Majestätisch und mit Schweigen
Treten leise wir hervor,
Rufend, aufgestellt im Reigen:
Galathea, sieh dich vor!
Hör uns alte Greise an,
Die wir in der Zukunft lesen,
Was schon öfter dagewesen
Und auch dir passieren kann.
Siehst du jenen bleichen Knaben
Hinter seinen Schafen traben?
Galathea, siehst du nicht,
Daß er mit sich selber spricht?
Mit der Zunge, wie vor Hitze,
Leckt er sich die Nasenspitze.
Felix nennt der Knabe sich;
Galathea, hüte dich!
Sieh, er schmiedet seine Pläne,
Kommt dann in dem Kleid des Schafes,
Stört die Ruhe deines Schlafes,
Plötzlich weist er dir die Zähne
Und bevor du ihm entflohn,
Beißt er dir die Kehle schon.
Drauf packt er dich bei den Händen,
Um sein Mordwerk zu vollenden;
Deine Glieder strampeln noch,
Aber er bekommt dich doch.
Plötzlich fühlst du aus den Knien
Alle Kraft von hinnen ziehen,
Deine Muskeln werden schwach,
Du beschränkst dich auf ein Ach.
Er indes wird immer toller,
Seine Miene sorgenvoller;
Dabei brüllt er wie ein Leu,
Weil ihm das Gefühl noch neu.
Dich jedoch packt erst ein Schlucken,
Dann ein Zittern, dann ein Zucken,
Und dann wird dir so gewaltig,
Wie du’s nie an dir erprobt.
Und du küßt ihn mannigfaltig,
Daß er’s nur nicht lassen wolle,
Bis sich der erwartungsvolle
Jubel in dir ausgetobt. –
Das ist so in großen Zügen
Das gefährliche Vergnügen,
Dran der bleiche Knabe denkt,
Wenn er seine Schafe tränkt.
Du kannst freilich nicht begreifen,
Welche Pläne in ihm reifen,
Denn noch bist du nicht gerissen
Aus dem Traume deiner Kindheit,
Aus der Ruhe deiner Blindheit
Durch ein unheilvolles Wissen.
Doch er wird die Heißbegehrte
Lehren, was das Schätzenswerte
Hier auf Erden und wozu
Er nicht auch so dumm wie du.