Gedichte Auf dem Lande

Wohl mir in diesen belaubten Hallen,
Wo Niemand Französisch spricht.
Die lieben Nachtigallen
Politisiren nicht.

Hier streiten weder, noch schimpfen die Blätter,
Man fordert sie nie vor Gericht.
Der Baum steigt ohne Vetter;
Das kann der Kohlkopf nicht.

Den Löwenmäulern, den Rittersporen,
Den Veilchen entströmet Duft,
Ob auf dem Berg geboren,
Ob in der niedern Schluft.

Storch ist mit keinem Paß zum Reisen,
Und Biene mit Zoll nicht beschwert;
Dompfaff von Waldameisen
Den Zehnten nie begehrt.

Eichhörnchen turnen und machen Faxen,
Ohn‘ Aufruhrs verdächtig zu seyn.
Bei aller Frösche Koaxen
Fällt mir kein Ultra ein.

Der Mühlbach treibt vom Morgen bis Abend
Rundum die Räder mit Macht;
Doch hab‘ ich, da mich labend,
An Umtrieb nie gedacht.

Mir brech‘ ich ein Blümchen zum Ordenssterne,
Ein Reislein zum Feldherrnstab:
Er hält mir Wespen ferne
Und wehrt Geschmeiß mir ab.

Auch werd‘ ich von Niemand zur Tafel gezogen;
Ich ziehe die Tafel zu mir;
Denn weder Demagogen
Gibt’s, noch Servile hier.

Mich liebt mein König. Mit sondrer Güte
Legt selber der Herr ja mir vor.
Ich dank ihm mit der Blüthe
Und froher Vögel Chor.

Fern bin ich, Gottlob! vom Erdgetümmel,
Das Thoren so wohl gefällt.
Ich bin – zwar nicht im Himmel,
Doch auch nicht – in der Welt.


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