Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen,
Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein.
Doch war er so verliebt in allen Schein,
Daß man sich hüten muß, ihn tot zu sagen.
Er liebte es in allen Lebenslagen
Dem Unerhörten nur Gehör zu leihn.
Umgeben so von hundert Fabulein
Kann man nur zögernd ihm zu glauben wagen.
Drum, wenn auch jetzt sein schmaler Maskenmund
Geschlossen liegt und nicht mehr sprechen mag:
Er lauscht vielleicht nur in den Schöpfergrund…
Und steht dann wieder auf wie jeden Tag.
Laßt ihn getrost bei seinem Leichenspiele.
Er lächelt schon und wir sind kaum am Ziele.
(2 votes, average: 4,00 out of 5)
Ähnliche Gedichte
- Epitaph als Epilog (Für Bry) Hier ruhen siebenundzwanzig Jungfrauen aus Stralsund, Denen ward durch einen Interpreten des Dichters neueste Dichtung kund. Die hat......
- Stimme des Kindes Ein schlafend Kind! o still! in diesen Zügen Könnt ihr das Paradies zurückbeschwören; Es lächelt süß, als lauscht es Engelchören,......
- An einen Sittenkrittler Kein Herz gibt dir mehr Stoff zum Sprechen, Keins zu Kritiken mehr, als meins. Gern wollt‘ ich mich an deinem......
- Nacht für Nacht Still, es ist ein Tag verflossen. Deine Augen sind geschlossen. Deine Hände, schwer wie Blei, Liegen dir so drückend ferne.......
- Giraffen im Zoo Wenn sich die Giraffen recken, Hochlaub sucht die spitze Zunge, Das ihnen so schmeckt, wie junge Frühkartoffeln mit Butter mir......
- Stimme des Windes In Schlummer ist der dunkle Wald gesunken, Zu träge ist die Luft, ein Blatt zu neigen, Den Blütenduft zu tragen,......
- Die Schlange Waga Wer kennt mich noch? Ich trug die Persermütze. Es spiegelte darin der Schlange Bild. Ihr grauer Blick, der mich gefangen......
- Bissiger Mond (Aus dem Estnischen übersetzt von Paul Kuuse) Bissiger Mond wird zum Traum Neben den schneeigen Fluren. Pfad wird beschattet vom......
- Das Bettelmädchen Das Bettelmädchen lauscht am Thor, Es friert sie gar zu sehr; Der junge Ritter tritt hervor, Er wirft ihr hin......
- Des Sängers Wiederkehr Dort liegt der Sänger auf der Bahre, Des bleicher Mund kein Lied beginnt, Es kränzen Daphnes falbe Haare Die Stirne,......
- Unter mein Bild von Rahl Bild, jetzt bin ich zwar mehr, wie du, doch magst du dich trösten, Denn in der kürzesten Frist wirst du......
- Eine Frühlingsnacht Im Zimmer drinnen ist’s so schwül; Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl. Im Fieber hat er die Nacht verbracht;......
- An Landauer Sei froh! Du hast das gute Los erkoren, Denn tief und treu ward eine Seele dir; Der Freunde Freund zu......
- Spinoza Hier liegt ein Eichbaum umgerissen, Sein Wipfel tät die Wolken küssen, Er liegt am Grund – warum? Die Bauren hatten,......
- Pordenones Fresken in Treviso Schaut dies Wunder der Kunst! Wie der ewige Vater die Engel, Jene gefallenen, jagt aus dem gestirnten Gefild: Langsam treibt......
- Bauernregel Im Sommer such ein Liebchen dir In Garten und Gefild! Da sind die Tage lang genug, Da sind die Nächte......
- Das Wort Lebendgem Worte bin ich gut: Das springt heran so wohlgemut, Das grüßt mit artigem Geschick, Hat Blut in sich, kann......
- Zum Schwimmen (Die Brüder) Plumps! Nun liegst du endlich drin, Nun hat es wirklich nicht mehr Sinn, Noch länger den Denker und......
- Das letzte Glas Das letzte Glas! Wer mag es denken! Und dennoch muß ein letztes sein! Mich drängt’s, es hastig einzuschenken, Fällt auch......
- Kolumbus Steure, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen, Und der Schiffer am Steur senken die lässige Hand. Immer, immer......
- Ghasel In der ärmsten kleinen Geige liegt die Harmonie des Alls verborgen, Liegt ekstatisch tiefstes Stöhnen, Jauchzen süßen Schalls verborgen; In......
- Der grüne König Wir, Johann, Amadeus Adelgreif, Fürst von Saprunt und beiderlei Smeraldis, Erzkaiser über allen Unterschleif Und Obersäckelmeister vom Schmalkaldis Erheben unsern......
- Todes-Erfahrung Wir wissen nichts von diesem Hingehn, das Nicht mit uns teilt. Wir haben keinen Grund, Bewunderung und Liebe oder Haß......
- Ein Sterbender Am Fenster sitzt er, alt, gebrochnen Leibes, Und trommelt müßig an die feuchten Scheiben; Grau ist der Wintertag und grau......
- Die stille Stadt Liegt eine Stadt im Tale, Ein blasser Tag vergeht; Es wird nicht lange dauern mehr, Bis weder Mond noch Sterne,......
- Pietà Jetzt wird mein Elend voll, und namenlos Erfüllt es mich. Ich starre wie des Steins Inneres starrt. Hart wie ich......
- Die Gaukler Am Strande des gelobten Lands In glühem Stich des Sonnenbrands Kämpft Ludowig der Fromme; Er trägt in sich des Todes......
- Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof Vierter Klasse wär‘ es noch mehr billig. Aber da käme ich später an. Und dann ist die Stellung vielleicht schon......
- Die Ballade vom Schlaf der Kindheit Scheuche nicht den Schlaf des Kindes In der schwarzen Bucht. In den Zweigen des erwachten Windes Hängt er hell wie......
- Er, der Herrlichste von allen Er, der Herrlichste von allen, Wie so milde, wie so gut! Holde Lippen, klares Auge, Heller Sinn und fester Mut.......