Gedichte Der Verwandelte

Lang in Trauren vertieft, lernt, ich die Liebe, sie,
Die der Erde entfloh, aber auch wiederkehrt
Zu geheimerer Tugend,
Wie die erste der Liebenden

Voller Unschuld im Hauch duftender Lüfte kam.
Und mit jungem Gefühl an das Gestade trat,
Bald sich selbst mit den Rosen
Von dem Hang des Gestades sah.

Die erschien mir! O Schmerz, da sie erschienen war,
Warum trafest du mich mit dem gewaltigsten
Deiner zitternden Kummer,
Schwermutsvoller, wie Nächte sind?

Jahre trafst du mich schon! Endlich (das hofft‘ ich nicht)
Sinkt die traurige Nacht, ist nun nicht ewig mehr,
Und mir wachen mit Lächeln
Alle schlummernden Freuden auf!

Seid ihrs selber? und täuscht, täuschet mein Herz mich nicht?
Ach ihr seid es! die Ruh, dieses Gefühl, so sanft
Durch das Leben gegossen,
Fühlt ich, als ich noch glücklich war!

O wie staun‘ ich mich an, daß ich itzt wieder bin,
Der ich war! wie entzückt über die Wandlungen
Meines Schicksals, wie dankbar
Wallt mein freudiges Herz in mir!

Nichts Unedles, kein Stolz (ihm ist mein Herz zu groß!),
Nicht betäubtes Gefühl; aber was ist es denn,
Das mich heitert? O Tugend,
Sanfte Tugend, belohnest du?

Doch bist du es allein? oder (o darf ichs auch
Mir vertrauen?) entschlüpft, Tugend, an deiner Hand
Nicht ein Mädchen der Unschuld
Deinen Höhn und erscheinet mir?

Sanft im Traume des Schlafs, sanfter im wachenden,
Daß ich, wenn sie vor mir eilend vorüberschlüpft,
Stamml‘, und schweig‘, und beginne:
Warum eilst du? ich liebe dich!

Ach, du kennst ja mein Herz, wie es geliebet hat!
Gleicht ein Herz ihm? Vielleicht gleichet dein Herz ihm nur!
Darum liebe mich, Cidli,
Denn ich lernte die Liebe dir!

Dich zu finden, ach dich, lernt, ich die Liebe, sie,
Die mein steigendes Herz himmlisch erweiterte,
Nun in süßeren Träumen
Mich in Edens Gefilde trägt!


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