Gedichte Auf H. Georg Glogers Med. Cand. Seeliges Ableben

O Liebster / was bedeut das ungewohnte röcheln?
Die Furcht der heissen Brust? Der matten Lungen fecheln /
Das so geschwinde keicht? Ach! wo? wo läst du dich?
Dein‘ Augen? deinen Mund? und was noch mehr / wo mich?
Mich / deinen andern Dich? So bistu nun geflogen /
Du schöne Seele du / und läßst unnachgezogen
Den Leib / dein schönes Kleid / das mit so schöner Pracht
Der Tugend war gestückt / und sauber ausgemacht.
Du Mund / den Venus selbst in ihre Nectar tauchet /
Und dem die Gratien ihr Holdseyn eingehauchet:
Ihr Augen / die ihr mich durch euer freundlich sehn
Zur Gegenliebe zwingt / nun ists ümm euch geschehn
Und auch ümm euren mich. Vor hab‘ ich finden können /
Noch meinen Landsmann / dich / du Labsal meiner Sinnen.
Ein Freund zwar / hoff‘ ich wol / mir anzutreffen ist:
So einer nimmermehr / wie du gewesen bist.
An dir hab‘ ich gehabt / ach! ach gehabt! den Zeugen
Von meiner Poesie / wie sehr sie ümmzubeugen
Der hagre Neid erkühnt; wie schlim er auff sie sieht /
Durch dich verlacht‘ ich ihn. Du hubst mir das Gemüht‘
Je mehr zum ewig seyn. Apollo war mir günstig /
Der Musicant‘ und Artzt / weil du mich machtest brünstig
Zu seiner doppeln Kunst. Die freye Meditrin
Verweiste mich durch dich zu ihrem Tempell hin /
Und hieß mich ihren Freund. Wo werd‘ ich nun gelassen /
Weil du mich so verläst? Wie auff den rauen Gassen
Daß bösen Oceans ein schwacher Nachen wankt /
Der keinen Bots-knecht hat / daß er den Port erlangt /
Schöpfft Wasser / tauchet ein: Also gehts meinem Kane /
Der nun Kunst holen soll. Ich bin auff wilder Bahne /
Mein Ruder ist entzwey / mein Ancker bleibt im Stich’/
Im Boden-losen Grund‘. O du mein selber Ich!
Mein alles und mein nichts. Ach Liebster! war dein Name /
Ders wol auch bleiben wird / so lang ein Körnlein Same
Der Seelen in mir bleibt. Die Faust erstarret mir /
Die Thränen schwemmen aus die Dinte vom Pappier‘.
Ich kan / ich kan nicht mehr. So nim doch hin / mein Leben /
Den Kuß / den letzten Kuß / den ohne wieder geben /
Ach! wers auch vor geschehn? Ich setz‘ auff deinen Mund /
Auff deinen kalten Mund. Dis ist der letzte Bund.
So bleib‘ ich dir vermählt. So ewig Flemings Buhlen /
Die zarte Poesie / wird seyn in Phöbus Schulen /
So soll dein hertzer Nam an allen Wänden stehn /
Und mit der Ewigkeit mein Gloger untergehn.


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