Herwegh
Drei Gutenbergslieder
Juni 1840. I. Die Sonne, der wir lang geharrt, Ist endlich aufgegangen; Wir schauen ihre Himmelfahrt Voll Sehnen und Verlangen….
Für Polen
Das Lied vom Rhein – es klang so hell Im Süden gestern noch und Norden; Wie ist das Weiße doch…
Jacta alea est!
1841 Wiewohl mein‘ fromme Mutter weint, Da ich die Sach‘ hätt‘ g’fangen an: Gott woll‘ sie trösten, es muß gahn,…
Der schlimmste Feind
Dies Volk, das seine Bäume wieder Bis in den Himmel wachsen sieht Und auf der Erde platt und bieder Am…
Gutenbergslied
Bei der Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst zu Konstanz, 1840 Kennt ihr, kennt ihr das freie Wort, Das mit der…
Rheinweinlied
Okt. 1840 Wo solch ein Feuer noch gedeiht, Und solch ein Wein noch Flammen speit, Da lassen wir in Ewigkeit…
Reiterlied
1841 Die bange Nacht ist nun herum, Wir reiten still, wir reiten stumm, Und reiten ins Verderben. Wie weht so…
Der sterbende Trompeter
1840 Der Teufel, daß ich daniedersank! Wie werden die polnischen Lanzen, Wie werden die Schwerter bei anderem Klang Den Schlachtenreigen…
Die Partei
An Ferdinand Freiligrath Die ihr gehört – frei hab‘ ich sie verkündigt: Ob jedem recht: – schiert ein Poet sich…
Anastasius Grün
(Wien, 13. Februar 1840. Anastasius Grün befindet sich seit einigen Tagen hier, um sich um den Kammerherrnschlüssel zu bewerben, da…
Dem deutschen Volk
1841 Deutschland, o zerrissen Herz, Das zu Ende bald geschlagen, Nur um dich noch will ich klagen, Und in einer…
Veni, creator spiritus!
O sprich, was soll es werden Mit dir, du deutscher Geist! Du bist ja auf der Erden Entfremdet und verwaist!…
Vom armen Jakob und von der kranken Lise
– – – Weh dem Geschlecht Der Zwerglein, die sich brüsten, und die thronen! Im Finstern wimmelt’s ohne Brot und…
Wohlgeboren und Hochwohlgeboren
Von zwei deutschen Dichtern in Paris. I. Wohlgeboren So hab‘ ich es nach langen Jahren Zu diesem Posten noch gebracht…
Einkehr in die Schweiz
Im Frühjahr 1840 Alles ringt sich von der Scholle, Alles ist emporgestiegen; Will am End‘ die blütenvolle Erde in den…
Im Frühjahr
Lustig auf! die Erde glänzt, Ein gefüllter Freudenbecher, Und der trunkne Himmel kränzt Sich sein Haupt, ein froher Zecher. Üppig…
Groß
„Seid umschlungen, Milliarden!“ Hör ich mit Begeisterung Singen unsre Einheits-Barden: Welche Federn! welcher Schwung! Sah man jemals solche Beute? Wir…
Bei Hamburgs Brand
Ein freies Wort in Hamburgs Flammen! Denn in den Flammen seht ihr’s gern; Es wird mich Fürst und Volk verdammen…
Strophen aus der Fremde
1839 I. Auf dem Berge Da wären sie, der Erde höchste Spitzen! Doch wo ist der, der einst an sie…
1841. 1843
Die Lust war groß, drum ist das Leid unsäglich; Ganz Deutschland sprang begeistert auf vom Sitze Und prüfte träumend seiner…
Auch ein Fortschritt
Wir zogen von Gotha bis Eisenach In zehen Jahren, gemach, gemach; Von Gotha bis Eisenach sind drei Meilen – Staatsmänner…
Der Gang um Mitternacht
1840 Ich schreite mit dem Geist der Mitternacht Die weiten stillen Straßen auf und nieder – Wie hastig ward geweint…
Die Arbeiter an ihre Brüder
Frei nach dem Türkischen Wir schüren in den Essen Die Feuer Tag und Nacht, Am Webstuhl, an den Pressen Steht…
Zum Andenken an Georg Büchner, den Verfasser von „Dantons Tod“
Zürich, im Februar 1841 Die Guten sterben jung, Und deren Herzen trocken, wie der Staub Des Sommers, brennen bis zum…
Protest
1841 Solang ich noch ein Protestant, Will ich auch protestieren, Und jeder deutsche Musikant Soll’s weiter musizieren! Singt alle Welt:…
O wag es doch nur einen Tag!
Frisch auf, mein Volk, mit Trommelschlag Im Zorneswetterschein! O wag es doch, nur einen Tag, Nur einen, frei zu sein!…
Der Freiheit eine Gasse!
1841 Vorm Feinde stand in Reih‘ und Glied Das Volk um seine Fahnen, Da rief Herr Struthahn Winkelried: „Ich will…
Den Deutschen
Eine Vision Ich hatt‘ ein seltsam Traumgesicht: Da saß Gott Vater zu Gericht Und rief jedwede Nation Herbei vor seinen…
Die Schweiz
1842 Land der Sehnsucht, drin die Berge wie der Freiheit Prachtstatüen, Wie aus blankem Gold und Silber von dem Herrn…
An die Zahmen
1841 Die ihr im Abendsäuseln schon Des Herren Spur gewahrt, Und denen er im Kräuseln schon Der See sich offenbart…
Heinrich Heine
Mit uns allen geht es ex; „Trägst du noch so hoch den Scheitel“, Spricht ein alter Versifex, „Unter der Sonn…
Aus den Bergen
Jeder Mensch hat seinen Stern, Jeder Hofrat seinen; Jeder Pudel seinen Kern: Laßt auch mir den meinen! Ward mir leider…
Der letzte Krieg
1841 Wer seine Hände falten kann, Bet‘ um ein gutes Schwert, Um einen Helden, einen Mann, Den Gottes Zorn bewehrt!…
An den König von Preußen
Einst hat ein beßrer Mann gewagt, Mit seinem Lied vor dich zu treten; Du kennst ihn, der so unverzagt Die…
Ufnau und St. Helena
1841. I. Laut mit dem Schwall der Wogen ringend, Durchzieht den See der stolze Dämpfer, Und braust, das Schweizerbanner schwingend,…
Eine Erinnerung
Als Polens letzte Schlacht verloren, Da ging’s hinunter an den Rhein, Und auf den Bergen ward geschworen: „Wir wollen freie…
Die Rute
Kaum geht im deutschen Land ein Riegel, Ein Schloß und eine Kette los: So steckt man hinter unsres Rheines Spiegel…
Das Reden nimmt kein End
Zu Frankfurt an dem Main – Sucht man der Weisen Stein; Sie sind gar sehr in Nöten, Moses und die…
Unseren Künstlern
Quand même noch zwei Sonette! I. Bei einem Gemälde von Cornelius Die Zeit ist die Madonna der Poeten, Die Mater…
Schlechter Trost
1840 Du wirst ein schöner Leben schauen, Und ewig, ewig bleibt es dein; Man wird dir goldne Schlösser bauen, Nur…
Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein
You are many, they are few. (Eurer sind viele, ihrer sind wenige.) Bet und arbeit! ruft die Welt, Bete kurz!…
Die drei Zeichen
1842 Drei Zeichen hat uns Gott bestellt, Daß wir die Herren dieser Welt: Das ist der goldne Wein, Das ist…
Heidenlied
„Der verfluchte Faffe weiß selbst nicht, was e wil; hol ihn der Deuffel!“ Friedrich der Große Wie lebten doch die…
Die Jungen und die Alten
1840 „Du bist jung, du sollst nicht sprechen! Du bist jung, wir sind die Alten! Laß die Wogen erst sich…
Epilog zum Kriege
Germania, der Sieg ist dein! Die Fahnen wehn, die Glocken klingen, Elsaß ist dein und Lotharingen; Du sprichst: „Jetzt muß…
Gesang der Jungen
bei der Amnestierung der Alten 1841 Wie Wogendonner vom fernen Meer, Wie Wetter und Sturm im Lenze, So brauset der…
Amnestie
Sie lächeln! – doch ihr Lächeln ist verloren, Vergebens ihrer Blicke Sonnenschein; Wie ich für Fürstendonner keine Ohren, Hab‘ ich…
Neujahr
1841 Herr, o Herr, soll größer noch Deine Kette werden? Reicht sie von dem Himmel doch Längst herab zur Erden!…
Leicht Gepäck
1840 Ich bin ein freier Mann und singe Mich wohl in keine Fürstengruft, Und alles, was ich mir erringe, Ist…
Das freie Wort
1841 Sie sollen alle singen Nach ihres Herzens Lust; Doch mir soll fürder klingen Ein Lied nur aus der Brust:…
Der beste Berg
1841 Es ist ein Berg auf Erden, Der Gutenberg genannt, Der soll besungen werden Wohl auf und ab im Land….
Die Epigonen von 1830
Paris, Nov. 1841 I. Geschworen hatt‘ ich in der Stille: Nein, keine Verse in Paris! Doch dies die Wiege der…
An den Verstorbenen
1841 O Ritter, toter Ritter, Leg‘ deine Lanze ein! Sie soll in tausend Splitter Von mir zertrümmert sein. Heran auf…
Zukunftslied
Übermüt’ge Triumphierer, Weh euch, wenn ihr’s noch nicht fühlt, Wie der treffliche Minierer Schon den Boden unterwühlt, Daß ihr in…
An Richard Wagner
I Vielverschlagner Richard Wagner, Aus dem Schiffbruch von Paris Nach der Isarstadt getragner, Sangeskundiger Ulyß! Ungestümer Wegebahner, Deutscher Tonkunst Pionier,…
Ordonnanzen!
Ordonnanzen! Ordonnanzen! Meine Völker müssen tanzen, Wie ich ihnen aufgespielt! Eins – zwei – drei – und Runde! Runde! Tanzet,…
Schlußlied
1841 Was soll der Becher, Ihr tobenden Zecher, Was soll die funkelnde Flasche In eurer Hand? Es trauert in Sack…
Die deutsche Flotte
Erwach‘, mein Volk, mit neuen Sinnen! Blick‘ in des Schicksals goldnes Buch, Lies aus den Sternen dir den Spruch: Du…
Mein Deutschland, strecke die Glieder!
Mein Deutschland, strecke die Glieder Ins alte Bett, so warm und weich; Die Augen fallen dir nieder, Du schläfriges deutsches…
Zuruf
1841 Schaut der Sonne Auferstehn! Strahlend blickt sie in die Runde, Strahlend, wie zur ersten Stunde, Und hat vieler Jahre…
Pour le mérite
Sie wollen dir den Tag entfernen, Der schon so frisch am Himmel weht: Das ist’s, was in den neuen Sternen…
Auch dies gehört dem König
Ich wußt‘, ein König ist ein irrer Stern, Und nur der Zufall regelt ihm die Bahnen – Doch warnt‘ ich…
Verrat!
Verrat – ihr habt’s gesprochen, Verrat – ihr habt’s erkannt. Es sei mit euch gebrochen; Die Brücken sind verbrannt. Doch…
An Frau Karolina S. in Zürich
1841 Nur zagend lass‘ ich meinen Worten Vor andern Menschen ihren Lauf; Dir schließen sich die letzten Pforten Von meinem…
Das Lied vom Hasse
1841 Wohlauf, wohlauf, über Berg und Fluß Dem Morgenrot entgegen, Dem treuen Weib den letzten Kuß, Und dann zum treuen…
Wer ist frei?
1841 Der ist allein ein freier Mann, Und seiner sei gedacht, Der sie sich selbst verdienen kann, Die Freiheit in…
Den Einbastillierten
Das war ein Sprengen aller Bande Und durch die Welt ein froher Klang! Doch überm Rhein am Frankenstrande Entschlief der…
Vive le Roi!
(Frei nach Hégésippe Moreau.) 1840 Vive le roi!… Wie haben Trugpropheten Mit diesem Lügenwunsch ihn doch berauscht! Wie gierig haben…
Was macht Deutschland?
Ein immerwährender Kalender für alle Tage des Jahres Oktober 1859 Sonntag. Deutschland pflegt sich – Wohl zu besinnen. Montag. Deutschland…
Morgenruf
Die Lerche war’s, nicht die Nachtigall, Die eben am Himmel geschlagen: Schon schwingt er sich auf, der Sonnenball, Vom Winde…
Béranger
1840 Frühling! Frühling! Die Feder wird zur Schwinge, Und jedes Elend eine Seligkeit! Frühling! Frühling! Der Griffel wird zur Klinge,…
Immer mehr!
Allüberall Geschrei nach Brot, Vom Atlas bis Archangel! In halb Europa Hungersnot, Im halben bittrer Mangel! Die Scheuern leer, die…
Abfertigung
Ein bettelpreußisches Journal Hat mir durch einen grünen Jungen Im Tone „nationalliberal“ Ein de profundis abgesungen. Vielleicht hat’s recht, trägt…
Achtzehnter März
Achtzehnhundert vierzig und acht, Als im Lenze das Eis gekracht, Tage des Februar, Tage des Märzen, Waren es nicht Proletarierherzen,…
Arndts Wiedereinsetzung
1841 O Jubelbotschaft, die zu uns gekommen! O selten, selten Glück! Ihr hattet einen starken Mann genommen, Und gebt uns…
Vive la République!
Beim Alpenglühen gedichtet 1840 Berg an Berg und Brand an Brand Lodern hier zusammen; Welch ein Glühen! – ha! so…
Husarenlied
Es flammt mein Herz, es schwillt mein Mut, Ich schwinge meinen Stahl, Und hätt‘ ich einen Federhut, So wär‘ ich…
Polen an Europa
Der heil’ge Krieg ist neu entglommen, Die Söhne Polens werden wach, Wir haben unser Schwert genommen Nach fünfzehn Jahren tiefer…
An die deutsche Jugend
Bei Gelegenheit der Verbannung von Robert Prutz Ihr spottet unser, stolze Würdenträger? Baut nicht zu viel auf euer Ahnenschild! Vielleicht…
An die deutschen Dichter
1840 Seid stolz! es klingt kein Gold der Welt Wie eurer Saiten Gold; Es ist kein Fürst so hoch gestellt,…
Champagnerlied
Epernay, Herbst 1841 Wir griffen jüngst, den Weltbrand anzufachen, Ihr Brüder, nach dem Schwert; Doch diese Welt, so laßt uns…
Avis in betreff etwaiger Druckfehler
Voll von Fehlern ist dies Buch; Freiheit steht auf jeder Seite; Gleichviel – gebt ihm euern Fluch Oder Segen zum…
Duett der Pensionierten
Die Anerkennung, welche dem einer unserer ersten Familien (in Lübeck) angehörenden Dichter Em. Geibel vom König von Preußen zuteil wurde,…
Kein Preußen und kein Österreich!
Kein Preußen und kein Österreich! Ein Deutschland! wie vermessen! Der Jungfer wurd das Herz so weich, Sie freut sich wie…
Harmlose Gedanken
I. Ist nicht Deutschland mehr als je derselben Katastrophe ausgesetzt, von der es in den ersten Jahren dieses Säkulums ereilt…
Gegen Rom
1841 Noch einen Fluch schlepp‘ ich herbei: Fluch über dich, o Petri Sohn! Fluch über deine Klerisei! Fluch über deinen…