Gedichte Der jetzige Krieg

O Krieg des schöneren Lorbeers wert,
Der unter dem schwellenden Segel, des Wimpels Fluge,
Jetzo geführt wird, du Krieg der edleren Helden!
Dich singe der Dithyrambe, der keine Kriege sang.

Ein hoher Genius der Menschlichkeit
Begeistert dich!
Du bist die Morgenröte
Eines nahenden großen Tags!

Europas Bildung erhebt sich
Mit Adlerschwunge, durch weise Zögerung
Des Blutvergusses, durch weisere Meidung,
Durch göttliche Schonung,

In Stunden, da den Bruder tötend,
Der erhabene Mensch zum Ungeheuer werden muß.
Denn die Flotten schweben umher auf dem Ozean,
Und suchen sich, und finden sich nicht.

Und wenn sie verweht, oder verströmt, sich endlich erblicken:
So kämpfen sie länger als je
Den leichtzertrennenden Kampf
Um des Windes Beistand.

Und muß es zuletzt denn doch auch beginnen
Das Treffen; so schlagen sie fern. Fürchterlich brüllet
Ihr Donner; aber er rollt
Seine Tod‘ in das Meer.

Kein Schiff wird erobert, und keins, zu belastet
Von der hineinrauschenden Woge, versenkt,
Keins flammt in die Höh, und treibet,
Scheiter, umher über sinkenden Leichen.

Der Flotten, und der Schiffe Gebieter
Schlagen so, ohne gegebenes Wort.
Was brauchen sie der Worte die tiefer denkenden
Männer? Sie handeln! verstehen sich durch ihr Handeln!

Erdekönigin, Europa! dich hebt, bis hinauf
Zu dem hohen Ziel, deiner Bildung Adlerschwung:
Wenn unter deinen edleren Kriegern
Diese heilige Schonung Sitte wird!

O dann ist, was jetzo beginnt, der Morgenröten schönste;
Denn sie verkündiget
Einen seligen, nie noch von Menschen erlebten Tag,
Der Jahrhunderte strahlt.

Auf uns, die noch nicht wußten, der Krieg
Sei das zischendste, tiefste Brandmal der Menschheit!
Mit welcher Hoheit Blick wird auf uns herabsehn,
Wen die Heitre labt des goldenen Tages!

Warest du, Saite, wirklicher Zukunft Weissagerin?
Sahe der Geist, welcher dich umschwebt,
Göttermenschen? oder hat er vernichtungsscheue
Gottesleugner gesehn?


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