Gedichte Die Geister der alten Helden am Tage der Auferstehung

Wir haben tief geschlafen, wir haben schwer geträumt –
O Tag der Auferstehung, wie lang‘ du hast gesäumt!
Wir haben schwer geträumet von Joch und Kett‘ und Band;
Da haben unsre Wunden uns bis in’s Herz gebrannt.
Wir sahn die Burgen fallen, die Tempel untergehn,
Wir sahen fremde Fahnen auf ihren Trümmern wehn;
Barbarentritt zerstampfte den Rasen unsrer Gruft,
Die Klänge unsrer Sprache verhallten in die Luft;
Und was auf unsren Hügeln beschwur des Jünglings Herz,
Was uns die Jungfrau klagte von ihrem heißen Schmerz,
Wir konnten’s nicht verstehen – doch zu vernehmlich drang
Durch unsre Erdendecke der Sklavenketten Klang.
Heil uns! Es ist vorüber. Heil uns! Wir träumten nur:
Der Freiheit Lieder schallen hell über Berg und Flur;
Bekränzt sind unsre Hügel, die Erd‘ ist federleicht,
Des Schlafes wirrer Nebel vor unsren Blicken weicht;
Die Wunden sind geheilet, die Glieder sind beschwingt –
Auf, Brüder, auf zum Kampfe! Die Schlachttrompete klingt.


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Gedichte Die Geister der alten Helden am Tage der Auferstehung - Müller