Gedichte So ist’s!

Auf diesem schönsten der Planeten
Erheben furchtbar ihr Geschrei
Die theegepäppelten Poeten
Der Höhern-Töchterclerisei:

„Schon wieder Einer, der revoltert,
Schon wieder Einer, der nur schreit:
Der Menschheit Herz habt ihr gefoltert,
Ich bin der Geist der neuen Zeit!

Was will der Lump? Was? Räsonniren?
Der Kerl, scheint’s, hat den grossen Floh!
So jung noch und schon kritisiren!
O tempora! sagt Cicero.

Hm! Jedenfalls sitzt er im Dalles,
Doch, Teufel ja, wie dem auch sei!
Wir dulden alles, alles, alles,
Nur nicht Tendenzenreiterei!

Die Poesie ist keine Pfütze,
Sie brennt nicht wie ein Lampendocht,
Und nichts gilt uns ein Kopf voll Grütze,
Wenn sie das Herz nicht weich gekocht!“

Schon gut! So hört doch auf mit Schelten
Und schlagt mir nicht die Fenster ein!
Gewiss, ihr Herrn, ich lass es gelten:
Der Mensch lebt nicht von Brot allein!

Die Lerchen jubeln noch und klettern
An ihren Liedern in die Luft
Und dunkle Hochgewitter wettern
Noch nächtlich über Wald und Kluft.

Noch immer blüht im Lenz der Flieder,
Im Sommer duftet der Jasmin,
Die Nachtigall singt ihre Lieder
Und jeder Ton ein Blutrubin.

Und macht der Herbst dann seine Runde,
Umkreist das Adlerweib den Horst,
Dann wandert um die Mittagsstunde
Die Sonne golden durch den Forst.

Dann lieg ich träumerisch im Grase
Und freu mich, dass die Erde rund,
Und oft versetzt mich in Extase
Ein heisser, rother Frauenmund.

Und doch – o heilige Hippokrene! –
Wenn ihr das Ding so süss bereimt,
In Goldschnitt „gb.“ notabene
Und roth mit Callico beleimt:

Fällt mir der Nürnberger Trichter
Und Geibels schöner Wahrspruch ein:
Man kann ein guter lyrischer Dichter
Und doch ein dummer Teufel sein!


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