Gedichte Auff Herrn Doctor Johann Geißels Hochzeit

VNd jhr / Herr Bräutigam / vermeynet frey zu bleiben
Durchs Regiment der Lieb‘ / vnd laßt bey jhr euch schreiben /
In dem gantz Teutschland fast anjetzt zu Felde liegt /
Vnd vnser schönes Reich sich feindlich selbst bekriegt.
Nein; hier ist gleichfals Streit. ich will nicht viel vermelden
Wie die Amazonen gleich allen hohen Helden
Sich mit der Faust erzeigt / die Brüste weg gebrand /
Den Spieß daran gesetzt / vnd auff den Feind gerannt.
So auch erwehn‘ ich nichts von der Spartaner Frawen /
Wie sie jhr Hertze mehr dann Weiblich lassen schawen /
Als Pyrrhus in jhr Land die Elephanten bracht /
Vnd jhre Männer selbst verzagt dardurch gemacht.
Wil von der Böhmischen Valasca nichts nicht sagen /
Die sieben Männer hat in einem Streit‘ erschlagen /
Vnd vielen andern mehr / die mit gewehrter Hand
Nicht weniger behertzt / nur minder sind bekand.
Diß laß ich alles gehn; ich will nur bloß berühren /
Wie Venus Krieg auch pflegt gleich als jhr Mars zu führen.
Die Jugend zuvorauß taug vnter beyder Fahn:
Ein alter Knecht ist schwach: so auch ein alter Mann.
Sie halten beyde Wach. Hier dieser steht gemeine
Für seines Hertzen Haus / der für dem Capitayne:
Sie wenden jhr Gemüth vnd Augen für vnd für
Der auff des Feindes Thor; der auff der Liebsten Thür.
Ein Kriegesmann muß fort durch Wind / Schnee / Frost vnd Regen:
Ist dessen schönste weg / er leßt sich nichts bewegen /
Zeucht vber Land vnd See / fragt nach den Wellen nicht:
Sein Wind ist jhre Gunst / sein Nortstern jhr Gesicht.
Ein Landsknecht darff allzeit nach Weine sich nicht sehnen /
Lescht offtmals mit der Bach: ein Buhler mit den Threnen.
Der Krieg ist vngewiß: auch hier ist schlüpffrig Eiß;
Man weiß nicht was man will / vnd will nit was man weiß.
Diß Volck ist auch bewehrt: die Stirnen sind die Schantzen /
Die Oberwehr der Mund / die Augen jhre Lantzen /
Die Brüst‘ ein ander Schild. wer lieben Faulheit nennt /
Der gibt genung an Tag wie wenig er es kennt.
Achilles der ist nie so laß von Troja kommen /
Als wann Briseis jhm den starcken Sinn benommen:
So matt gieng Hercules von keiner Helden That /
Als wann jhn Omphale / er sie gefangen hat.
Den edlen grossen Mann hat noch deß Löwens Rachen /
Noch die Stymphalides / noch bleiche Gifft deß Drachen /
Vnd was deß Wesens mehr / nie vnter sich gebracht /
Doch ward sein hoher Sinn gelegt durch Weibermacht.
So köndte mancher nun wol diß vnd jenes sagen;
Mich aber meines Theils / Herr Bräutigam / zu fragen /
Ich halt‘ es gantz mit euch. Hier ist kein andrer Streit /
Als der erreget wird durch Lieb‘ vnd Freundligkeit /
Durch Freundligkeit vnd Lieb‘. O wol / der weit von Kriegen /
Von Kämpffen / Haß vnnd Neyd hier schöpffet sein Genügen /
Hie findet seine Lust/ nimpt keines Feindes wahr /
Ist jnner Rast vnd Rhue / vnd ausser der Gefahr.
Hört nicht das Feldgeschrey vnd der Posaunen Krachen /
Darff von den donnernden Kartaunen nicht erwachen /
Sieht nicht die Lufft voll Staub / die Stätte voller Brand /
Die Felder ohne Feld / die Leichen in dem Sand‘.
Er darff in Todesangst nicht Augenblicklich schweben /
Kan weit von falscher Lust mit seiner Freundin leben /
Legt aller Sorgen Last in ihren Armen hin /
Stellt nur auff Gott vnd sie sein Hertze / Muth vnd Sinn.
Nun diesen Port sollt ihr / O werther Freund erlangen:
Die schöne Zierligkeit / der Schnee der weissen Wangen /
Der hellen Augen Glantz / die freundliche Gestalt
So euch fieng zuvorhin / habt ihr jetzt in Gewalt.
Die Lippen. Aber seht das grosse Liecht der Erden /
Die Sonn‘ ist in das Meer mit ihren schnellen Pferden /
Der silberweisse Mond‘ hat sich herfür gemacht /
Streckt seine Strahlen auß / steht in der Lufft vnd wacht.
Viel tausend tausend par der wunderschönen Sternen
Sind vmb den Himmel her euch zu zusehn von fernen /
Vnd gantz bey sich bedacht so lange da zu stehn /
Biß sie euch sehn nicht so wie jetzt von sammen gehn.
Die schöne Venus kömpt mit ihren kleinen Knaben:
Der führt die Braut herzu / der will die Fackel haben /
Ein jeder ist bemüht: die Göttin selber lacht /
Sieht Braut vnd Bräutgam an / wündscht jnen gute Nacht /
Vnd singet vberlaut: Geht hin / ihr Kinder / gehet /
Vnd flieht dasselbe nicht / da manches Sinn nach stehet:
Geht hin / ihr liebes par / geht / geht das Streiten ein;
Dann sonst kan zwischen euch kein rechter Friede seyn.


1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Gedichte Auff Herrn Doctor Johann Geißels Hochzeit - Opitz