Gedichte An Melinden

Ich rede nur mit steinen.
Dein stoltzes ohre hört mich nicht /
Und deiner augen feurig licht
Will mir nur ewig grausam scheinen.
Kan denn mein nasses thränen-meer
Nicht deines zornes glut abwaschen?
So siehe / wie ich mich verzehr!
Dein heisser augen-blitz verbrennet mich zu aschen.
Was zwinget dich / Melinde /
So grausam gegen mir zu seyn?
Verdopple doch nicht meine pein /
Weil ich ohn dem genug empfinde;
Du straffest mich ja gar zu sehr.
Verdienet denn ein treues lieben
Bey dir schon kein erbarmniß mehr;
Wo hast du / schönste / denn die feinde hingeschrieben?
Was wilst du ferner haben?
Begehrst du noch mein blut zu lohn?
Denn meine seele hast du schon /
So nimm es; dir will ichs vergraben.
Wird hierdurch deine lust gestillt /
So will ich mich noch sterbend freuen /
Und also mach ichs wie du wilt;
Doch wo du menschlich bist / so wird mein tod dich reuen.


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Gedichte An Melinden - Hoffmannswaldau