Gedichte An Markolf

Man hört dich ohne Maaß und Ziel
Spott und Verläumdung speyn,
Und du willst ehrlich seyn?
Markolf, du stielst zwar nicht,
Doch fehlt dir nicht zu viel zum Schelm und Bösewicht;
Zum Tugendhaften fehlt dir viel!

C. Neue Gedichte vom Verfasser des Frühlings

An die verwittwete Hauptmannin Freyfrau von der Golz auf Patrow etc. etc
Die Gütigkeit, die Ewr. Gnaden ehemals hatten, auf die Beförderung meines Glücks bedacht zu seyn, ist mir allemal in frischem Angedenken geblieben, und wird mir auch niemals daraus verlöschen, ohngeachtet Ewr. Gnaden, nach Dero mir bekannten Gesinnung, sie vielleicht selber vergeßen haben. Erlauben Sie mir demnach, daß ich Ihnen hierdurch, obgleich späte, ein Zeugniß meiner Dankbarkeit ablege, und Dieselben versichre, daß die Hochachtung, die ich für Dero ungemeine Eigenschaften habe, nie aufhören wird.

E. C. v. K.

Vorbericht

Diese wenigen Gedichte sind unter vielen Zerstreuungen aufgesetzt worden, und der Verfaßer hat so wenig Arbeit daran gewandt, daß ihm vielmehr ihre Verfertigung zur Erhohlung von anderer Arbeit gedient hat. Er wird daher zufrieden seyn, wenn sie nur Kennern nicht ganz mißfallen.
Es sind einige Idyllen darunter. Dem Verfaßer hat immer gedünkt, daß die Franzosen die Idylle dadurch zu sehr eingeschränkt haben, daß sie den Stoff dazu, allein aus dem Schäferleben entlehnt. Das Landleben ist überhaupt dazu geschickt, und es kommt nur darauf an, daß man niedrige und ungesittete Ideen aus derselben entfernt, um sie gefällig zu machen. So hat Theokrit Hirten – und Fischer-Idyllen, und Bion eine Vogelsteller-Idylle mit vielen Beyfall verfertiget; und des Grotius Nauticum, und Sannazars Piscatoria, sind auch Beweise, daß das Schäferleben nicht allein zu dieser Art von Gedichten geschickt ist. Nach diesem Beyspiele hat der Verfaßer ein paar Gärtner-Idyllen und eine Fischer-Idylle gewagt. Es würde anstößig gewesen seyn, wenn derselbe Kunst-Gärtner darin aufgeführt hätte, er hoft aber nicht, daß die seinigen den Geschmack beleidigen werden, und wenn es der Nahme thut, so kan ihn die Gewohnheit erträglich machen.


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Gedichte An Markolf - Kleist