß und schön. Sind es…


König Harald Harfagar

Der König Harald Harfagar Sitzt unten in Meeresgründen Bei seiner schönen Wasserfee; Die Jahre kommen und schwinden. Von Nixenzauber gebannt…


Der Ex-Nachtwächter

Mißgelaunt, sagt man, verließ er Stuttgart an dem Neckarstrand, Und zu München an der Isar Ward er Schauspielintendant. Das ist…


Orpheisch

Es gab den Dolch in deine Hand Ein böser Dämon in der bösen Stunde – Ich weiß nicht, wie der…


Plateniden

Iliaden, Odysseen Kündigst du uns prahlend an, Und wir sollen in dir sehen Deutscher Zukunft größten Mann. Eine große Tat…


Wartet nur

Weil ich so ganz vorzüglich blitze, Glaubt ihr, daß ich nicht donnern könnt! Ihr irrt euch sehr, denn ich besitze…


Wasserfahrt

Ich stand gelehnet an den Mast, Und zählte jede Welle. „Ade! mein schönes Vaterland! Mein Schiff, das segelt schnelle!“ Ich…


König Ludwig an den König von Preußen

Stammverwandter Hohenzoller, Sei dem Wittelsbach kein Groller; Zürne nicht ob Lola Montez, Selber habend nie gekonnt es.


Karl I

Im Wald, in der Köhlerhütte, sitzt Trübsinnig allein der König; Er sitzt an der Wiege des Köhlerkinds Und wiegt und…


Fragen

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer Steht ein Jüngling-Mann, Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, Und mit düstern…


Der Mohrenkönig

Ins Exil der Alpuxarren Zog der junge Mohrenkönig; Schweigsam und das Herz voll Kummer Ritt er an des Zuges Spitze….


Die Botschaft

Mein Knecht! steh auf und sattle schnell, Und wirf dich auf dein Roß, Und jage rasch durch Wald und Feld…


Almansor

1 In dem Dome zu Corduva Stehen Säulen, dreizehnhundert, Dreizehnhundert Riesensäulen Tragen die gewalt’ge Kuppel. Und auf Säulen, Kuppel, Wänden…


Psyche

In der Hand die kleine Lampe, In der Brust die große Glut, Schleichet Psyche zu dem Lager, Wo der holde…


Das neue israelitische Hospital zu Hamburg

Ein Hospital für arme, kranke Juden, Für Menschenkinder, welche dreifach elend, Behaftet mit den bösen drei Gebresten, Mit Armut, Körperschmerz…


Mimi

„Bin kein sittsam Bürgerkätzchen, Nicht im frommen Stübchen spinn ich. Auf dem Dach, in freier Luft, Eine freie Katze bin…


Der Dichter Firdusi

1 Goldne Menschen, Silbermenschen! Spricht ein Lump von einem Toman, Ist die Rede nur von Silber, Ist gemeint ein Silbertoman….


Lobgesänge auf König Ludwig

I Das ist Herr Ludwig von Bayerland, Desgleichen gibt es wenig; Das Volk der Bavaren verehrt in ihm Den angestammelten…


Das goldne Kalb

Doppelflöten, Hörner, Geigen Spielen auf zum Götzenreigen, Und es tanzen Jakobs Töchter Um das Goldne Kalb herum – Brum –…


Die Libelle

Es tanzt die schöne Libelle Wohl auf des Baches Welle; Sie tanzt daher, sie tanzt dahin, Die schimmernde, flimmernde Gauklerin….


Die Launen der Verliebten

Eine wahre Geschichte, nach älteren Dokumenten Wiedererzählt und aufs neue in schöne deutsche Reime gebracht Der Käfer saß auf dem…


An Georg Herwegh

Herwegh, du eiserne Lerche, Mit klirrendem Jubel steigst du empor Zum heiligen Sonnenlichte! Ward wirklich der Winter zunichte? Steht wirklich…


König Richard

Wohl durch der Wälder einödige Pracht Jagt ungestüm ein Reiter; Er bläst ins Horn, er singt und lacht Gar seelenvergnügt…


Frieden

Hoch am Himmel stand die Sonne, Von weißen Wolken umwogt, Das Meer war still, Und sinnend lag ich am Steuer…


Das Sklavenschiff

I Der Superkargo Mynheer van Koek Sitzt rechnend in seiner Kajüte; Er kalkuliert der Ladung Betrag Und die probabeln Profite….


Lied des Gefangenen

Als meine Großmutter die Liese behext, Da wollten die Leut‘ sie verbrennen. Schon hatte der Amtmann viel Dinte verkleckst, Doch…


An eine Sängerin

Als sie eine Romanze sang Ich denke noch der Zaubervollen, Wie sie zuerst mein Auge sah! Wie ihre Töne lieblich…


Jehuda Ben Halevy

1 „Lechzend klebe mir die Zunge An dem Gaumen, und es welke Meine rechte Hand, vergäß ich Jemals dein, Jerusalem…


Traum und Leben

Es glühte der Tag, es glühte mein Herz, Still trug ich mit mir herum den Schmerz. Und als die Nacht…


Die Söhne des Glückes beneid ich nicht

Die Söhne des Glückes beneid ich nicht Ob ihrem Leben, beneiden Will ich sie nur ob ihrem Tod, Dem schmerzlos…


Affrontenburg

Die Zeit verfließt, jedoch des Schloß, Das alte Schloß mit Turm und Zinne Und seinem blöden Menschenvolk, Es kommt mir…


Himmelfahrt

Der Leib lag auf der Totenbahr‘, Jedoch die arme Seele war, Entrissen irdischem Getümmel, Schon auf dem Wege nach dem…


Pfalzgräfin Jutta

Pfalzgräfin Jutta fuhr über den Rhein, Im leichten Kahn, bei Mondenschein. Die Zofe rudert, die Gräfin spricht: „Siehst du die…


Adam der Erste

Du schicktest mit dem Flammenschwert Den himmlischen Gendarmen, Und jagtest mich aus dem Paradies, Ganz ohne Recht und Erbarmen! Ich…


Auf dem Brocken

Heller wird es schon im Osten Durch der Sonne kleines Glimmen, Weit und breit die Bergesgipfel In dem Nebelmeere schwimmen….


Unsere Marine

Nautisches Gedicht Wir träumten von einer Flotte jüngst, Und segelten schon vergnüglich Hinaus aufs balkenlose Meer, Der Wind war ganz…


Im Hafen

Glücklich der Mann, der den Hafen erreicht hat, Und hinter sich ließ das Meer und die Stürme, Und jetzo warm…


Anno 1839

Oh, Deutschland, meine ferne Liebe, Gedenk ich deiner, wein ich fast! Das muntre Frankreich scheint mir trabe, Das leichte Volk…


Poseidon

Die Sonnenlichter spielten Über das weithinrollende Meer; Fern auf der Reede glänzte das Schiff, Das mich zur Heimat tragen sollte;…


Himmelsbräute

Wer dem Kloster geht vorbei Mitternächtlich, sieht die Fenster Hell erleuchtet. Ihren Umgang Halten dorten die Gespenster. Eine düstre Prozession…


Kobes I

Im Jahre achtundvierzig hielt, Zur Zeit der großen Erhitzung, Das Parlament des deutschen Volks Zu Frankfurt seine Sitzung. Damals ließ…


Prinzessin Sabbat

In Arabiens Märchenbuche Sehen wir verwünschte Prinzen, Die zuzeiten ihre schöne Urgestalt zurückgewinnen: Das behaarte Ungeheuer Ist ein Königsohn geworden;…


Die Beschwörung

Der junge Franziskaner sitzt Einsam in der Klosterzelle, Er liest im alten Zauberbuch, Genannt der Zwang der Hölle. Und als…


Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris

„Nachtwächter mit langen Fortschrittsbeinen, Du kommst so verstört einhergerannt! Wie geht es daheim den lieben Meinen, Ist schon befreit das…


Der Traurige

Allen tut es weh im Herzen, Die den bleichen Knaben sehn, Dem die Leiden, dem die Schmerzen Aufs Gesicht geschrieben…


Blamier mich nicht, mein schönes Kind

Blamier mich nicht, mein schönes Kind, Und grüß mich nicht unter den Linden; Wenn wir nachher zu Hause sind, Wird…


Zum Lazarus

I Laß die heil’gen Parabolen, Laß die frommen Hypothesen – Suche die verdammten Fragen Ohne Umschweif uns zu lösen. Warum…


Rote Pantoffeln

Gar böse Katze, so alt und grau, Sie sagte, sie sei eine Schusterfrau; Auch stand vor ihrem Fenster ein Lädchen,…


An den Nachtwächter

Bei späterer Gelegenheit Verschlechtert sich nicht dein Herz und dein Stil, So magst du treiben jedwedes Spiel; Mein Freund, ich…


Der Ungläubige

Du wirst in meinen Armen ruhn! Von Wonnen sonder Schranken Erbebt und schwillt mein ganzes Herz Bei diesem Zaubergedanken. Du…


Verheißung

Nicht mehr barfuß sollst du traben, Deutsche Freiheit, durch die Sümpfe, Endlich kommst du auf die Strümpfe, Und auch Stiefeln…


Krönung

Ihr Lieder! Ihr meine guten Lieder! Auf, auf! und wappnet euch! Laßt die Trompeten klingen, Und hebt mir auf den…


Das Lied von den Dukaten

Meine güldenen Dukaten, Sagt, wo seid ihr hingeraten? Seid ihr bei den güldnen Fischlein, Die im Bache froh und munter…


Die Bergstimme

Ein Reiter durch das Bergtal zieht, Im traurig stillen Trab: „Ach! zieh ich jetzt wohl in Liebchens Arm, Oder zieh…


Solidität

Liebe sprach zum Gott der Lieder, Sie verlange Sicherheiten, Ehe sie sich ganz ergebe, Denn es wären schlechte Zeiten. Lachend…


Kirchenrat Prometheus

Ritter Paulus, edler Räuber, Mit gerunzelt düstren Stirnen Schaun die Götter auf dich nieder, Dich bedroht das höchste Zürnen, Ob…


Zwei Ritter

Crapülinski und Waschlapski, Polen aus der Polackei, Fochten für die Freiheit, gegen Moskowitertyrannei. Fochten tapfer und entkamen Endlich glücklich nach…


Hans ohne Land

„Leb wohl, mein Weib“, sprach Hans ohne Land. „Mich rufen hohe Zwecke; Ein andres Weidwerk harret mein, Ich schieße jetzt…


König Langohr I

Bei der Königswahl, wie sich versteht, Hatten die Esel die Majorität, Und es wurde ein Esel zum König gewählt. Doch…


Der Schiffbrüchige

Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert! Und ich selber, gleich einer Leiche, Die grollend ausgeworfen das Meer, Lieg ich am Strande,…


Die Wanderratten

Es gibt zwei Sorten Ratten: Die hungrigen und satten. Die satten bleiben vergnügt zu Haus, Die hungrigen aber wandern aus….


Nachts in der Kajüte

Das Meer hat seine Perlen, Der Himmel hat seine Sterne, Aber mein Herz, mein Herz, Mein Herz hat seine Liebe….


Zur Beruhigung

Wir schlafen ganz, wie Brutus schlief – Doch jener erwachte und bohrte tief In Cäsars Brust das kalte Messer! Die…


Ruhelechzend

Laß bluten deine Wunden, laß Die Tränen fließen unaufhaltsam – Geheime Wollust schwelgt im Schmerz, Und Weinen ist ein süßer…


Meergruß

Thalatta! Thalatta! Sei mir gegrüßt, du ewiges Meer! Sei mir gegrüßt zehntausendmal, Aus jauchzendem Herzen, Wie einst dich begrüßten Zehntausend…


Der Apollogott

1 Das Kloster ist hoch auf Felsen gebaut, Der Rhein vorüberrauschet; Wohl durch das Gitterfenster schaut Die junge Nonne und…


Bergidylle

1 Auf dem Berge steht die Hütte, Wo der alte Bergmann wohnt; Dorten rauscht die grüne Tanne, Und erglänzt der…


Maultiertum

Dein Vater, wie ein jeder weiß, Ein Esel leider war der Gute; Doch deine Mutter, hochgesinnt, War eine edle Vollblutstute….


Sonnenuntergang

Die glühend rote Sonne steige Hinab ins weitaufschauernde, Silbergraue Weltenmeer; Luftgebilde, rosig angehaucht, Wallen ihr nach; und gegenüber, Aus herbstlich…


An einen politischen Dichter

Du singst, wie einst Tyrtäus sang, Von Heldenmut beseelet, Doch hast du schlecht dein Publikum Und deine Zeit gewählet. Beifällig…


Ritter Olaf

I Vor dem Dome stehn zwei Männer, Tragen beide rote Röcke, Und der eine ist der König, Und der Henker…


Schlachtfeld bei Hastings

Der Abt von Waltham seufzte tief, Als er die Kunde vernommen, Daß König Harold elendiglich Bei Hastings umgekommen. Zwei Mönche,…


Georg Herwegh

Mein Deutschland trank sich einen Zopf, Und du, du glaubtest den Toasten! Du glaubtest jedem Pfeifenkopf Und seinen schwarzrotgoldnen Quasten….


Schelm von Bergen

Im Schloß zu Düsseldorf am Rhein Wird Mummenschanz gehalten; Da flimmern die Kerzen, da rauscht die Musik, Da tanzen die…


Ratcliff

Der Traumgott brachte mich in eine Landschaft, Wo Trauerweiden mir „Willkommen“ winkten Mit ihren langen, grünen Armen, wo die Blumen…


Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb, Spitzbübin war sie, er war ein Dieb. Wenn er Schelmenstreiche machte, Sie warf…


Morphine

Groß ist die Ähnlichkeit der beiden schönen Jünglingsgestalten, ob der eine gleich Viel blässer als der andre, auch viel strenger,…


Maria Antoinette

Wie heiter im Tuilerienschloß Blinken die Spiegelfenster, Und dennoch dort am hellen Tag Gehn um die alten Gespenster. Es spukt…


Die Nixen

Am einsamen Strande plätschert die Flut, Der Mond ist aufgegangen, Auf weißer Düne der Ritter ruht, Von bunten Träumen befangen….


An einen ehemaligen Goetheaner

Hast du wirklich dich erhoben Aus dem müßig kalten Dunstkreis, Womit einst der kluge Kunstgreis Dich von Weimar aus umwoben?…


Simplicissimus I

Der eine kann das Unglück nicht, Der andre nicht das Glück verdauen. Durch Männerhaß verdirbt der eine, Der andre durch…


Symbolik des Unsinns

Wir heben nun zu singen an Das Lied von einer Nummer, Die ist geheißen Nummer Drei; Nach Freuden kommt der…


In Mathildens Stammbuch

Hier, auf gewalkten Lumpen, soll ich Mit einer Spule von der Gans Hinkritzeln ernsthaft halb, halb drollig, Versifizierten Firlefanz –…


Walküren

Unten Schlacht. Doch oben schossen Durch die Luft auf Wolkenrossen Drei Walküren, und es klang Schilderklirrend ihr Gesang: „Fürsten hadern,…


Der Asra

Täglich ging die wunderschöne Sultanstochter auf und nieder Um die Abendzeit am Springbrunn, Wo die weißen Wasser plätschern. Täglich stand…


Hymnus

Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann,…


Der Tambourmajor

Das ist der alte Tambourmajor, Wie ist er jetzt herunter! Zur Kaiserzeit stand er in Flor, Da war er glücklich…


Der neue Alexander

I Es ist ein König in Thule, der trinkt Champagner, es geht ihm nichts drüber; Und wenn er seinen Champagner…


Erklärung

Herangedämmert kam der Abend, Wilder toste die Flut, Und ich saß am Strand, und schaute zu Dem weißen Tanz der…


Die Minnesänger

Zu dem Wettgesange schreiten Minnesänger jetzt herbei; Ei, das gibt ein seltsam Streiten, Ein gar seltsames Turnei! Phantasie, die schäumend…


Vorrede zur dritten Auflage

Das ist der alte Märchenwald! Es duftet die Lindenblüte! Der wunderbare Morgenglanz Bezaubert mein Gemüte. Ich ging fürbaß, und wie…


K.-Jammer

Diese graue Wolkenschar Stieg aus einem Meer von Freuden; Heute muß ich dafür leiden, Daß ich gestern glücklich war. Ach,…


Laß ab!

Der Tag ist in die Nacht verliebt, Der Frühling in den Winter, Das Leben verliebt in den Tod – Und…


Die Grenadiere

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier‘, Die waren in Rußland gefangen. Und als sie kamen ins deutsche Quartier, Sie ließen die…


Für die Mouche

Es träumte mir von einer Sommernacht, Wo bleich, verwittert, in des Mondes Glanze Bauwerke lagen, Reste alter Pracht, Ruinen aus…


Der Gesang der Okeaniden

Abendlich blasser wird es am Meer, Und einsam, mit seiner einsamen Seele, Sitze dort ein Mann auf dem kahlen Strand,…


Lebensfahrt

Ein Lachen und Singen! Es blitzen und gaukeln Die Sonnenlichter. Die Wellen schaukeln Den lustigen Kahn. Ich saß darin Mit…


Frühlingsfeier

Das ist des Frühlings traurige Lust! Die blühenden Mädchen, die wilde Schar, Sie stürmen dahin, mit flatterndem Haar Und Jammergeheul…


Das Hohelied

Des Weibes Leib ist ein Gedicht, Das Gott der Herr geschrieben Ins große Stammbuch der Natur, Als ihn der Geist…


Doña Clara

In dem abendlichen Garten Wandelt des Alkaden Tochter; Pauken – und Drommetenjubel Klingt herunter von dem Schlosse. ›Lästig werden mir…


Der Kaiser von China

Mein Vater war ein trockner Taps, Ein nüchterner Duckmäuser, Ich aber trinke meinen Schnaps Und bin ein großer Kaiser. Das…


Die Wahlverlobten

Du weinst und siehst mich an, und meinst, Daß du ob meinem Elend weinst – Du weißt nicht, Weib! dir…


Lebewohl

Hatte wie ein Pelikan Dich mit eignem Blut getränket, Und du hast mir jetzt zum Dank Gall‘ und Wermut eingeschenket….


Der arme Peter

I Der Hans und die Grete tanzen herum, Und jauchzen vor lauter Freude. Der Peter steht so still und stumm,…


An H. S

Wie ich dein Büchlein hastig aufgeschlagen, Da grüßen mir entgegen viel vertraute, Viel goldne Bilder, die ich weiland schaute Im…


Einem Abtrünnigen

O des heil’gen Jugendmutes! Oh, wie schnell bist du gebändigt! Und du hast dich, kühlern Blutes, Mit den lieben Herrn…


Anno 1829

Daß ich bequem verbluten kann, Gebt mir ein edles, weites Feld! Oh, laßt mich nicht ersticken hier In dieser engen…


Belsazar

Die Mitternacht zog näher schon; In stiller Ruh‘ lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloß, Da flackert’s, da lärmt…


Welsche Sage

Zu Turin, im alten Schlosse, Sehen wir, aus Stein gemetzt, Wie ein Weib mit einem Rosse Sodomitisch sich ergötzt. Und…


Im Mai

Die Freunde, die ich geküßt und geliebt, Die haben das Schlimmste an mir verübt. Mein Herze bricht; doch droben die…


Der Ex-Lebendige

Brutus, wo ist dein Cassius, Der Wächter, der nächtliche Rufer, Der einst mit dir, im Seelenerguß, Gewandelt am Seineufer? Ihr…


Sturm

Es wütet der Sturm, Und er peitscht die Wellen, Und die Well’n, wutschäumend und bäumend, Türmen sich auf, und es…


Spanische Atriden

Am Hubertustag des Jahres Dreizehnhundertdreiundachtzig Gab der König uns ein Gastmahl Zu Segovia im Schlosse. Hofgastmähler sind dieselben Überall, es…


Die Unbekannte

Meiner goldgelockten Schönen Weiß ich täglich zu begegnen, In dem Tuileriengarten, Unter den Kastanienbäumen. Täglich geht sie dort spazieren, Mit…


Die Tendenz

Deutscher Sänger! sing und preise Deutsche Freiheit, daß dein Lied Unsrer Seelen sich bemeistre Und zu Taten uns begeistre, In…


Helena

Du hast mich beschworen aus dem Grab Durch deinen Zauberwillen, Belebtest mich mit Wollustglut – Jetzt kannst du die Glut…


Eine Legende

Geschrieben 1836 1 Ihr guten Christen, laßt euch nicht Von Satans List umgarnen! Ich sing euch das Tannhäuserlied, Um eure…


Du sollst mich liebend umschließen

Du sollst mich liebend umschließen, Geliebtes, schönes Weib! Umschling mich mit Armen und Füßen, Und mit dem geschmeidigen Leib. *…


Altes Kamin-Stück

Draußen ziehen weiße Flocken Durch die Nacht, der Sturm ist laut; Hier im Stübchen ist es trocken, Warm und einsam,…


Altes Lied

Du bist gestorben und weißt es nicht, Erloschen ist dein Augenlicht, Erblichen ist dein rotes Mündchen, Und du bist tot,…


Lebensgruß

Stammbuchblatt Eine große Landstraß‘ ist unsere Erd‘, Wir Menschen sind Passagiere; Man rennet und jaget, zu Fuß und zu Pferd,…


Der weiße Elefant

Der König von Siam, Mahawasant, Beherrscht das halbe Indienland, Zwölf Kön’ge, der große Mogul sogar, Sind seinem Zepter tributar. Alljährlich…


Erinnerung an Hammonia

Waisenkinder, zwei und zwei, Wallen fromm und froh vorbei, Tragen alle blaue Röckchen, Haben alle rote Bäckchen – Oh, die…


Fresko-Sonette an Christian S

I Ich tanz nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen, Die außen goldig sind, inwendig Sand; Ich schlag nicht ein,…


Die Engel

Freilich, ein ungläub’ger Thomas, Glaub ich an den Himmel nicht, Den die Kirchenlehre Romas Und Jerusalems verspricht. Doch die Existenz…


Die Fensterschau

Der bleiche Heinrich ging vorbei, Schön Hedwig lag am Fenster. Sie sprach halblaut: „Gott steh‘ mir bei, Der unten schaut…


An die Jungen

Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren Durch goldne Äpfel in deinem Lauf! Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren,…


Die Audienz

Eine alte Fabel „Ich laß nicht die Kindlein, wie Pharao, Ersäufen im Nilstromwasser; Ich bin auch kein Herodestyrann, Kein Kinderabschlachtenlasser….


Zum Hausfrieden

Viele Weiber, viele Flöhe, Viele Flöhe, vieles Jucken – Tun sich heimlich dir ein Wehe, Darfst du dennnoch dich nicht…


Bertrand de Born

Ein edler Stolz in allen Zügen, Auf seiner Stirn Gedankenspur, Er konnte jedes Herz besiegen, Bertrand de Born, der Troubadour….


Unstern

Der Stern erstrahlte so munter, Da fiel er vom Himmel herunter. Du fragst mich, Kind, was Liebe ist? Ein Stern…


Klagelied eines altdevtschen Jünglings

Wohl dem, dem noch die Tugend lacht, Weh dem, der sie verlieret! Es haben mich armen Jüngling Die bösen Gesellen…


Der Wechselbalg

Ein Kind mit großem Kürbiskopf, Hellblondem Schnurrbart, greisem Zopf, Mit spinnig langen, doch starken Ärmchen, Mit Riesenmagen, doch kurzen Gedärmchen…


Ahnung

Oben, wo die Sterne glühen, Müssen uns die Freuden blühen, Die uns unten sind versagt; In des Todes kalten Armen…


Fortuna

Frau Fortuna, ganz umsunst Tust du spröde! deine Gunst Weiß ich mir, durch Kampf und Ringen, Zu erbeuten, zu erzwingen….


Gespräch auf der Paderborner Heide

Hörst du nicht die fernen Töne, Wie von Brummbaß und von Geigen? Dorten tanzt wohl manche Schöne Den geflügelt leichten…


Epilog

Unser Grab erwärmt der Ruhm. Torenworte! Narrentum! Eine beßre Wärme gibt Eine Kuhmagd, die verliebt Uns mit dicken Lippen küßt…


Geheimnis

Wir seufzen nicht, das Aug‘ ist trocken, Wir lächeln oft, wir lachen gar! In keinem Blick, in keiner Miene, Wird…


Babylonische Sorgen

Mich ruft der Tod – Ich wollt‘, o Süße, Daß ich dich in einem Wald verließe, In einem jener Tannenforsten,…


Seegespenst

Ich aber lag am Rande des Schiffes, Und schaute, träumenden Auges, Hinab in das spiegelklare Wasser, Und schaute tiefer und…


Unterwelt

I „Blieb‘ ich doch ein Junggeselle!“ – Seufzet Pluto tausendmal – „Jetzt, in meiner Eh’standsqual, Merk ich, früher ohne Weib…


Alte Rose

Eine Rosenknospe war Sie, für die mein Herze glühte; Doch sie wuchs, und wunderbar Schoß sie auf in voller Blüte….


Jetzt wohin?

Jetzt wohin? Der dumme Fuß Will mich gern nach Deutschland tragen; Doch es schüttelt klug das Haupt Mein Verstand und…


Pomare

1 Alle Liebesgötter jauchzen Mir im Herzen, und Fanfare Blasen sie und rufen: „Heil! Heil, der Königin Pomare!“ Jene nicht…


Leib und Seele

Die arme Seele spricht zum Leibe: „Ich laß nicht ab von dir, ich bleibe Bei dir – ich will mit…


Die Nacht am Strande

Sternlos und kalt ist die Nacht, Es gärt das Meer; Und über dem Meer, platt auf dem Bauch, Liegt der…


Entartung

Hat die Natur sich auch verschlechtert, Und nimmt sie Menschenfehler an? Mich dünkt, die Pflanzen und die Tiere, Sie lügen…


Frau Mette

Nach dem Dänischen Herr Peter und Bender saßen beim Wein, Herr Bender sprach: „Ich wette, Bezwänge dein Singen die ganze…


Der Hirtenknabe

König ist der Hirtenknabe, Grüner Hügel ist sein Thron; Über seinem Haupt die Sonne Ist die große, goldne Kron‘. Ihm…


Mythologie

Ja, Europa ist erlegen – Wer kann Ochsen widerstehen? Wir verzeihen auch Danäen – Sie erlag dem goldnen Regen! Semele…


In der Frühe

Auf dem Faubourg Saint-Marceau Lag der Nebel heute morgen, Spätherbstnebel, dicht und schwer, Einer weißen Nacht vergleichbar. Wandelnd durch die…


1649-1793-????

Die Briten zeigten sich sehr rüde Und ungeschliffen als Regizide. Schlaflos hat König Karl verbracht In Whitehall seine letzte Nacht….


Geoffroy Rudèl und Melisande von Tripoli

In dem Schlosse Blay erblickt man Die Tapete an den Wänden, So die Gräfin Tripolis Einst gestickt mit klugen Händen….


Der Philanthrop

Das waren zwei liebe Geschwister, Die Schwester war arm, der Bruder war reich. Zum Reichen sprach die Arme: „Gib mir…


Schnapphahn und Schnapphenne

Derweilen auf dem Lotterbette Mich Lauras Arm umschlang – der Fuchs, Ihr Herr Gemahl, aus meiner Buchs‘ Stibitzt er mir…


Heinrich

Auf dem Schloßhof zu Canossa Steht der deutsche Kaiser Heinrich, Barfuß und im Büßerhemde, Und die Nacht ist kalt und…


Die Ilse

Ich bin die Prinzessin Ilse, Und wohne im Ilsenstein; Komm mit nach meinem Schlosse, Wir wollen selig sein. Dein Haupt…


Deutschland

Geschrieben im Sommer 1840 Deutschland ist noch ein kleines Kind, Doch die Sonne ist seine Amme; Sie säugt es nicht…


Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne, Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: „Deutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben…


Ali Bei

Ali Bei, der Held des Glaubens, Liegt beglückt in Mädchenarmen. Vorgeschmack des Paradieses Gönnt ihm Allah schon auf Erden. Odalisken,…


An meine Mutter B. Heine, geborene v. Geldern

I Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen, Mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe; Wenn…


Gewitter

Dumpf liegt auf dem Meer das Gewitter, Und durch die schwarze Wolkenwand Zuckt der zackige Wetterstrahl, Rasch aufleuchtend und rasch…


Kluge Sterne

Die Blumen erreicht der Fuß so leicht, Auch werden zertreten die meisten; Man gehe vorbei und tritt entzwei Die blöden…


Der Scheidende

Erstorben ist in meiner Brust Jedwede weltlich eitle Lust, Schier ist mir auch erstorben drin Der Haß des Schlechten, sogar…


Jung-Katerverein für Poesiemusik

Der philharmonische Katerverein War auf dem Dache versammelt Heut nacht – doch nicht aus Sinnenbrunst; Da ward nicht gebuhlt und…


Die Wahlesel

Die Freiheit hat man satt am End‘, Und die Republik der Tiere Begehrte, daß ein einz’ger Regent Sie absolut regiere….


Don Ramiro

„Doña Clara! Doña Clara! Heißgeliebte langer Jahre! Hast beschlossen mein Verderben, Und beschlossen ohn‘ Erbarmen. Doña Clara! Doña Clara! Ist…


Vitzliputzli

Präludium Dieses ist Amerika! Dieses ist die Neue Welt! Nicht die heutige, die schon Europäisieret abwelkt. – Dieses ist die…


Die Götter Griechenlands

Vollblühender Mond! In deinem Licht, Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer; Wie Tagesklarheit, doch dämmrig verzaubere, Liegt’s über der weiten…


König David

Lächelnd scheidet der Despot, Denn er weiß, nach seinem Tod Wechselt Willkür nur die Hände, Und die Knechtschaft hat kein…


Diesseits und jenseits des Rheins

Sanftes Rasen, wildes Kosen, Tändeln mit den glühnden Rosen, Holde Lüge, süßer Dunst, Die Veredlung roher Brunst, Kurz, der Liebe…


Das Liedchen von der Reue

Herr Ulrich reitet im grünen Wald, Die Blätter lustig rauschen. Er sieht eine holde Mädchengestalt Durch Baumeszweige lauschen. Der Junker…


Kleines Volk

In einem Pißpott kam er geschwommen, Hochzeitlich geputzt, hinab den Rhein. Und als er nach Rotterdam gekommen, Da sprach er:…


Die Wallfahrt nach Kevlaar

1 Am Fenster stand die Mutter, Im Bette lag der Sohn. „Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, Zu schaun die Prozession?“…


Sehnsüchtelei

In dem Traum siehst du die stillen Fabelhaften Blumen prangen; Und mit Sehnsucht und Verlangen Ihre Düfte dich erfüllen. Doch…


Zwei Brüder

Oben auf der Bergesspitze Liegt das Schloß in Nacht gehüllt, Doch im Tale leuchten Blitze, Helle Schwerter klirren wild. Das…


Der wunde Ritter

Ich weiß eine alte Kunde, Die hallet dumpf und trüb: Ein Ritter liegt liebeswunde, Doch treulos ist sein Lieb. Als…


Abenddämmerung

Am blassen Meeresstrande Saß ich gedankenbekümmert und einsam. Die Sonne neigte sich tiefer, und warf Glührote Streifen auf das Wasser,…


An A. W. v. Schlegel

Im Reifrockputz, mit Blumen reich verzieret, Schönpflästerchen auf den geschminkten Wangen, Mit Schnabelschuhn, mit Stickerein behangen, Mit Turmfrisur, und wespengleich…


In den Küssen welche Lüge

In den Küssen welche Lüge! Welche Wonne in dem Schein! Ach, wie süß ist das Betrügen, Süßer das Betrogensein! Liebchen,…


Testament

Ich mache jetzt mein Testament, Es geht nun bald mit mir zu End‘. Nur wundre ich mich, daß nicht schon…


Michel nach dem März

Solang ich den deutschen Michel gekannt, War er ein Bärenhäuter; Ich dachte im März, er hat sich ermannt Und handelt…


Verkehrte Welt

Das ist ja die verkehrte Welt, Wir gehen auf den Köpfen! Die Jäger werden dutzendweis‘ Erschossen von den Schnepfen. Die…


Nächtliche Fahrt

Es wogte das Meer, aus dem dunklen Gewölk Der Halbmond lugte scheu; Und als wir stiegen in den Kahn, Wir…


Die Heimführung

Ich geh nicht allein, mein feines Lieb, Du mußt mit mir wandern Nach der lieben, alten, schaurigen Klause, In dem…


Prolog

Es war mal ein Ritter trübselig und stumm, Mit hohlen, schneeweißen Wangen; Er schwankte und schlenderte schlotternd herum, In dumpfen…


Autodafé

Welke Veilchen, stäub’ge Locken, Ein verblichen blaues Band, Halb zerrissene Billette, Längst vergeßner Herzenstand – In die Flammen des Kamines…


Untergang der Sonne

Die schöne Sonne Ist ruhig hinabgestiegen ins Meer; Die wogenden Wasser sind schon gefärbt Von der dunkeln Nacht, Nur noch…


Waldeinsamkeit

Ich hab in meinen Jugendtagen Wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen; Die Blumen glänzten wunderbar, Ein Zauber in dem…