Üb‘ immer Treu und Redlichkeit,
Bis an dein kühles Grab;
Und weiche keinen Fingerbreit
Von Gottes Wegen ab.
Dann wirst du, wie auf grünen Aun,
Durchs Pilgerleben gehn;
Dann kannst du, sonder Furcht und Graun,
Dem Tod‘ ins Auge sehn.
Dann wird die Sichel und der Pflug
In deiner Hand so leicht;
Dann singest du, beym Waßerkrug,
Als wär dir Wein gereicht.
Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er thue was er thu!
Der Teufel treibt ihn hin und her,
Und läßt ihm keine Ruh!
Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht kein Ährenfeld;
Er ist auf Lug und Trug erpicht,
Und wünscht sich nichts als Geld.
Der Wind im Hayn, das Laub am Baum,
Sauft ihm Entsezen zu;
Er findet, nach des Lebens Traum,
Im Grabe keine Ruh.
Dann muß er, in der Geisterstund‘,
Aus seinem Grabe gehn;
Und oft, als schwarzer Kettenhund,
Vor seiner Hausthür stehn.
Die Spinnerinnen, die das Rad
Im Arm, nach Hause gehn,
Erzittern wie ein Espenblatt,
Wenn sie ihn liegen sehn.
Und jede Spinnestube spricht
Von diesem Abentheur,
Und wünscht den todten Bösewicht
Ins tiefste Höllenfeur.
Der alte Kunz war, bis ans Grab,
Ein rechter Höllenbrand;
Er pflügte seinem Nachbar ab,
Und stahl ihm vieles Land.
Nun pflügt er, als ein Feuermann,
Auf seines Nachbars Flur;
Und mißt das Feld, hinab hinan,
Mit einer glühnden Schnur.
Er brennet, wie ein Schober Stroh,
Dem glühnden Pfluge nach;
Und pflügt, und brennet lichterloh,
Bis an den hellen Tag.
Der Amtmann, der im Weine floß,
Die Bauren schlug halbkrum,
Trabt nun, auf einem glühnden Roß,
In jenem Wald herum.
Der Pfarrer, der aufs Tanzen schalt,
Und Filz und Wuchrer war,
Steht nun, als schwarze Spukgestalt,
Am nächtlichen Altar.
Üb‘ immer Treu und Redlichkeit,
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Fingerbreit
Von Gottes Wegen ab.
Dann suchen Enkel deine Gruft,
Und weinen Thränen drauf,
Und Sommerblumen, voll von Duft,
Blühn aus den Thränen auf.