Gedichte Der Lehrling der Griechen

Wen des Genius Blick, als er geboren ward,
Mit einweihendem Lächeln sah,
Wen, als Knaben, ihr einst Smintheus Anakreons
Fabelhafte Gespielinnen,
Dichtrische Tauben umflogt, und sein mäonisch Ohr
Vor dem Lärme der Scholien
Sanft zugirrtet, und ihm, daß er das Altertum
Ihrer faltigen Stirn nicht säh,
Eure Fittige lieht, und ihn umschattetet,
Den ruft, stolz auf den Lorbeerkranz,
Welcher vom Fluche des Volks welkt, der Eroberer
In das eiserne Feld umsonst,
Wo kein mütterlich Ach bang bei dem Scheidekuß,
Und aus blutender Brust geseufzt,
Ihren sterbenden Sohn dir, unerbittlicher,
Hundertarmiger Tod, entreißt!
Wenn das Schicksal ihn ja Königen zugesellt,
Umgewöhnt zu dem Waffenklang,
Sieht er, von richtendem Ernst schauernd, die Leichname
Stumm und seelenlos ausgestreckt,
Segnet dem fliehenden Geist in die Gefilde nach,
Wo kein tötender Held mehr siegt.
Ihn läßt gütiges Lob, oder Unsterblichkeit
Des, der Ehre vergeudet, kalt!
Kalt der wartende Tor, der, des Bewunderns voll,
Ihn großäugichten Freunden zeigt,
Und der lächelnde Blick einer nur schönen Frau,
Der zu dunkel die Singer ist.
Tränen nach besserem Ruhm werden Unsterblichen,
Jenen alten Unsterblichen,
Deren daurender Wert, wachsenden Strömen gleich,
Jedes lange Jahrhundert füllt,
Ihn gesellen, und ihn jenen Belohnungen,
Die der Stolze nur träumte, weihn!
Ihm ist, wenn ihm das Glück, was es so selten tat,
Eine denkende Freundin gibt,
Jede Zähre von ihr, die ihr sein Lied entlockt,
Künftiger Zähren Verkünderin!


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