Gedichte Sonnet II

Vber den Thurn zu Straßburg.

PRintz aller hohen Thürn‘ / als jemals wird beschawen
Der Sonnen klarer Glantz / vnd vor beschawet hat;
Wie recht / weil Straßburg ist dergleichen schöne Stadt /
Hat man dich nur in sie alleine müssen bawen.
Du rechtes Wunderwerck bist zierlich zwar gehawen /
Doch noch bey weitem nicht zu gleichen in der That
Der feinen Policey / dem weisen Recht‘ vnd Rhat‘ /
Vnd grosser Höffligkeit der Männer vnd der Frawen /
Welch‘ vber deine Spitz‘ an Lobe zu erhöhen:
Kein Ort wird jrgend je gefunden weit vnd breit
Der jhnen gleichen mag an Güt‘ vnd Freundligkeit.
Wie wol gibt die Natur hiermit vns zu verstehen /
Daß / wann die Bäwe gleich mehr steinern sind als Stein /
Der Menschen Hertzen doch nicht sollen steinern seyn.


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Gedichte Sonnet II - Opitz