Ein kleines Kind mit Flügeln
Kam jüngst mit muntern Schritten
In meinen Blumengarten.
Es ging in alle Gänge,
Und sah nach allen Beeten,
Und pflückte Rosenknospen,
Und haschte Schmetterlinge,
Die um die Rosen buhlten,
Und strich die göldnen Stäubchen
Von den gesprengten Flügeln.
Itzt wollt es wieder haschen,
Und hob die Hand behutsam,
Und grif, und zischte plötzlich,
Und zog sie schnell zurücke.
Ein Dorn vom Stamm der Rosen
Stach in den zarten Finger.
Es schwang die Hand für Schmerzen,
Und sahe nach der Wunde,
Und zog mit sauren Blicken
Den Dorn sich aus der Wunde.
Ich lauscht ihm gegen über,
Bey Doris in der Laube,
Und lachte seiner Minen.
Schnell winkt es mit dem Kopfe,
Und griff nach Pfeil und Bogen,
Und sagte leise: Spötter,
Weisst du wie Wunden schmerzen?
Du sollst es bald erfahren;
Und zielte mit dem Bogen,
Und, eh ich mirs versahe,
Stach mir der Pfeil im Herzen.
O, wie ward mir zu Muthe!
Ich sank für Schmerzen nieder,
Und dachte schnell zu sterben.
Doch Doris, meine Taube,
Entzog den Pfeil der Wunde,
Und salbte sie mit Salben,
Und streichelte sie zärtlich,
Und linderte die Schmerzen,
Und so ward ich geheilet.
Hinfort will ich des Losen,
Dieß weiß ich, nicht mehr spotten.
Wenn mich die schöne Doris
Aus Mittleid nicht geheilet,
So wär ich schon gestorben.