Wie in einem Schlaftrunk Spezerein
Löst sie leise in dem flüssigklaren
Spiegel ihr ermüdetes Gebaren;
Und sie tut ihr Lächeln ganz hinein.
Und sie wartet, daß die Flüssigkeit
Davon steigt; dann gießt sie ihre Haare
In den Spiegel und, die wunderbare
Schulter hebend aus dem Abendkleid,
Trinkt sie still aus ihrem Bild. Sie trinkt,
Was ein Liebender im Taumel tränke,
Prüfend, voller Mißtraun; und sie winkt
Erst der Zofe, wenn sie auf dem Grunde
Ihres Spiegels Lichter findet, Schränke
Und das Trübe einer späten Stunde.
(2 votes, average: 5,00 out of 5)
Ähnliche Gedichte
- Lampe und Spiegel „Sie faule, verbummelte Schlampe,“ Sagte der Spiegel zur Lampe. „Sie altes, schmieriges Scherbenstück,“ Gab die Lampe dem Spiegel zurück. Der......
- Das Mädchen Nachts vor’m Spiegel Vor’m Spiegel steht sie, die schöne Maid, Bei nächtlicher Zeit, Und spricht in magdlichem Scherze, Indem sie den eigenen Reiz......
- Spiegel der Muse Sich zu schmücken begierig, verfolgte den rinnenden Bach einst Früh die Muse hinab, sie suchte die ruhigste Stelle. Eilend und......
- Im Spiegel Ich sehe in den Spiegel. Was für ein unverschämter Blick mustert mich? Jetzt zieht er sich schon in sich selbst......
- Kurt von Spiegel O frommer Prälat, was ließest so hoch Des Marschalks frevlen Mut du steigen! War’s seine Gestalt deren Adel dich trog,......
- Dame auf einem Balkon Plötzlich tritt sie, in den Wind gehüllt, Licht in Lichtes, wie herausgegriffen, Wahrend jetzt die Stube wie geschliffen Hinter ihr......
- Die Caro-Dame Ich bin kein Mensch, aus dem man Staaten macht, Und keiner machte jemals Staat mit mir. Ich bin von jedem......
- An Ihren Spiegel O Du drey – viermahl mehr glückseeliger / als ich! Der du der Liebsten Glantz in deinem Auge trägest /......
- An Hafis Frage eines Wassertrinkers Die Schenke, die du dir gebaut, ist größer als jed Haus, Die Tränke, die du drin gebraut,......
- Abendphantasie eines Liebenden In weiche Ruh‘ hinabgesunken, Unaufgestört von Harm und Not, Vom süßen Labebecher trunken, Den ihr der Gott des Schlummers bot,......
- Bilderpoesie Setzt ihr aus Spiegeln den Spiegel zusammen? Warum denn aus Bildern Eure Gedichte? An sich ist ein Gedicht ja ein......
- Sommersneige Der grüne Sommer ist so leise Geworden, dein kristallenes Antlitz. Am Abendweiher starben die Blumen, Ein erschrockener Amselruf. Vergebliche Hoffnung......
- Eine Pflicht Schönheit, wo ich dich erblicke, Huldige ich deinem Licht, Und wie ich mich selbst erquicke, So erfüll‘ ich eine Pflicht.......
- Mein Trinklied Noch eine Stunde, dann ist Nacht; Trinkt, bis die Seele überläuft, Wein her, trinkt! Seht doch, wie rot die Sonne......
- Das Rosen-Innere Wo ist zu diesem Innen Ein Außen? Auf welches Weh Legt man solches Linnen? Welche Himmel spiegeln sich drinnen In......
- Auf die Sixtinische Madonna Das hätt‘ ein Mensch gemacht? Wir sind betrogen! Das rührt nicht her von einer ird’schen Hand! Das ist entstanden, wie......
- Meeresleuchten Aus des Meeres dunklen Tiefen Stieg die Venus still empor, Als die Nachtigallen riefen In dem Hain, den sie erkor.......
- Der Hund Da oben wird das Bild von einer Welt Aus Blicken immerfort erneut und gilt. Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding......
- Frühstück Rumpumpel macht das Mäulchen krumm So morgens um halb acht herum, Und keine fünf Minuten drauf Wacht Rumpumpel auf. Hu,......
- Aus meiner Kinderzeit Vaterglückchen, Mutterschößchen, Kinderstübchen, trautes Heim, Knusperhexlein, Tantchen Rös’chen, Kuchen schmeckt wie Fliegenleim. Wenn ich in die Stube speie, Lacht mein......
- Knabentod Vom Berg, der Knab‘, Der zieht hinab In heißen Sommertagen; Im Tannenwald, Da macht er Halt, Er kann sich kaum......
- Das erste Zechgelag Er sitzt zum ersten Mal – Gebt Acht, gebt Acht! – Vor dem Pocal – Ob ihr ihn taumlig macht!......
- Die Auswanderer Ich kann den Blick nicht von euch wenden; Ich muß euch anschaun immerdar: Wie reicht ihr mit geschäft’gen Händen Dem......
- Pennal Länger kann mein Herz ich nicht bezähmen – Ach du lieber Gott, ich tat es nie! – Doch Sie dürfen......
- Thränenregen Wir saßen so traulich beisammen Im kühlen Erlendach, Wir schauten so traulich zusammen Hinab in den rieselnden Bach. Der Mond......
- Mit einem Anakreonskopf und einem Fläschchen Rosenöl Als der Winter die Rosen geraubt, die Anakreons Scheitel Kränzten am fröhlichen Mahl, wo er die Saiten gerührt, Träufelt‘ ihr......
- Wohl zu merken Und wenn wir unterschieden haben, Dann müssen wir lebendige Gaben Dem Abgesonderten wieder verleihn Und uns eines Folge-Lebens erfreun. So,......
- Zerbinetta Noch glaub ich dem einen ganz mich gehörend, Noch mein‘ ich mir selber so sicher zu sein, Da mischt sich......
- Tändelei Ich schaute dir in’s Auge schnell, Du blicktest gar zu mild, Und lieblich sah ich, klar und hell, Darin mein......
- Mariens Bild Im kleinen Stübchen, das von ihrer Seele An reiner Zierde uns ein Abbild schenket, Sitzt sie und stickt, den holden......