Gedichte Antipirrhema

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1. Dichtkunst Fürchterlich ist diese Kunst! Ich spinn aus dem Leib mir den Faden, Und dieser Faden zugleich ist auch mein Weg......
2. Die Spinnerin Als ich still und ruhig spann, Ohne nur zu stocken, Trat ein schöner junger Mann Nahe mir zum Rocken. Lobte,......
3. Vernichtung Die Himmel wehen Blut marschiert Marschiert Auf Tausend Füßen. Die Himmel wehen Blut zerstürmt Zerstürmt Auf Tausend Schneiden. Die Himmel......
4. Um Mitternacht Ein Tag stirbt auch, Wie ein Mensch verscheidet. In letzter Nacht Um die Zwölfuhrglocke Sah ich es zittern Beim blauen......
5. Künstlers Abendlied Ach, daß die innre Schöpfungskraft Durch meinen Sinn erschölle! Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quölle! Ich zittre......
6. Bedingung Ihr laßt nicht nach, ihr bleibt dabei, Begehret Rat, ich kann ihn geben; Allein, damit ich ruhig sei, Versprecht mir,......
7. Mit Trommel und Trab Sitzen zwei alte Weiber im Sand, Spinnen viel feine Fäden über Land, Über Bäume, Über Zäune, Um Stoppel und Dorn,......
8. Ahasver Ewig bist du Meer und rinnst ins Meer, Quelle, Wolke, Regen – Ahasver… Tor, wer um vertane Stunden träumt, Weiser,......
9. Die ägyptische Maria Seit sie damals, bettheiß, als die Hure Übern Jordan floh und, wie ein Grab Gebend, stark und unvermischt das pure......
10. Eins und Alles Im Grenzenlosen sich zu finden, Wird gern der Einzelne verschwinden, Da löst sich aller Überdruß; Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,......
11. Winterflug 1929 Merkwürdig: Durch meine Lebenszeit War ich wie gegen Tod gefeit. Weiß heute wohl, warum. Als ich noch nicht es wußte,......
12. Der Landgraf Mir sitzt zu Hause, jung gezähmt Und leicht gelähmt, Ein Steinaar im Verließe, Der martert sich den Hals zu drehn,......
13. Parodie Aequam memento rebus in arduis Servare mentem. Hor. Stets wohne Gleichmuth, wohne Zufriedenheit In deiner Seele, wann dir der Recensent......
14. Immer und Überall Dringe tief zu Berges Grüften, Wolken folge hoch zu Lüften; Muse ruft zu Bach und Tale Tausend, aber tausend Male.......
15. Lied am Geburtstage Dir dank ich heute für mein Leben; Am Tage, da du mir’s gegeben, Dank ich dir, Gott, dafür. Durch freie......
16. Rast auf der Flucht in Aegypten Diese, die noch eben atemlos Flohen mitten aus dem Kindermorden: O wie waren sie unmerklich groß Über ihrer Wanderschaft geworden.......
17. Der Schauende Ich sehe den Bäumen die Stürme an, Die aus laugewordenen Tagen An meine ängstlichen Fenster schlagen, Und höre die Fernen......
18. Veit Kurz, sagte Pastor Grill zu Veit, Er darf auf meine Worte bauen! Lässt er nicht in der Gnadenzeit Sich noch......
19. Das trunkne Lied O Mensch! Gib acht! Was spricht, die tiefe Mitternacht? „Ich schlief, ich schlief -, Aus tiefem Traum bin ich erwacht:......
20. Klage um Antinous Keiner begriff mir von euch den bithynischen Knaben (daß ihr den Strom anfaßtet und von ihm hübt…). Ich verwohnte ihn......
21. Ist des Lebens Band mit Schmerz gelöset Ist des Lebens Band mit Schmerz gelöset, Liegt der Körper ohne Blick, ohn Leben, Fremde Liebe weint, und er geneset.......
22. Die Weihe der Nacht Nächtliche Stille! Heilige Fülle, Wie von göttlichem Segen schwer, Säuselt aus ewiger Ferne daher. Was da lebte, Was auf engem......
23. 20. Jänner [1835] nach großen Leid Ich darf wohl von den Sternen singen, Mich hat die Blume angeblickt, Und wird mein armes Lied gelingen, Dann wird......
24. An Lida Den Einzigen, Lida, welchen du lieben kannst, Forderst du ganz für dich, und mit Recht. Auch ist er einzig dein.......
25. Allerdings Dem Physiker „Ins Innre der Natur -„ O du Philister! – „Dringt kein erschaffner Geist.“ Mich und Geschwister Mögt ihr......
26. Epitaph Der gute Mann, den wir zu Grabe tragen, Sieht wächsern aus und scheint erstarrt zu sein. Doch war er so......
27. Morgenruf Die Lerche war’s, nicht die Nachtigall, Die eben am Himmel geschlagen: Schon schwingt er sich auf, der Sonnenball, Vom Winde......
28. Von den Mädchen I Andere müssen auf langen Wegen Zu den dunklen Dichtern gehn; Fragen immer irgendwen, Ob er nicht einen hat singen......
29. Stammbuchvers So – an ein Stammbuch hingezerrt – Hat man Verdruß. Man fühlt sich ins Klosett gesperrt, Obwohl man gar nicht......
30. Das Unwandelbare „Unaufhaltsam enteilet die Zeit.“ – Sie sucht das Beständge. Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an....