Gedichte Ein nächtliches Echo

Blitzend
Zieh’n die Sterne auf am Himmelsrand,
Spritzend
Senkt der Thau sich auf das durst’ge Land.

„Liebe!“
Singt der Knabe in die Nacht hinein.
„Liebe!“
Klingt es wieder aus dem Myrthenhain.

Säuselnd
Schleicht der Wind durch die gewürzte Luft,
Kräuselnd
Jeden Blütenzweig voll Hauch und Duft.

„O Traum!“
Ruft der Knabe aus in süßem Schmerz.
„O Traum!“
Hallt’s zurück, als hätt‘ die Nacht ein Herz.

Knabe
Glaubt entzückt, was Seel‘ und Sinn ihm füllt,
Habe
Schmeichelnd sich in Luft und Duft gehüllt.

„Komm! Komm!“
Quillt es ihm aus heißer Brust hervor.
„Komm! Komm!“
Spielt es lind und weich ihm um das Ohr.

Seine
Seufzer giebt der Wald ihm treu zurück,
Keine
Himmlische Gestalt erscheint dem Blick.

„Nur Schall!“
Ruft er endlich, und er ruft nicht mehr.
„Nur Schall!“
Klingt es hinter dem Verstummten her.


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Gedichte Ein nächtliches Echo - Hebbel