Ihr bleichen buhler schwartzer zeit /
Die ihr die nächte zieret /
Und flammen voller lieblichkeit
Durch trübe wolcken führet /
Werfft einen strahl
Von eurem saal /
Und schaut / ob meine schmertzen
Sich gleichen euren kertzen.
Die gantze welt sinckt itzt zur ruh /
Nur meine seuffzer wachen.
Die sonne drückt ihr auge zu /
Mir meines auffzumachen.
Dort euer schein /
Hier meine pein /
Die geben zu verstehen /
Daß sie nicht schlaffen gehen.
Ihr fackeln seyd itzt hochgestellt /
Ich lieg im leid begraben:
Euch rühmt der weite kreyß der welt /
Ich weiß kein lob zu haben.
Ihr kennt kein joch /
Mich drückt es noch /
Ihr könnt die flammen zeigen /
Und ich muß sie verschweigen.
Nun Polydorus bleib allhier /
Und fechte mit gedancken.
Furcht und betrübniß zeigt sich dir
In des gemüthes schrancken.
Diß / was mein geist
Mich hoffen heist /
Vergleicht sich euch ihr sternen /
Es zeigt sich nur von fernen.
Mein sinn ist wie ein grünes land /
Da hoffnungs-blüten prangen /
Die doch des glückes falsche hand
Läst keine frucht erlangen.
Des geistes glut /
Der augen flut /
Der pein in meinem hertzen /
Ist mehr als eurer kertzen.
Ich hin ein schiff der liebes-see /
Das wind und wetter plaget /
Dem unglück / hoffnung / furcht und weh /
Durch mast und segel jaget.
Hier zeiget sich
Kein port für mich /
Dieweil ich itzt muß meiden
Den Leitstern meiner freuden.
Ich weiß / weil mich die noth bekriegt
An mehr als tausend enden /
Daß Amaranthe ruhig liegt /
In Morpheus süssen händen.
Daß ihre brust
Nicht ohne lust
Wird auff und nieder reisen /
Da mich die thränen speisen.
Ihr sterne lasst das blaue dach /
Und sencket euch hernieder /
Erfüll’t ihr kühles schlaffgemach /
Erwecket ihre glieder!
Verschweigt ihr nicht /
Wie meine pflicht
Mehr thränen hier vergossen /
Als sie der lust genossen.
Zeigt ihr / was Polydorus macht /
Der in dem feuer lebet /
Wie alle noth bey ihm erwacht /
Und schrecken um ihn schwebet.
Wie furcht und pein
Hier schwestern seyn /
Und dieses ihn betrübet /
Was er zu treu geliebet.
Rufft ihr in meinem namen zu:
Der Polydorus wachet /
Weil Amaranthe in der ruh
Der süssen träume lachet.
Es scheint / mein hertz
Läst solchen schmerz
So reichlich hier entspriessen /
Weil thränen mich begiessen.
Doch glaube / daß die rundte flut
Nicht ohne feuer qvillet.
Ich schwere / daß sie geist und blut
Mit tausend flammen füllet.
Wer bey der nacht
Der träume lacht /
Soll diese straff erkennen /
Er soll bey tage brennen.