Sechzehn Jahr‘ – und wie ein greiser
Alter sitz‘ ich, matt und krank;
Sieh, da senden mir der Geiser
Und der Hekla diesen Trank.
Auf der Insel, die von Schlacken
Harter Lava und von Eise
Starrt, und den beschneiten Nacken
Zeigt des arkt’schen Poles Kreise;
Über unterird’schen Feuern,
In nordlichterhellten Nächten,
Bei den Glut – und Wasserspeiern
Wuchsen diese bittern Flechten.
Aus den dampfumrollten Kegeln,
Aus der Berge schwarzem Tiegel,
Gleich blutroten Sagenvögeln –
Flammenzungen ihre Flügel –
Sahn sie feurig auf zum schwarzen
Himmel mächt’ge Steine sprühen,
Und ein Meer von heißen Harzen
Durch das Schneegefilde ziehen.
Von den Jökuln zu den Fiorden
Durch das dän’sche Inselland,
Breit, ein ries’ger Dan’brogorden,
Schlängelt sich das Flammenband.
Wolken, Rauch und Asche wallen,
Und am Strand die Robben winseln,
Und die roten Steine fallen
Nieder auf entfernten Inseln;
Die zerrißnen Berge zittern,
Und das Eismeer schäumt und braut –
Dorten wuchsen diese bittern
Flechten, wuchs dies herbe Kraut. –
Daß die kranke Brust gesunde,
Und sich freue neuer Kraft,
Biet‘ ich träumerisch dem Munde
Ihren dunkelgrünen Saft.
Feuer zuckt durch meine Nerven,
Vor mir liegt das wüste Land;
Die weitoffnen Krater werfen
Himmelan den flüss’gen Brand.
Kühner fühl‘ ich mich und stärker
Bei dem Lodern dieser Glut,
Und die Wildheit der Berserker
Tobt durch mein genesend Blut.
Lavaschein und Nordlicht röten
Mein Gesicht; die Pulse schlagen
Schneller; Edda, laß mich treten
Vor die Helden deiner Sagen!
Ha! wenn dieser Insel Pflanzen
Mir den Lebensbecher reichen,
Mög‘ ich dann in meinem ganzen
Leben dieser Insel gleichen!
Feuer lodre, Feuer zucke
Durch mich hin mit wildem Kochen;
Selbst der Schnee, in dessen Schmucke
Einst mein Haupt prangt, sei durchbrochen
Von der Flamme, die von innen
Mich verzehrt: wie rot und heiß
Hekla Steine von den Zinnen
Wirft nach der Faaröer Eis:
So aus meinem Haupt, ihr Kerzen
Wilder Lieder, sprühn und wallen
Sollt ihr, und in fernen Herzen
Siedend, zischend niederfallen!