Gedichte Und gleichwol kan ich anders nicht

Und gleichwol kan ich anders nicht /
Ich muß ihr günstig seyn.
Ob gleich der Augen stoltzes Licht
Mir mißgönnt seinen Schein.
Ich wil / ich soll / ich muß dich lieben /
Dadurch wir beyd‘ uns nur betrüben /
Weil mein Wunsch doch nicht gilt /
Und du nicht hören wilt.

Wie manchen Tag / wie manche Nacht /
Wie manche liebe Zeit /
Hab‘ ich mit klagen durchgebracht /
Und du verlachst mein Leid.
Du weist / du hörst / du siehst die schmertzen /
Und nimmst dir keinen doch zu Hertzen /
So / daß ich zweifle fast /
Ob du ein Hertze hast.

Bist du denn harter Stein und Stahl /
Die man doch zwingen kan?
Feld / Wiesen / Wälder / Berg und Thal
Sehn meinen Wehmuht an.
Die Vögel seufftzen / was ich klage.
Der hole Pusch rufft / was ich sage.
Du nur / du stoltze du /
Hälst Ohr – und Augen zu.

Ach dencke / dencke / was du thust.
Ich kan nicht anders seyn.
Ich hab‘ an meinem Leiden lust.
Du hassest meine Pein.
Kan ich denn keine Huld‘ erlangen /
So laß mich die Gunst nur empfangen /
Und wolle doch mit mir /
Daß ich stracks sterbe hier.


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Gedichte Und gleichwol kan ich anders nicht - Fleming