Auf der Bidassoabrücke
Steht ein Heil’ger, altergrau,
Segnet rechts die span’schen Berge,
Segnet links den fränk’schen Gau.
Wohl bedarf’s an dieser Stelle
Milden Trostes himmelher,
Wo so mancher von der Heimat
Scheidet ohne Wiederkehr.
Auf der Bidassoabrücke
Spielt ein zauberhaft Gesicht:
Wo der eine Schatten siehet,
Sieht der andre goldnes Licht;
Wo dem einen Rosen lachen,
Sieht der andre dürren Sand;
Jedem ist das Elend finster,
Jedem glänzt sein Vaterland.
Friedlich rauscht die Bidassoa
Zu der Herde Glockenklang,
Aber im Gebirge dröhnet
Knall auf Knall den Tag entlang;
Und am Abend steigt hernieder
Eine Schar zum Flußgestad,
Unstet, mit zerrißner Fahne,
Blut beträufelt ihren Pfad.
Auf der Bidassoabrücke
Lehnen sie die Büchsen bei,
Binden sich die frischen Wunden,
Zählen, wer noch übrig sei?
Lange harren sie Vermißter,
Doch ihr Häuflein wächset nicht,
Einmal wirbelt noch die Trommel,
Und ein alter Kriegsmann spricht:
„Rollt die Fahne denn zusammen,
Die der Freiheit Banner war!
Nicht zum erstenmale wandelt
Diesen Grenzweg ihre Schar;
Nicht zum erstenmale sucht sie
Eine Freistatt in der Fern,
Doch sie zieht nicht arm an Ehre,
Zieht nicht ohne günst’gen Stern.
Der von vor’gen Freiheitskämpfen
Mehr als einer Narben führt,
Heute, da wir alle bluten,
Mina! bliebst du unberührt;
Ganz und heil ist uns der Retter,
Noch verbürgt ist Spaniens Glück;
Schreiten wir getrost hinüber!
Einst noch kehren wir zurück.“
Mina rafft sich auf vom Steine,
Müde saß er dort und still,
Blickt noch einmal nach den Bergen,
Wo die Sonne sinken will;
Seine Hand, zur Brust gehalten,
Hemmt nicht mehr des Blutes Lauf,
Auf der Bidassoabrücke
Brachen alte Wunden auf.