1.
Ach was wolt ihr trüben Sinnen
Doch beginnen!
Traurig seyn hebt keine Noth /
Es verzehrst nur die Hertzen /
Nicht die Schmertzen /
Und ist ärger als der Tod.
2.
Dornenreiches Ungelücke /
Donnerblicke /
Und des Himmels Härtigkeit
Wird kein Kummer linder machen;
Alle Sachen
Werden anders mit der Zeit.
3.
Sich in tausend Thränen baden
Bringt nur Schaden /
Und verlöscht der Jugend Licht;
Unser seuffzen wird zum Winde;
Wie geschwinde
Aendert sich der Himmel nicht!
4.
Heute wil er Hagel streuen /
Feuer dräuen;
Bald gewehrt er Sonnenschein /
Manches Irrlicht voller Sorgen
Wird uns Morgen
Ein bequemer Leitstern seyn.
5.
Bey verkehrten Spiele singen /
Sich bezwingen /
Reden was uns nicht gefällt /
Und bey trüben Geist und Sinnen
Schertzen können /
Ist ein Schatz der klugen Welt.
6.
Uber das Verhängnüß klagen
Mehrt die Plagen /
Und verräth die Ungeduld;
Diesem / der mit gleichem Hertzen
Trägt die Schmertzen /
Wird der Himmel endlich hold.
7.
Auff O Seele! du must lernen
Ohne Sternen /
Wenn das Wetter tobt und bricht /
Wenn der Nächte schwartze Decken
Uns erschrecken /
Dir zu seyn dein eigen Licht.
8.
Du must dich in dir ergetzen
Mit den Schätzen /
Die kein Feind zunichte macht;
Und kein falscher Freund kan kräncken
Mit den Räncken /
Die sein leichter Sinn erdacht.
9.
Von der süssen Kost zu scheiden /
Und zu meiden /
Was des Geistes Trieb begehrt /
Sich in sich stets zubekriegen /
Und zu siegen /
Ist der besten Crone werth.