Bang, wie dein Gesang o Philomele,
Ströme meines Liedes Trauerton!
Überwölkt ist meine ganze Seele,
Ruh und Freude sind von mir entflohn!
Nimmer werd ich meinen Lehrer schauen,
Bis mein Aug im Todesschlummer bricht;
Bis sein Geist, in jenen Himmelsauen,
Mir die Palmenkrone flicht.
Weitentfernt von seinem Leichenhügel,
Traur ich einsam hier am Leinestrand!
Wehe meine Klag‘, auf schnellem Flügel,
Zephyr, in mein mütterliches Land!
Ihn, der hohe Tugendthaten übte,
Seinen Nebenmenschen Beyspiel gab,
Ihn, den meine ganze Seele liebte,
Ach, verschlang das frühe Grab.
Reines Herzens war er, reiner Sitte,
Übte manche hohe Christenthat,
Gab dem Armen Brodt in seine Hütte,
Streute Blumen auf des Pilgers Pfad.
Dem Verlaßnen lächelt‘, und dem Waisen
Stets des edeln Mannes Vaterblick,
Glitt die Unschuld aus der Tugend Gleisen,
Führt er sie darauf zurück.
Zur Beseligung wurd er geboren!
Einen Pflegevater, einen Freund
Haben an ihm tausende verloren,
Und ihr Auge trübet sich, und weint.
O ihr Pflegesöhn‘, und Pflegetöchter,
Er verdients, daß eure Zähre rinnt!
Aber keine Thränen sind gerechter,
Als die meinigen es sind.
Ach, er war der Führer meiner Jugend,
Glänzte mir mit seinem Beyspiel vor,
Predigte mir hohe Christentugend,
Und mein Geist hub sich durch ihn empor.
Nimmer werd‘ ich dieses Manns vergeßen,
Immer Folger seiner Tugend seyn,
Immer, unter schauernden Cypreßen
Seinem Grabe Thränen weyhn.
Wehmuthsvoll werd ich gen Himmel blicken,
Wo mein Freund, im Schooße Gottes, wohnt,
Wo ihm Wonn‘, und dauerndes Entzücken
Seines Pilgerlebens Treue lohnt.
Unter Engeln, und an Jesus Throne,
Werd‘ ich ihn, in jenen Sternenhöhn,
Hellberkränzt mit einer Siegerkrone,
Mit des Geistes Augen, sehn.