1819
Was bring ich denn in Deiner Kinder Reihn
O Mutter! Dir an Deinem Ehrentage?
Darf ich Dir wohl zum Angebinde weihn
Was heute ich im vollen Herzen trage?
Nein Du verschmähest nicht was ich gefühlt,
So nimm es hin, mög es Dir Freude bringen
Und mög es aufwärts zu dem Vater dringen
Der unsre Gute Mutter stets erhielt.
Oh! sieh wie fröhlich alles zu Dir dringt,
Wie sie Dir reichen ihre kleinen Gaben,
Wie glücklich jedes, daß es etwas bringt,
Wie glücklich sie sich dünken Dich zu haben.
Doch hast der Gaben schönste Du erblickt?
Die Liebe ist’s die Dir aus allen Blicken
Entgegendringt, das kindliche Entzücken
Das Dich und uns an diesem Tag beglückt.
Doch sag woher den tränenschweren Blick,
Der uns betrübt an unsrem Freudentage?
Ist nicht vollendet unsres Hauses Glück?
So stört uns noch der Mutter stille Klage?
Ist es Erinnerung was Dir das Auge trübt?
Gedenkst Du wohl an die, so früh geschieden,
Die schon enteilten zu dem ew’gen Frieden
Die Du so zärtlich alle hast geliebt?
Hernieder schwebten sie vom schönern Land
Sie stehen hier in ihrer Kinder Kreise,
Sie führen uns zur Mutter, Hand in Hand,
Und rings um Dich erblickst Du keine Waise;
Und leise lispeln sie Dir ihren Dank,
Daß Du bewahrtest, wie Du fest geschworen,
Die Kleinen, die sie nicht für sich geboren,
Und daß das Werk so herrlich Dir gelang.
Drum freut euch Kinder, freut euch und gedenkt
Daß wo der Stern der Gnade aufgegangen
Auch uns ein Licht der Liebe ward geschenkt,
Das mit so warmer Treue uns umfangen. –
Fest hoffen wir noch lange Dich zu sehn
In heitrer Ruh umspielt von Deinen Lieben
Bis Du uns zuführst den Geliebten drüben,
Ja! dieser Glaube kann nicht untergehn.