Gedichte Schön Hedwig

Im Kreise der Vasallen sitzt
Der Ritter, jung und kühn;
Sein dunkles Feuerauge blitzt,
Als wollt‘ er zieh’n zum Kampfe,
Und seine Wangen glüh’n.

Ein zartes Mägdlein tritt heran
Und füllt ihm den Pocal.
Zurück mit Lächeln tritt sie dann,
Da fällt auf ihre Stirne
Der klarste Morgenstral.

Der Ritter aber faßt sie schnell
Bei ihrer weißen Hand.
Ihr blaues Auge, frisch und hell,
Sie schlägt es erst zu Boden,
Dann hebt sie’s unverwandt.

„Schön Hedwig, die du vor mir stehst,
Drei Dinge sag‘ mir frei:
Woher du kommst, wohin du gehst,
Warum du stets mir folgest;
Das sind der Dinge drei!“

Woher ich komm‘? Ich komm‘ von Gott,
So hat man mir gesagt,
Als ich, verfolgt von Hohn und Spott,
Nach Vater und nach Mutter
Mit Thränen einst gefragt.

Wohin ich geh‘? Nichts treibt mich fort,
Die Welt ist gar zu weit.
Was tauscht‘ ich eitel Ort um Ort?
Sie ist ja allenthalben
Voll Lust und Herrlichkeit.

Warum ich folg‘, wohin du winkst?
Ei, sprich, wie könnt‘ ich ruh’n?
Ich schenk‘ den Wein dir, den du trinkst,
Ich bat dich drum auf Knieen
Und mögt‘ es ewig thun!

„So frage ich, du blondes Kind,
Noch um ein Viertes dich;
Dies Letzte sag‘ mir an geschwind,
Dann frag‘ ich dich Nichts weiter,
Sag‘, Mägdlein, liebst du mich?“

Im Anfang steht sie starr und stumm,
Dann schaut sie langsam sich
Im Kreis der ernsten Gäste um,
Und faltet ihre Hände
Und spricht: Ich liebe dich!

Nun aber weiß ich auch, wohin
Ich gehen muß von hier;
Wohl ist’s mir klar in meinem Sinn:
Nachdem ich dieß gestanden,
Ziemt nur der Schleier mir?

„Und wenn du sagst, du kommst von Gott,
So fühl‘ ich, das ist wahr.
Drum führ‘ ich auch, trotz Hohn und Spott,
Als seine liebste Tochter
Noch heut‘ dich zum Altar.

Ihr edlen Herrn, ich lud verblümt
Zu einem Fest euch ein;
Ihr Ritter, stolz und hoch gerühmt,
So folgt mir zur Kapelle,
Es soll mein schönstes sein!“


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