Gesprochen in der Versammlung der Tübinger Burschen
Verstummt bist du, der goldnen Saiten Spiel,
Von einem edeln Sänger einst geschlagen,
Du rostest, treues Schwert, das in den Feind
So oft ein tapfrer Jünglingsarm getragen.
Mit stillem Antlitz schaut der Mond herab,
Geheiligt steht in seinem Glanz die Körner-Eiche.
Sein milder Strahl dringt durch die dunkeln Zweige,
Er schaut herab auf eures Meisters Grab.
Wie heilig ist doch eines Helden Gruft,
Es hebt die Seele ein begeistert Wehen
Auf von der Erde zu der Sel’gen Sitz,
Die Helden in dem Siegerkranz zu sehen.
Doch eine Träne trübt den trunknen Blick,
Was hält zurück der Seele heißes Sehnen?
Was füllt das trunkne Auge uns mit Tränen?
Die Wehmut hält der Seele Flug zurück.
Nicht immer bleibet fest das hohe Ziel,
Das heil’ge Märtyrer errungen hatten;
Nicht immer blühen aus vergoßnem Blut
Der Tapfern auf – der Freiheit goldne Saaten:
Ein dunkler Geist zieht durch die Erde hin,
Mit dürrem Sand begräbt sein blindes Wüten
Die schöne Saat; des Helden Lorbeerblüten
Und seines Sieges Früchte sind dahin.
Nur jenseits von der alten Sonnenbahn,
Dort bei des Lichtes unversiegter Quelle,
Nicht hier in kalter, dumpfer Erdennacht,
Dort strahlt um ihn des ew’gen Tages Helle.
Dort ist sein Lohn, erkämpft im Schlachtentod,
Dort schallt sein Siegsgesang in höhern Worten,
Und seine Lyra tönt in reineren Akkorden
Und seines Dankes Töne hört ein Gott.
Doch nein! zurück! zurück, kleinmütig Herz,
Noch ist das Diesseits nicht so ganz gesunken,
Noch leben heil’ger Glaube und Vertraun
Und in der Asche glühn noch Götterfunken;
Oft hast du sie im Liede angeweht,
Gefallener, im Hauche deiner Saiten,
Wenn du gesungen von der Väter Zeiten,
Von unsrer Zuversicht, die nimmer untergeht.
Noch lebt in deutscher Männer starker Brust
Die heil’ge Inbrunst für der Väter Boden,
Noch wollen sie, wie du, ein freies Land
Oder sich betten bei den freien Toten!
Ob dunkele Gewölke gegenüberstehn
Und Welt und Teufel ihre Blitze schnellen,
Durch! muß der Pfeil, die Wolke wird zerschellen,
Was Zeit gebar, muß zeitlich untergehn.
O Körner, Körner! sieh herab auf uns,
Entlocke Siegestöne deiner Leier,
Zum Kampf bereit ist deiner Brüder Schar,
Es flammt in unsrer Brust dein Heldenfeuer.
So schwören wir dem Vaterlande heut,
Das du gerötet mit der Todeswunde,
Wir schwören’s jetzt in deiner Siegerstunde,
O Körner! höre du den heil’gen Eid!