Ich bin verletzt durch deinen augen-strahl /
Der seinen blitz in meine brust getrieben /
Soll / Lesbia / du ursprung dieser qval /
Vergehen nicht mein hertze gantz im lieben;
So halte doch nur einen Augenblick
Den strahl zurück.
Wen brennt die nacht der liebes-flamme nicht /
Als die zur glut dem menschen ist erkohren?
Ein gantzes meer lescht nicht ihr schönes licht /
In dessen abgrund Venus ward gebohren /
In wellen schwamm diß schöne ungeheur /
Und bleibt ein feur.
Mein hertz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen:
Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
Die gar der himmel seltner schönheit preist /
Und brennen heist.
Nicht dencke / daß es blosse worte seyn /
Welch hertz kan wohl bey deiner glut erkalten?
Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
Ich muß des blutes regung lassen walten /
Die Gott dem menschen schon im paradieß
Ins hertze bließ.
Drum zürne nicht ob diesem meinem brand /
Der sich aus deiner augen glut entsponnen /
Es ist / mein kind / ein werck von deiner hand /
Ach! dencke nach und straffe deine sonnen /
Aus welchen dieses feur / so in mir glimmt /
Den ursprung nimmt.
So liebe dann was deine krafft versehrt /
Mein niedrig seyn kan deinen ruhm nicht tilgen /
Die sonne bleibet doch in gleichem werth /
Mahlt gleich ihr gold ein kleeblat nebst den lilgen /
Laß mich bey deinem warmen sonnenschein
Ein kleeblat seyn.