Gedichte Der Erbe

Ich hebe meine Geige
Ganz heimlich unters Kinn
Und zieh mit leisem Bogen
Ganz heimlich drüber hin.
Da hebt mein blondes Dirnlein
Den Fuß zum Tanzeschritt;
Der Braunen lichtes Stimmlein
Singt schon die Weise mit.
Die Jüngste wiegt ihr Püppchen:
„Marie Maruschka-ka“ –
Mit großen dunklen Augen
Sitzt stumm mein Bube da.
Er kennt vor unserm Fenster
Den alten Weidenbaum.
Wiegt auf dem höchsten Wipfel
Im Winde sich ein Traum?
Mein Sohn, in meinen Tönen
Hörst du der Winde Tanz?
Mein Sohn, in meinen Tönen
Fliehst du der Wolke Glanz?
Mein Sohn, ich bin ein König,
Willst du mein Erbe sein?
Du wirst im Sonnenpurpur
Ein Fürst der Ferne sein.
Ich hab‘ ein Schloß voll Schimmer
An einem fernen Meer –
Heb‘ ich ans Kinn die Geige,
Kommt Gruß und Glück daher.


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (2 votes, average: 4,50 out of 5)

Gedichte Der Erbe - Ernst