Als derselbe / nach auffgehörter langwiriger Pest
Zum Buntzlaw / eine Dancksagung-Predigt gehalten.
HIlff Gott! hat denn der Krieg nicht Volck genug gefressen
Von etzlich Jahren her / seyt daß wir gantz vergessen
Daß vnser Vatterland fellt in sein eygen Schwerd /
Vnd wird sein Mörder selbst? Wir werden auch verheert
Durch dich / du wilde Pest / vnd Fresserinn der Erden;
Inmassen Buntzlaw denn hat müssen innen werden
So eine lange Zeit / die zwar fast kleine Statt /
Doch die viel grosser Leut‘ in sich erzogen hat.
Was Jammer war nun da? Man sah‘ auff allen Gassen
In höchster Einsamkeit die Häuser gantz verlassen:
Der Vatter ließ sein Kind / das Kind den Vatter stehn /
Vnd dorffte sicherlich kein Mensch zusammen gehn.
Die Vögel machten selbst sich in die ferren Wüsten /
Vnd wolten auß Gefahr nunmehr bey vns nicht nisten.
Wer auß der Frembde kam sucht‘ eine newe Bahn /
Vnd sahe diß‘ Revier nicht ohne Grawsen an.
Ein jederman erschrack. Der wunderschöne Brunnen /
Der vns so reichlich tränckt / ist trawriger gerunnen /
Weil vmb sein reines Quell der gelben Leichen Heer
In solcher Menge war. Der Bober floß auch schwer /
Vnd war wie gantz verstarrt. Was muste der nun leyden
Der an der Kranckheit lag / eh‘ als er kundte scheyden /
Vnd ward deß Cörpers loß? das angesteckte Blut /
Trat in den gantzen Kopff als eine heisse Glut /
Vnd nam die Augen ein / die voller Fewers stunden.
Der sprachen weg der Schlund war jämmerlich gebunden /
Die Lunge werthe sich / der gantze Leib lag kranck /
Vnd ließ die Kräfften fort. Ein scheußlicher Gestanck /
Wie sonst ein faules Aaß auch von sich pflegt zu geben /
Roch auß dem Hals‘ herauß; das arme schwache Leben
Stund auff der Schwelle schon / vnd sahe hin vnd her /
Ob in der grossen Qual nicht etwan Labsal wer‘?
Ach! aber fast vmbsonst. Was satzte nun dem Hertzen /
Das auch voll Flamme war / für Kümmernüß vnd Schmertzen /
Für Leyd vnd Wehmuth zu / da sämptlich Hand vnd Bein
Jhr Ampt nicht kondten thun? es schwand das Marck auß Pein /
Der heisse Magen sodt / der Mund blieb offen stehen /
Die Zunge litte Durst / der Pulß hub an zu gehen
Geschwinder als zuvor: Viel haben Tag vnd Nacht
Nie keinen Schlaff gehabt / vnd gäntzlich sich verwacht /
Der Schweiß war auff der Haut / das Prausen in den Ohren /
Das Klopffen vmb die Brust. Nicht wenig die verlohren
Verstand vnd allen Sinn. Die Kälte trat gemach
Den müden Schenckeln zu / biß sie so nach vnd nach
Die Glieder gantz vnd gar mit jhrer Gifft durchfahren /
Die jhnen allbereit nun nicht mehr ähnlich waren:
Der Schlaff“ ward außgehölt / die Nase spitz gemacht /
Die Stirne wie gespannt / eh‘ als die lange Nacht
Den auch fast todten Geist ließ auß dem Kercker fliegen
In dem er harte lag. Wo war nun Trost zu kriegen?
Wo flohen wir doch hin? Wer nahm sich in der Noth
Deß armen Volckes an? Du / O du grosser GOtt.
Du hast dich / als wir sind mit hitzigen Gebeten
Vnd Andacht sonder falsch für deinen Thron getreten
Gantz Vätterlich erzeigt /den Eyffer deiner Hand /
Die sonst ergrimmet war / genädig abgewand /
Vnd deinen Zorn in Güt‘ vnd Freundlichkeit verkehret /
In Güt‘ vnd Freundligkeit / die nun vnd ewig wehret:
Wie sehr wir dich erregt / so hat ein gutes Wort
Das recht von Hertzen geht bey dir doch Platz vnd Ort.
Herr Wessel / diß habt jhr sampt andern wol verrichtet /
Gesäufftzet Tag vnd Nacht / den schnöden Leib vernichtet /
Die Seele GOtt vertrawt / der auff das schwere Leyd /
Mein werthes Vatterland nun widerumb erfrewt.
Hierumb erhebt jhr jetzt gar recht die ernsten Stimmen /
Vnd laßt sein hohes Lob biß durch die Wolcken klimmen.
Der Ruhm der ware Danck / der nach dem Himmel steht /
Macht daß man hier der Pest vnd dort der Höll entgeht.