Tochter Edens, o Ruh, die du die Finsterniß
Stiller Hayne bewohnst, unter der Dämmerung
Mondversilberter Pappeln,
Mit verschlungenen Armen, weilst;
Mit dem Schäfer im Hayn flötest, der Schäferin,
Unter Blumen der Au, lächelnd entgegenkommst,
Und dem Schellengeklingel
Ihrer tanzenden Schäfchen lauschst.
Wie der Jüngling die Braut liebet, so lieb ich dich,
Allgefällige Ruh! spähte dir immer nach,
Bald auf blumigen Wiesen,
Bald im Busche der Nachtigall.
Wie der Pilger den Quell suchet, so sucht ich dich,
Ach, und seufzete: Ruh, bist du, wie Morgentraum,
Mit den Jahren der Kindheit,
Dann auf ewig von mir entflohn?
Endlich flüsterst du mir, Herzenerfreuerin,
Mit dem Wehen des Strauchs, Wehen des Uferschilfs,
Mit dem Zittern des Laubes,
Deinen Himmel in meine Brust!
Ueberirdisch Gefühl säuselt mich an, und bebt
Durch mein innerstes Mark! Riß sich der Himmel auf,
Kam die Pilgerin Edens,
Wonne Gottes, herab zu mir?
Jeder Lispel des Baums, jedes Geräusch des Bachs,
Jedes ländliche Lied, welches dem Dorf entschallt,
Ist mir Zauber der Sphären,
Und Geflüster der Seraphim.
Hingegoßen auf Thau, blick ich den Abendstern,
Den Gespielen der Ruh, blick ich den Mond hinan,
Der so freundlich, so freundlich
Durch die nickenden Wipfel schaut.
Ruh, o lächle mir stets, wie du mir lächeltest,
Als mein wallendes Haar, mit der entknospeten
Frühlingsblume bekränzet,
Abendwinden zum Spiele flog.
Keiner Städterin Reiz, weder ein blaues Aug,
Noch ein kußlicher Mund, soll mich aus deinem Arm,
Zu den Hallen des Tanzes
Locken, oder des Opernspiels.
Weile, weile bey mir, unter dem Hüttendach,
Allgefällige Ruh, bis du mich an der Hand
Eines Engels den Lauben
Der Verklärten entgegenführst.