1739
Die Stürme wüten nicht mehr, man sieht die Zacken der Tannen
Nicht mehr durch gläsernen Reif; man sieht im eislosen Bach
Am Grunde Muscheln und Gras und junge wankende Blumen,
Ein dunkles schwebendes Laub erfüllt den Buchwald mit Nacht.
Hier reizt der Nachtigall Lied durch tausend laufende Töne,
Der West im Rosengebüsch bläst süsse Düfte zur Flur,
Dort stralt im glänzenden Strom das Bildniß blühender Hecken,
Und flieht nebst Ufer und Rohr des Fischers gleitenden Kahn.
Freund! flieh der Waffen Geräusch, jezt ist die Zeit des Vergnügens,
Fühl jezt in Wäldern die Lust, die Held und Höfling nicht kennt.
Was hilfts mit freudigem Blick, vom Dunst der Ehre betrunken,
Mit Ordensketten beschwert, gekrönte Henker zu scheun?
Was hilfts wenn künftig dein Grab vergüldete Waffen beschützen,
Wenn man aus Marmor dein Bild im schreckenden Panzer erhöht!
Achill und Hanniball muß die Nacht des Todes durchschlafen,
Die nach der Schickung Gesetz mich einst in Finsterniß hüllt.
Im Tode werd ich ihm gleich, im Leben bin ich beglückter.
Er sah nur Auen voll Blut, schlief nur vom Himmel bedeckt,
Und hört ein ewig Geschwirr, von Schilden, Spiessen und Pfeilen,
Ihn flohn Vergnügen und Scherz, und Cypris freundlicher Sohn.
Ich seh auf blumigter Flur das Winken schattigter Erlen,
Den Schmuck des lachenden Thals, die weissen Birken voll Laub,
Den drinnen irrenden Bach. Ich schlaf in Lauben von Rosen,
Und höre Chloens Gesang, ob dem die Nachtigall schweigt,
Und lauscht, und aufmerksam horcht. Rings um mich flattert die Freude.
Die kleine Fillis im Hain verbirgt sich wenn sie mich merkt,
Ich such und finde sie nicht; bis sie im dicken Gesträuche,
Wo Phöbus selbst sie nicht sieht, ein schalkhaft Lächeln verräth.