Die Narde

Nach einem venezianischen Bilde Die brave Marthe tat, was sie vermocht‘ Sie rupfte, spickte, briet und sott und kocht‘. Sie…


Der Pilger und die Sarazenin

Jüngst am Libanon in einem Kloster, Drin ich eine kurze Reiserast hielt, Langsam durch die kühlen Hallen wandelnd, Blieb ich…


Ein bißchen Freude

Wie heilt sich ein verlassen Herz, Der dunkeln Schwermut Beute? Mit Becher-Rundgeläute? Mit bitterm Spott? Mit frevlem Scherz? Nein, mit…


La Blanche Nef

„Herr König, ich bin Steffens Kind, Der den Erobrer einst geführt! Es ist ein Lehn, daß mein Gesind, Mein Schiff…


König Etzels Schwert

Der Kaiser spricht zu Ritter Hug: „Du hast für mich dein Schwert verspellt, Des Eisens ist bei mir genug, Geh,…


Der Kaiser und das Fräulein

Hoch am Septimer, dem Kaiserpasse – Denn die Kaiser pflegten nach Italien Über dieses Bergesjoch zu reiten – Hielt ich…


Der Lieblingsbaum

Den ich pflanzte, junger Baum, Dessen Wuchs mich freute, Zähl ich deine Lenze, kaum Sind es zwanzig heute. Oft im…


Ja

Nach einer alten Skizze Als der Herr mit mächt’ger Schwinge Durch die neue Schöpfung fuhr, Folgten in gedrängtem Ringe Geister…


Kaiser Friedrich der Zweite

In den Armen seines Jüngsten Phantasiert der sieche Kaiser, An dem treuen Herzen Manfreds Kämpft er seinen Todeskampf. Mit den…


Fingerhütchen

Liebe Kinder, wißt ihr, wo Fingerhut zu Hause? Tief im Tal von Acherloo Hat er Herd und Klause; Aber schon…


Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl und fallend Er voll der Marmorschale Rund, Die, sich verschleiernd, überfließt In einer zweiten Schale Grund; Die…


Schillers Bestattung

Ein ärmlich düster brennend Fackelpaar, das Sturm Und Regen jeden Augenblick zu löschen droht. Ein flatternd Bahrtuch. Ein gemeiner Tannensarg…


In einer Sturmnacht

Es fährt der Wind gewaltig durch die Nacht, In seine gellen Pfeifen bläst der Föhn. Prophetisch kämpft am Himmel eine…


Ein Lied Chastelards

Sehnsucht ist Qual! Der Herrin wag ich’s nicht zu sagen, Ich will’s den dunkeln Eichen klagen Im grünen Tal: Sehnsucht…


Spiel

Denkst, Freund, des wilden Knabenspiels du noch, Das wir getrieben einst am Bergesjoch, Wann unser freud’ger Wandertag verglomm Und höher…


Der Schreckliche

Benvenuto, sprich, was schmiedest Du wie rasend in der Werkstatt? Welches ungeheure Kunstwerk? – „Messer! Scharfe, feine Messer!“ Benvenuto, sprich,…


Alles war ein Spiel

In diesen Liedern suche du Nach keinem ernsten Ziel! Ein wenig Schmerz, ein wenig Lust, Und alles war ein Spiel….


Alte Schweizer

Sie kommen mit dröhnenden Schritten entlang Den von Raffaels Fresken verherrlichten Gang In der puffigen alten geschichtlichen Tracht, Als riefe…


Die Lautenstimmer

Schlummernd jüngst in Waldesraum Hatt ich einen hübschen Traum: Etwas regt sich in der Heike, Etwas klimpert im Verstecke. Das…


Brautgeleit

Ich sehe dich, den Kranz im Haar, Die zur Vermählung schreitet, Von einer jungen Genienschar Umjubelt und begleitet. Ein kleines…


Napoleon im Kreml

Er nickt mit seinem großen Haupt Am Feuer eines fremden Herds: Im Traum erblickt er einen Geist, Der seines Purpurs…


Zwei Segel

Zwei Segel erhellend Die tiefblaue Bucht! Zwei Segel sich schwellend Zu ruhiger Flucht! Wie eins in den Winden Sich wölbt…


Die kleine Blanche

An dem kleinen Hofe von Navarra War das Leben eine lose Fabel, Eine drohnde oder heitre Maske, Eine überraschende Novelle,…


Jung Tirel

„Jung Tirel, fuhrest über See? Jung Tirel, mir willkommen hie! Sahst du so dunkle Forste je? So stolze Forste sahst…


Ewig jung ist nur die Sonne

Heute fanden meine Schritte mein vergeßnes Jugendtal, Seine Sohle lag verödet, seine Berge standen kahl. Meine Bäume, meine Träume, meine…


Das Goldtuch

„Ihr Mägde, schaut, was ihr im Schreine habt! Nicht darfst du mir von hinnen unbegabt, Mein blondgelockter Enkel, der mir…


Vor der Ernte

An wolkenreinem Himmel geht Die blanke Sichel schön, Im Korne drunter wogt und weht Und rauscht und wühlt der Föhn….


Das verlorene Schwert

Der Gallier letzte Burg und Stadt erlag Nach einem letzten durchgekämpften Tag Und Julius Cäsar tritt in ihren Hain, In…


Einer Toten

Wie fühl ich heute deine Macht! Als ob sich deine Wimper schatte Vor mir auf diesem ampelhellen Blatte Um Mitternacht!…


Das Reiterlein

Das Bächlein nimmt nach der Loire den Gang, An beiden Seiten Auf und ab, die Ufer entlang Spähn sie und…


Reisephantasie

Mittagsruhe haltend auf den Matten In der morschen Burg gezacktem Schatten, Vor dem Türmchen eppichübersponnen, Hab ich einen Sommerwunsch gesonnen,…


Der Marmorknabe

In der Capuletti Vigna graben Gärtner, finden einen Marmorknaben, Meister Simon holen sie herbei, Der entscheide, welcher Gott es sei….


Ich würd es hören

Läg dort ich unterm Firneschein Auf hoher Alp begraben, Ich schliefe mitten im Juchhein Der wilden mitten Hirtenknaben. Wo sonst…


Die alte Brücke

Dein Bogen, grauer Zeit entstammt, Steht manch Jahrhundert außer Amt; Ein neuer Bau ragt über dir: Dort fahren sie! Du…


Allerbarmen

An dem Bauerhaus vorüber Schritt ich eilig, weil mir grauste, Weil im dumpfen Hof ein trüber, Brütender Kretine hauste. Schaudernd…


Die toten Freunde

Das Boot stößt ab von den Leuchten des Gestads. Durch rollende Wellen dreht sich der Schwung des Rads. Schwarz qualmt…


Papst Julius

Halb vom Hades schon bezwungen, Von Lemuren schon umschwebt, Hat er doch sich losgerungen- Sieh, er atmet! Sieh, er lebt!…


Thespesius

Zwei Greise ruhten unter einer Pinie, Stab neben Stab, an einer Quelle klarer Flut, Wo wandernd sie begegnet sich von…


Der Kamerad

Mit dem Tode schloß ich Kameradschaft. Ober einem vollen Humpen saßen Oft wir nächtens und philosophierten. Auch zusammen gingen wir…


Die Söhne Haruns

Harun sprach zu seinen Kindern Assur, Assad, Scheherban: „Söhne, werdet ihr vollenden, was ich kühnen Muts begann? Seit ich Bagdads…


Hohe Station

Hoch an der Windung des Passes bewohn ich ein niedriges Berghaus – Heut ist vorüber die Post, heut bin ich…


Camoëns

Camoëns, der Musen Liebling, Lag erkrankt im Hospitale. In derselben armen Kammer Lag ein Schüler aus Coimbra, Ihm des Tages…


Thibaut von Champagne

„Heim bin ich aus dem Morgenland an Seel und Leib gesund, Mich durstet‘ in der Wüste Sand nach Euerm frischen…


Der trunkene Gott

Weiße Marmorstufen steigen Durch der Gärten laub’ge Nacht, Schlanke Palmenfächer neigen In des Himmels blaue Pracht. Über Tempeln, Hainen, Grüften…


In der Sistina

In der Sistine dämmerhohem Raum, Das Bibelbuch in seiner nerv’gen Hand, Sitzt Michelangelo in wachem Traum, Umhellt von einer kleinen…


Über einem Grabe

Blüten schweben über deinem Grabe. Schnell umarmte dich der Tod, o Knabe, Den wir alle liebten, die dich kannten, Dessen…


Don Fadrique

Don Fadrique bringt ein Ständchen Der possierlichen Pepita: „Liebchen, strecke durch die Türe Deines Füßchens Spitze nur!“ Und die drollige…


Schwarzschattende Kastanie

Schwarzschattende Kastanie, Mein windgeregtes Sommerzelt, Du senkst zur Flut dein weit Geäst, Dein Laub, es durstet und es trinkt, Schwarzschattende…


Sonntags

Ich liebe, Nymphe, deine keusche Flut, Die kühl im allertiefsten Walde ruht. Du spiegelst weder Stadt noch Firneschnee, Den Himmel…


Das Joch am Leman

„Die einen liegen tot mit ihren Wunden, Die andern treiben wir daher gebunden! Den Römeraar der Zwillingslegion, Im Männerkampf, im…


Der Musensaal

Jüngst trug ein Traum auf dunkler Schwinge mich Nach Rom, der ew’gen Stadt. Den Vatikan Betrat ich. Ich betrat den…


Hussens Kerker

Es geht mit mir zu Ende, Mein Sach und Spruch ist schon Hoch über Menschenhände Gerückt vor Gottes Thron, Schon…


Conquistadores

Zwei edle Spanier halten Wacht Und einer spricht zum andern: „Señor, mir deucht, der Teufel lacht, Wie wir ins Leere…


Der Tod und Frau Laura

Es war in Avignon am Karneval, Daß sich ein Mörder in den Reigen stahl, Und daß die Pest verlarvt sich…


Michelangelo und seine Statuen

Du öffnest, Sklave, deinen Mund, Doch stöhnst du nicht. Die Lippe schweigt. Nicht drückt, Gedankenvoller, dich Die Bürde der behelmten…


Das Münster

Des Meisters hohle Wange brennt, Sie bringen ihm das Sakrament, Er ißt des ew’gen Lebens Brot, Im Stubenwinkel grinst der…


Venedigs erster Tag

Eine glückgefüllte Gondel gleitet auf dem Canal grande, An Giorgione lehnt die Blonde mit dem roten Samtgewande. „Giorgio, deiner Laute…


Die Rose von Newport

Sprengende Reiter und flatternde Blüten, Einer voraus mit gescheitelten Locken- Ist es der Lenz auf geflügeltem Renner? Karl ist’s, der…


Mein Jahr

Nicht vom letzten Schlittengleise Bis zum neuen Flockentraum Zähl ich auf der Lebensreise Den erfüllten Jahresraum. Nicht vom ersten frischen…


Die Zwingburg

Ringsum ergrünt sein Mauerring, Der Eppich schwankt im Fenster, Versunken in der Erde Schoß Tief unter das besonnte Moos Sind…


Die Schlacht der Bäume

Hier am Sarazenenturme, Der die Straße hielt geschlossen, Ist in manchem wilden Sturme Deutsch und welsches Blut geflossen. Nun sich…


Fülle

Genug ist nicht genug! Gepriesen werde Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte! Tief beugt sich mancher allzu reich…


Ohne Datum

An meine Schwester Du scherzest, daß ein Datum ich vergaß, Und meinst, ich dürfte bei dem Stundenmaß Mit einem Federstriche…


Der Botenlauf

Blicke gen Himmel gewandt, gebreitete flehende Arme! Murmeln und schallender Ruf knieender Mädchen und Fraun: „Götter, beflügelt den Boten! Entscheidung,…


Das weiße Spitzchen

Ein blendendes Spitzchen blickt über den Wald, Das ruft mich, das zieht mich, das tut mir Gewalt: „Was schaffst du…


Votivtafel

Mit kümmernden Gedanken schlief Ich ein auf meinem Krankenbett, Da kam sie, da erschien sie mir In einem wunderklaren Traum….


Die Krypte

Baut, junge Meister, bauet hell und weit Der Macht, dem Mut, der Tat, der Gunst der Stunde, Der Dinge wahr…


Die Gedanken des Königs René

Der fromme Lautenschläger Herr René Trug braune Locken – sie sind weiß wie Schnee. An seiner Stirn verglomm der Kronen…


Auf dem Canal grande

Auf dem Canal grande betten Tief sich ein die Abendschatten, Hundert dunkle Gondeln gleiten Als ein flüsterndes Geheimnis. Aber zwischen…


Die wunderbare Rede

Auf der Appierstraße zieht ein Heer Schnellen Schrittes, weit umwölkt von Staub. Weiß am Horizont das Häusermeer- „Rom ist morgen…


Das Rheinborn

Ich bin den Rhein hinauf gezogen Durch manches schatt’ge Felsentor, Entlang die blauen, frischen Wogen Zu seinem hohen Quell empor….


Das bittere Trünklein

Ein betrogen Mägdlein irrt im Walde, Flieht den harten Tag und sucht das Dunkel, Wirft auf eine Felsenbank sich nieder…


Der Daxelhofen

Den Hauptmann Daxelhofen Bestaunten in der Stadt Paris Die Kinder und die Zofen Um seines blonden Bartes Vlies- Prinz Condé…


Der Mars von Florenz

Die Türme von Florenz umblaut Der süße Lenz, der junge Lenz, Die Frauen singen leis und laut In allen Gassen…


Lutherlied

Ein Knabe wandert über Land In einem schlichten Volksgewand, Gewölke quillt am Himmel auf, Er blickt empor, er eilt den…


Wanderfüße

Ich bedacht es oft in diesen Tagen, Meinem flücht’gen Wandel zu entsagen; Doch was fang ich an mit meinen Füßen,…


Der schöne Tag

In kühler Tiefe spiegelt sich Des Julihimmels warmes Blau, Libellen tanzen auf der Flut, Die nicht der kleinste Hauch bewegt….


Der Gesang der Parze

In der Wiege schlummert ein schönes Römerkind, Die graue Parze sitzt daneben und spinnt. Sie schweigt und spinnt. Doch ist…


Schutzgeister

Nahe wieder sah ich glänzen Meiner Firme scharfe Grenzen, Meiner Alpen weiße Bünde, Wurzelnd tief im Kern der Schweiz; Wieder…


Der Mönch von Bonifazio

„Korsen, löst des Portes Ketten! Jede Hoffnung ist verschwunden! Nirgend weht ein rettend Segel! Gebt euch! Pfleget eure Wunden! Genua,…


Mit einem Jugendbildnis

Hier – doch keinem darfst du’s zeigen. Solche Sanftmut war mir eigen, Durfte sie nicht lang behalten, Sie verschwand in…


Unter den Sternen

Wer in der Sonne kämpft, ein Sohn der Erde, Und feurig geißelt das Gespann der Pferde, Wer brünstig ringt nach…


Die Seitenwunde

Über ihre Tore statt der Muse Meißeln die Baglioni die Meduse Und an ihren grausen Hochzeitsfesten Kämpft der Bräutigam mit…


Das heilige Feuer

Auf das Feuer mit dem goldnen Strahle Heftet sich in tiefer Mitternacht Schlummerlos das Auge der Vestale, Die der Göttin…


Der verwundete Baum

Sie haben mit dem Beile dich zerschnitten, Die Frevler – hast du viel dabei gelitten? Ich selber habe sorglich dich…


Weihgeschenk

Heute deiner zu gedenken, Deren Grab die Nacht betaut, Nahen wir mit Weihgeschenken Und gedämpftem Klagelaut! Warum war dir’s nicht…


Bettlerballade

Prinz Bertarit bewirtet Veronas Bettlerschaft Mit Weizenbrot und Kuchen und edlem Traubensaft. Gebeten ist ein jeder, der sich mit Lumpen…


Pergoleses Ständchen

Nina, laß den Schlummer fahren! Bist du denn gestorben? ach! Bist du tot in jungen Jahren? Horch, die Liebe ruft!…


Die drei gemalten Ritter

„Frau Berte, hört: Ihr dürftet nun Mir einmal einen Gefallen tun!“ – „Was denkt Ihr, Graf? Wohin denket Ihr? Vor…


Das begrabene Herz

Mich denkt es eines alten Traums. Es war in meiner dumpfen Zeit, Da junge Wildheit in mir gor. Bekümmert war…


Die Korsin

Als das Mütterlein erkrankt, Zog es ächzend aus die Schuh‘, Ist dem Bettlein zugewankt, Bettet‘ sich zur ew’gen Ruh, Seine…


Die Gaukler

Am Strande des gelobten Lands In glühem Stich des Sonnenbrands Kämpft Ludowig der Fromme; Er trägt in sich des Todes…


Schwüle

Trüb verglomm der schwüle Sommertag, Dumpf und traurig tönt mein Ruderschlag Sterne, Sterne – Abend ist es ja – Sterne,…


Die Schule des Silen

In der schattendunkeln Laube gab Silen, der weise, Stunde, Der ihm weich ans Knie geschmiegte Bacchus hing an seinem Munde,…


Der schwarze Prinz

Schwarzer Prinz und König Hans Maßen sich in raschem Waffentanz, Bis der Prinz den König überwand Mit der erzgeschienten Hand….


Maientag

Englein singen aus dem blauen Tag, Mägdlein singen hinterm Blütenhag, Jubelnd mit dem ganzen Lenzgesind, Singt mir in vernarbter Brust…


Weinsegen

Heut Amt ich mit den Sommerlüften Die allermeisten Würzen ein, Ich kenne dieses selten Düften: Heut blüht der echte Klosterwein….


Galaswinte

Im Saale jubelt Hochzeit – Die Arme vor dem Busen Kreuzt Fredegund in Demut, Des Königs list’ge Buhlin: „Ich bin…


Mourir ou parvenir!

Herr Heinrich Guise schrieb. Da rauscht Gewand- Es war sein Lieb, das aus der Kirche kam, Sein zärtlich Lieb, dem…


Alle

Es sprach der Geist: Sieh auf! Es war im Traume. Ich hob den Blick. In lichtem Wolkenraume Sah ich den…


Die Füße im Feuer

Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm. Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß, Springt…


Lenz Wanderer, Mörder, Triumphator

I Ich lag an einem Raine Mit meinem dürren Stab. Was lauf ich? Meine Beine Erlaufen nur das Grab… Ein…


Auf Goldgrund

Ins Museum bin zu später Stunde heut ich noch gegangen, Wo die Heil’gen, wo die Beter Auf den goldnen Gründen…


Der Landgraf

Mir sitzt zu Hause, jung gezähmt Und leicht gelähmt, Ein Steinaar im Verließe, Der martert sich den Hals zu drehn,…


Einsiedel

„Was pocht mir an das Fenster? Was klopft an meine Tür so laut?“ – „Ich bin ein junger Wildfang Und…


Vor einer Büste

Bist du die träumende Bacche? Der Sterblichen lieblichste bist du! Still in den Winkeln des Munds lächelt ein grausamer Zug.


Die Dryas

O Liebe, wie schnell verrinnest du, Du flüchtige, schöne Stunde, Mit einer Wunde beginnest du Und endest mit einer Wunde….


Lenz, wer kann dir widerstehn?

Jedem, außer an die Toten, Sendet Frühling einen Boten, Ein Gezwitscher aus den Lüften, Eines Wölkchens helles Wehn, Einer roten…


Ihr Heim

Lang vorüber ging ich den Gehegen, Drin der Giebel deines Heimes ragt, Dieser Pforte, diesen Schattenwegen! Wer da wohne, hab…


Die Schlittschuhe

„Hör, Ohm! In deiner Trödelkammer hangt Ein Schlittschuhpaar, danach mein Herz verlangt! Von London hast du einst es heimgebracht, Zwar…


Die gefesselten Musen

Es herrscht, ein König irgendwo In Dazien oder Thrazien, Den suchten einst die Musen heim, Die Musen mit den Grazien….


Nicola Pesce

Ein halbes Jährchen hab ich nun geschwommen Und noch behagt mir dieses kühle Gleiten, Der Arme lässig Auseinanderbreiten – Die…


Das Seelchen

Ich lag im Gras auf einer Alp, In sel’ge Bläuen starrt ich auf Mir war, als ob auf meiner Brust…


Gespenster

Am Horizonte glomm des Abends Feuer; Ich stieg, indes die Purpurglut verblich, Zum Römerturm empor und lehnte mich Randüber auf…


Der Gesang des Meeres

Wolken, meine Kinder, wandern gehen Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen! Eure wandellustigen Gestalten Kann ich nicht in Mutterbanden halten….


Chor der Toten

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere! Wir pflügten das…


Jetzt rede du!

Du warest mir ein täglich Wanderziel, Viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen, Ich hatte dir geträumten Glücks soviel Anzuvertraun, so wahren…


Kaiser Sigmunds Ende

„Licht und lauter Bläue! Recht ein Wandertag! Weit hinaus ins Freie! Weg aus diesem Prag! Holt mir eine Sänfte, macht…


Der Ritt in den Tod

„Greif aus, du mein junges, mein feuriges Tier! Noch einmal verwachs ich zentaurisch mit dir! Umschmettert mich, Tuben! Erhebet den…


Das Glöcklein

Er steht an ihrem Pfühl in herber Qual, Den jungen Busen muß er keuchen sehn – Er ist ein Arzt….


Novembersonne

In den ächzenden Gewinden Hat die Kelter sich gedreht, Unter meinen alten Linden Liegt das Laub hoch aufgeweht. Dieser Erde…


Alte Schrift

Jüngst verlockt, es mich im Abendglimmen Zum Lombardenturm emporzuklimmen, Dem verschollnen Herrscher hier im Gaue, Der die Ferne noch beherrscht,…


Das Strandkloster

Bollwerk und Mauer trutzen Dem Wellenwurf schon ein Jahrtausend ja, Wir singen, elf Kapuzen, Ein kräftig schallend Deo Gloria! Die…


Hochzeitslied

Aus der Eltern Macht und Haus Tritt die zücht’ge Braut heraus An des Lebens Scheide – Geh und lieb und…


Das Auge des Blinden

Durch das Marktgedräng von Namur Stelzt ein armer narb’ger Krüppel. „Leute, bringt mich zu Don Juan!“ „Schweigst du wohl! Da…


Das Gemälde

Trüb brennt der Schenke Kerzenlicht, Der Wirtin junges Angesicht, Ermüdet, schlummertrunken, Nicht auf die Brust gesunken, Denn schon ist Mitternacht…


Frau Agnes und ihre Nonnen

Ein Klosterhof, ein Lenzestag! Ein schwarzer Lindenschatten, Wo der gekrönte Habsburg lag Erstochen auf den Matten. Frau Agnes, die gestrenge…


Der gleitende Purpur

„Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!“ Schalle im Münsterchor der Psalm der Knaben. Kaiser Otto lausche der Mette, Diener hinter sich mit…


Friede auf Erden

Da die Hirten ihre Herde Ließen und des Engels Worte Trugen durch die niedre Pforte Zu der Mutter und dem…


Göttermahl

Wo die Tannen finstre Schatten werfen Ober Hänge goldbesonnt, Unverwundet von der Firne Schärfen Blaut der reine Horizont, Wo das…


Die sterbende Meduse

Ein kurzes Schwert gezückt in nerv’ger Rechten, Belauert Perseus bang in seinem Schild Der schlummernden Meduse Spiegelbild, Das süße Haupt…


Weihnacht in Ajaccio

Reife Goldorangen fallen sahn wir heute, Myrte blühte, Eidechs glitt entlang der Mauer, die von Sonne glühte. Uns zu Häupten…


Möwenflug

Möwen sah um einen Felsen kreisen Ich in unermüdlich gleichen Gleisen, Auf gespannter Schwinge schweben bleibend, Eine schimmernd weiße Bahn…


Noch einmal

Noch einmal ein flüchtiger Wandergesell – Wie jagen die schäumenden Bäche so hell, Wie leuchtet der Schnee an den Wänden…


Der Rappe des Komturs

Herr Konrad Schmid legt‘ um die Wehr, Man führt‘ ihm seinen Rappen her: „Den Zwingli laß ich nicht im Stich,…


Das Heute

Das Heut ist einem jungen Weibe gleich. Schlag Mitternacht wird ihm die Wange bleich. Es schaudert. Einen vollen Becher faßt…


Die Ampel

An des Jahres Wende sprach ich: Muse, Keiner Mutter Hand beschert mich! Gib mir Du mein Angebinde, Muse! fleht ich….


Abschied von Korsika

Ölbaumsilber, Myrte, Lorbeer, Pinie, Bald im Schnee der Heimat denk ich euer Sanfte Buchten, blaue Meereslinie, Auf dem Abend dunkelnd…


Bacchus in Bünden

Wo stürzend aus rätischen Klüften der Rhein Um silberne Hüften sich gürtet den Wein, Ziehn paukende Masken mit Zimbelgeläut „Du…


Burg „Fragmirnichtnach“

Wo weiß die Landquart durch die Tannen schäumt, Irrt unbekümmert ich um Weg und Zeit, Da stand ein grauer Turm,…


Unruhige Nacht

Heut ward mir bis zum jungen Tag Der Schlummer abgebrochen, Im Herzen ging es Schlag auf Schlag Mit Hämmern und…


Der Hengert

Vater Lucas sprach beim Frühstück: „Heute, Herr, ist hier ein Hengert!“ Und ich fragte: „Was ist Hengert?“ Mich belehrte Vater…


Fiebernacht

„Berggeist, ich höre deine Ströme rauschen – Gib mir Gehör! Wir wollen Rede tauschen! Du von der Firn und aus…


Die Kapelle der unschuldigen Kindlein

Aus Henkerfäusten flogen zum Himmel sie empor, Sie treten zwei und zweie hinein ins sel’ge Tor, Einand‘ am Händchen haltend…


Eingelegte Ruder

Meine eingelegten Ruder triefen, Tropfen fallen langsam in die Tiefen. Nichts, das mich verdroß! Nichts, das mich freute! Niederrinnt ein…


Nachtgeräusche

Melde mir die Nachtgeräusche, Muse, Die ans Ohr des Schlummerlosen fluten! Erst das traute Wachtgebell der Hunde, Dann der abgezählte…


Mein Stern

Oft in meinem Abendwandel hefte Ich auf einen schönen Stern den Blick, Zwar sein Zeichen hat besondre Kräfte, Doch bestimmt…


Das Heiligtum

Waldnacht. Urmächt’ge Eichen, unter die Des Blitzes greller Strahl geleuchtet nie! Dämmernde Wölbung, Ast in Ast verwebt, Von keines Vogels…


Die Kartäuser

Ich sehe sie auf Sackes süßem Bilde Beschreiten ihrer toten Brüder Grüfte, Gegürtet mit dem Knotenstrick die Hüfte, In weißen…


Das tote Kind

Es hat den Garten sich zum Freund gemacht, Dann welkten es und er im Herbste sacht, Die Sonne ging und…


Mit zwei Worten

Am Gestade Palästinas, auf und nieder, Tag um Tag, „London?“ frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag. „London!“…


Das Weib des Admirals

Auf mondenhellem Lager wälzt ein Weib, Ein schlummerloses, sich: „O banger Pfühl! Auch du, mein sorgender Gemahl, du wachst! Wer…


Der Reisebecher

Gestern fand ich, räumend eines langvergeßnen Schrankes Fächer, Den vom Vater mir vererbten, meinen ersten Reisebecher. Während des ich, leise…


Hesperos

Über schwarzem Tannenhange Schimmerst mir zum Abendgange, Eine Liebe fühl ich neigen Sich in deinem Niedersteigen, Unbemerkt bist du gekommen,…


Neujahrsglocken

In den Lüften schwellendes Gedröhne, Leiche wie Halme beugt der Wind die Töne: Lies verhallen, die zum ersten riefen, Neu…


Miltons Rache

Am Grab der Republik ist er gestanden, Doch sah er nicht des Stuart Schiffe landen, Ihn hüllt‘ in Dunkel eine…


La Röse

Als der Bernina Felsentor Durchdonnerte der Wagen Und wir im Süden sahn empor Die Muschelberge ragen, Blies schmetternd auf dem…


Der Berg der Seligkeiten

Ein Bergesrücken stillbesonnt, Allum der duft’ge Horizont! Hier saß der Christ und rings im Kreis Die Galiläer, stufenweis Gelagert, auf…


Abendrot im Walde

In den Wald bin ich geflüchtet, Ein zu Tod gehetztes Wild, Da die letzte Glut der Sonne Längs den glatten…


Nach der ersten Bergfahrt

Einem jungen Mädchen Liebes Kind, du bist gemagert, bist verbrannt von Mittagssonnen, Deine Wangen blühen frischer, wuschest dich an kühlen…


Hirtenfeuer

Ließest unter uns dich nieder, Liebe, liebenswerte Frau, Aber heute ziehst du wieder, Wie die Sterne ziehn im Blau. Siehst…


Lethe

Jüngst im Traume sah ich auf den Fluten Einen Nachen ohne Ruder ziehn, Strom und Himmel stand in matten Gluten…


Im Spätboot

Aus der Schiffsbank mach ich meinen Pfühl, Endlich wird die heiße Stirne kühl! O wie süß erkaltet mir das Herz!…


Das Ende des Festes

Da mit Sokrates die Freunde tranken, Und die Häupter auf die Polster sanken, Kam ein Jüngling, kann ich mich entsinnen,…


„Tag, schein herein! und, Leben, flieh hinaus!“

Tag, schein herein! Die Kammer steht dir offen! Holdsel’ger Lenzesmorgen, schein herein! Schon glitzert, von der Sonne Strahl getroffen, Das…


Die Fei

Mondnacht und Flut. Sie hangt am Kiel, Umklammert mit den Armen ihn, Sie treibt ein grausam lüstern Spiel, Den Nachen…


Spielzeug

Liebchen fand ich spielend. Einen Kasten Hatte sie entdeckt voll längstvergeßnen, Staub’gen Kinderspielzeugs: Mauern, Tore, Rathaus, Häuser, Häuserchen und Kirche…..


Die zwei Reigen

Ein Cherub schritt das Tal empor Und schlug das Volk mit Schwert und Pest, Hinsank der halbe Jugendflor – Die…


Auf Ponte Sisto

Süß ist das Dunkel nach Gluten des Tags! Auf dämmernder Brücke Schau ich die Ufer entlang dieser unsterblichen Stadt. Burgen…


Die Schweizer des Herrn von Tremouille

Herr Karl war verdrossen, Sein Pulver verschossen: „O Gunst der Bellona, du wandelndes Glück! Umstarrt allerenden Von Felsen und Wänden,…


Einem Tagelöhner

Lange Jahre sah ich dich Führen deinen Spaten, Und ein jeder Schaufelstich Ist dir wohlgeraten Nie hat dir des Lebens…


Liederseelen

In der Nacht, die die Bäume mit Blüten deckt, Ward ich von süßen Gespenstern erschreckt, Ein Reigen schwang im Garten…


Der Stromgott

Morgengraun. Die Karawane windet sich dem Nil zur Seite, Eine Rede dröhnt und murmelt über dunkler Stromesbreite. Längs dem Ufer…


Tarpeja

Am Brunnen überflutet im Dämmerlicht Der volle Krug und die Mägde merken’s nicht, Denn Nina plaudert: „Freundinnen, wißt ihr wohl,…


Die tote Liebe

Entgegen wandeln wir Dem Dorf im Sonnenkuß, Fast wie das Jüngerpaar Nach Emmaus, Dazwischen leise Redend schritt Der Meister, dem…


Der tote Achill

Im Vatikan vor dem vergilbten Marmorsarg, Dem ringsum bildgeschmückten, träumt ich heute lang, Betrachtend seines feinen Zierats üpp’gen Kranz: Thetis…


Die gelöschten Kerzen

Ein gewalt’ger Herd mit glühnden Kohlen Und zwei hellen Kerzen auf dem Simse, Dran ein plaudernd Paar: ein narb’ger Feldherr…


Der sterbende Cromwell

Vor der Königsburg in nächt’ger Stunde Knickt der Tod die Eichen in die Runde, Drinnen sucht er dann ein zäher…


Die gegeißelte Psyche

Wo von alter Schönheit Trümmern Marmorhell die Säle schimmern, Windet blaß und lieblich eine Psyche sich im Marmelsteine. Unsichtbarem Geißelhiebe…


Die Bank des Alten

Ich bin einmal in einem Tal gegangen, Das fern der Welt, dem Himmel nahe war, Durch das Gelände seiner Wiesen…


Aus der Höhe

Schreitend meinen Höhenpfad, Seh ich, statt lebend’ger Flut, Unter mir des Eises Flur, Drauf der Wettlauf Tausender Unermüdlich sich ergötzt….


Dämmergang

Du lebst meerüber In blauer Ferne Und du besuchst mich Beim ersten Sterne. Ich mach im Felde Die Dämmerrunde, Umbellt,…


Eppich

Eppich, mein alter Hausgesell, Du bist von jungen Blättern hell, Dein Wintergrün, so still und streng, Verträgt sich’s mit dem…


Laß scharren deiner Rosse Huf!

Geh nicht, die Gott für mich erschuf! Laß scharren deiner Rosse Huf Den Reiseruf! Du willst von meinem Herde fliehn?…


Die verstummte Laute

Sie mochte gern an seiner Schulter lehnen In einem weichen Abenddämmerlicht, Sie barg vor ihm das Rieseln ihrer Tränen, Den…


Himmelsnähe

In meiner Firne feierlichem Kreis Lagr ich am schmalen Felsengrate hier, Aus einem grünerstarrten Meer von Eis Erhebt die Silberzacke…


Abendwolke

So stille ruht im Hafen Das tiefe Wasser dort, Die Ruder sind entschlafen, Die Schifflein sind im Port. Nur oben…


Nach einem Niederländer

Der Meister malt ein kleines zartes Bild, Zurückgelehnt, beschaut er’s liebevoll. Es pocht. „Herein.“ Ein flämischer Junker ist’s. Mit einer…


Firnelicht

Wie pocht‘, das Herz mir in der Brust Trotz meiner jungen Wanderlust, Wann, heimgewendet, ich erschaut Die Schneegebirge, süß umblaut,…


Stapfen

In jungen Jahren war’s. Ich brachte dich Zurück ins Nachbarhaus, wo du zu Gast, Durch das Gehölz. Der Nebel rieselte,…


Il Pensieroso

In einem Winkel seiner Werkstatt las Buonarotti, da es dämmerte; Allmählich vor dem Blicke schwand die Schrift… Da schlich sich…


Die Veltlinertraube

Brütend liegt ein heißes Schweigen Über Tal und Bergesjoch, Evoe und Winzerreigen Schlummern in der Traube noch. Purpurne Veltlinertraube, Kochend…


Liebesjahr

Hat sich die Kelter gedreht? Tanzt dort mit dem Laub eine Flocke? Zuckte der Blitz im August? Blühten die Kirschen…


Der Blutstropfen

Zur Zeit der Lese war’s im Winzerhaus. Des Herdes goldne Flamme prasselte, Die Fensterscheiben überhauchten sich Und draußen scholl das…


Traumbesitz

„Fremdling, unter diesem Schutte Wölbt sich eine weite Halle, Blüht des Inka goldner Garten, Prangt der Sessel meines Ahns! Alles…


Was treibst du, Wind?

Was treibst du, Wind, Du himmlisches Kind? Du flügelst und flügelst umsonst in der Luft! „Nicht Wanderscherz! Ich nähre das…


Konradins Knappe

„Auf diesem kurzen Bergesrasen hier, Nur wen’ge Monde sind es, zechten wir, Er und das Edelvolk, in hohem Raum- Und…


Liebesflämmchen

Die Mutter mahnt mich abends: „Trag Sorg zur Ampel, Kind! Jüngst träumte mir von Feuer – Auch weht ein wilder…


Das kaiserliche Schreiben

Petrus, schreib – zu seinem Kanzler Sprach’s der gramverstörte Staufen – Satteln sollen meine Boten, Hundert Rosse sollen laufen! Meinen…


Säerspruch

Bemeßt den Schritt! Bemeßt den Schwung! Die Erde bleibt noch lange jung! Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht….


Das Geisterroß

Durch den dreigeteilten Bogen, Des Triumphes prangend Tor, Durch die lauten Menschenwogen Dort zum Kapitol empor Lenkt den Tanz der…


In Harmesnächten

Die Rechte streckt ich schmerzlich oft In Harmesnächten Und fühlt gedrückt sie unverhofft Von einer Rechten – Was Gott ist,…


Erntegewitter

Ein jäher Blitz. Der Erntewagen schwankt. Aus seinen Garben fahren Dirnen auf Und springen schreiend in die Nacht hinab. Ein…


Wetterleuchten

Im Garten schritt ich durch die Lenzesnacht. Des Jahres erste Blitze loderten. Die jungen Blüten glommen feuerrot Und blichen wieder…


Die Felswand

Feindselig, wildzerrissen steigt die Felswand. Das Auge schrickt zurück. Dann irrt es unstet Daran herum. Bang sucht es, wo es…


Ein Pilgrim

Epilog ’s ist im Sabinerland ein Kirchentor- Mir war ein Reisejugendtag erfüllt- Ich saß auf einer Bank von Stein davor,…


Die gezeichnete Stirne

„Weib, verrate mir, von wem gerufen Du zur Leidgesellin dich gegeben? Wer herunter dieses Kerkers Stufen Dich gezogen, du mein…


Die Karyatide

Im Hof des Louvre trägt ein Weib Die Zinne mit dem Marmorhaupt, Mit einem allerliebsten Haupt. Als Meister Goujon sie…


Pentheus

Sie schreitet in bacchisch bevölkertem Raum, Mit wehenden Haaren ein glühender Traum, Von Faunen umhüpft, Um die Hüfte den Gürtel…


Der Triumphbogen

Ein leuchtend blauer Tag. Ein wogend Ährenfeld Daraus ein wetterschwarzer Mauerbogen steigt. In seinem kurzen Schatten schläft das Schnittervolk. Allein…


Schneewittchen

Schneewittchen hast im Scherz du dich genannt, Da plaudernd einst zusammen wir gesessen, Der Augen tiefes Blau, die Elfenhand, Des…


Lenzfahrt

Am Himmel wächst der Sonne Glut, Aufquillt der See, das Eis zersprang, Das erste Segel teilt die Flut, Mir schwillt…


Hugenottenlied

In die Schule bin ich gangen Bei dem Meister Hans Calvin, Lehre hab ich dort empfangen: Vorbestimmt ist alles ewighin!…


Die Rehe

Fern von dem fürstlichen keuschen Gemahl Jubelt ein blühender Jüngling im Saal: „Hebet die Becher und ruft, daß es schallt:…


Die Ketzerin

Fra Dolcin, der Ketzer, der von Dante In den achten Höllenkreis Gebannte, Hat ein Weib geliebt, von dem sie sagen,…


Die spanischen Brüder

„Da find ich dich! In Wintergraus Hält dich ein deutsches Donaunest, Ein schneebelastet Giebelhaus, Kind einer heißen Sonne, fest. Was…


Cäsar Borjas Ohnmacht

Wer bin ich? Einer, welcher unterging, Den Kranz im Haar, den Becher in der Faust, Mit einem herkulanischen Gelag Von…


Flut und Ebbe

In einem fernen umbrandeten Land Spielen die Mädchen ein Spiel an dem Strand, Schreiten im Reigen, heiter gesinnt, Wann zu…