Gedichte Spätherbst in Venedig

Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,
Der alle aufgetauchten Tage fängt.
Die gläsernen Paläste klingen spröder
An deinen Blick. Und aus den Gärten hängt

Der Sommer wie ein Haufen Marionetten
Kopfüber, müde, umgebracht.
Aber vom Grund aus alten Waldskeletten
Steigt Willen auf: als sollte über Nacht

Der General des Meeres die Galeeren
Verdoppeln in dem wachen Arsenal,
Um schon die nächste Morgenluft zu teeren

Mit einer Flotte, welche ruderschlagend
Sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend,
Den großen Wind hat, strahlend und fatal.


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Gedichte Spätherbst in Venedig - Rilke