Ehrwürdig dünkt euch gotische Kunst mit Recht:
Ich selbst, Bewundrung hab ich im reichen Maß
Orvietos, Mailands Dom und deiner
Hohen Kartause gezollt, Pavia!
Doch schätz ich mehr Einfaches, dem ersten Blick
Nicht gleich enthüllbar; aber getreu dem Geist:
Durch Reiz der Neuheit lockt Erhabnes,
Aber das Auge zuletzt ermüdet’s.
Still ist der Schönheit Zauber, unwandelbar,
Und stets bedeutsam. Ewiges Lebehoch
Sei, Brunelleschi, dir gebracht beim
Feste der Wiedergeburt des Schönen!
Roms alten Schutt durchschrittst du gedankenvoll,
Der unbekannt noch oder verachtet lag,
Grubst Säulen aus und mächtig wuchs dir,
Während du schaufeltest, Geist und Kühnheit.
Schatzgräber schalt Roms höhnischer Pöbel dich,
Dich samt Donato, deinem erprobten Freund,
Des Kunst zuerst formlosem Steine
Männlichen Seelencharakter eingrub.
Und Schätze dankt euch euer Florenz, wiewohl
Ihr arm an Gold wart; herrlicher prangt es nun
Als Zier der Nachwelt. Bloß Venedig
Kämpfe mit ihm um den Rang der Schönheit.