Schiller
Odysseus
Alle Gewässer durchkreuzt‘, die Heimat zu finden, Odysseus; Durch der Scylla Gebell, durch der Charybde Gefahr, Durch die Schrecken des…
Nadowessische Totenklage
Seht! da sitzt er auf der Matte, Aufrecht sitzt er da, Mit dem Anstand, den er hatte, Als er’s Licht…
Theophanie
Zeigt sich der Glückliche mir, ich vergesse die Götter des Himmels, Aber sie stehn vor mir, wenn ich den Leidenden…
Empfindungen der Dankbarkeit
beim Namensfeste Ihro Excellenz der Frau Reichsgräfin von Hohenheim I. Von der Akademie Ein großes Fest! – Laßt, Freunde, laßt…
Des Mädchens Klage
Der Eichwald brauset, Die Wolken ziehn, Das Mägdlein sitzet An Ufers Grün, Es bricht sich die Welle mit Macht, mit…
Der philosophische Egoist
Hast du den Säugling gesehn, der, unbewußt noch der Liebe, Die ihn wärmet und wiegt, schlafend von Arme zu Arm…
Phantasie an Laura
Meine Laura! Nenne mir den Wirbel, Der an Körper Körper mächtig reißt, Nenne, meine Laura, mir den Zauber, Der zum…
Für Georg Friedrich Creuzer
Die Natur gab uns nur Dasein; Leben gibt uns die Kunst und Vollendung die Weisheit. Erfurt, den 18. September 1791.
Spruch des Konfuzius
Dreifach ist des Raumes Maß: Rastlos fort ohn Unterlaß Strebt die Länge, fort ins Weite Endlos gießet sich die Breite,…
Die Geschlechter
Sieh in dem zarten Kind zwei liebliche Blumen vereinigt, Jungfrau und Jüngling, sie deckt beide die Knospe noch zu. Leise…
Die Erwartung
Hör ich das Pförtchen nicht gehen? Hat nicht der Riegel geklirrt? Nein, es war des Windes Wehen, Der durch diese…
Die seligen Augenblicke
An Laura Laura, über diese Welt zu flüchten, Wähn ich – mich in Himmelmaienglanz zu lichten, Wenn dein Blick in…
Der Pilgrim
Noch in meines Lebens Lenze War ich, und ich wandert aus, Und der Jugend frohe Tänze Ließ ich in des…
Der spielende Knabe
Spiele, Kind, in der Mutter Schoß! Auf der heiligen Insel Findet der trübe Gram, findet die Sorge dich nicht, Liebend…
An Minna
Träum ich? Ist mein Auge trüber? Nebelts mir ums Angesicht Meine Minna geht vorüber? Meine Minna kennt mich nicht? Die…
Die schöne Brücke
Unter mir, über mir rennen die Wellen, die Wagen, und gütig Gönnte der Meister mir selbst, auch mit hinüber zu…
Zuversicht der Unsterblichkeit
Zum neuen Leben ist der Tote hier erstanden, Das weiß und glaub ich festiglich. Mich lehrens schon die Weisen ahnden,…
Tugend des Weibes
Tugenden brauchet der Mann, er stützet sich wagend ins Leben, Tritt mit dem stärkeren Glück in den bedenklichen Kampf Eine…
Deutschland und seine Fürsten
Große Monarchen erzeugtest du und bist ihrer würdig, Den Gebietenden macht nur der Gehorchende groß. Aber versuch es, o Deutschland,…
In das Stammbuch Charlotte von Lengefeld
Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen Umhüpft – so, Lotte, spielt um dich die Welt, Doch so, wie sie…
Erwartung und Erfüllung
In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüngling, Still, auf gerettetem Boot treibt in den Hafen der Greis.
Laura am Klavier
Wenn dein Finger durch die Saiten meistert – Laura, itzt zur Statue entgeistert, Itzt entkörpert steh ich da. Du gebietest…
Das Eleusische Fest
Windet zum Kranze die goldenen Ähren, Flechtet auch blaue Cyanen hinein! Freude soll jedes Auge verklären, Denn die Königin ziehet…
Die deutsche Muse
Kein Augustisch Alter blühte, Keines Mediceers Güte Lächelte der deutschen Kunst, Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme, Sie entfaltete die…
Ein Gebäude steht da von uralten Zeiten
Ein Gebäude steht da von uralten Zeiten, Es ist kein Tempel, es ist kein Haus, Ein Reiter kann hundert Tage…
Morgenphantasie
Frisch atmet des Morgens lebendiger Hauch, Purpurisch zuckt durch düstre Tannenritzen Das junge Licht und äugelt aus dem Strauch, In…
Der epische Hexameter
Schwindelnd trägt er dich fort auf rastlos strömenden Wogen, Hinter dir siehst du, du siehst vor dir nur Himmel und…
Die drei Alter der Natur
Leben gab ihr die Fabel, die Schule hat sie entseelet, Schaffendes Leben aufs neu gibt die Vernunft ihr zurück.
Abschied vom Leser
Die Muse schweigt, mit jungfräulichen Wangen, Erröten im verschämten Angesicht, Tritt sie vor dich, ihr Urteil zu empfangen, Sie achtet…
Das Mädchen aus der Fremde
In einem Tal bei armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr, Sobald die ersten Lerchen schwirrten, Ein Mädchen, schön und…
Weibliches Urteil
Männer richten nach Gründen, des Weibes Urteil ist seine Liebe; wo es nicht liebt, hat schon gerichtet das Weib.
Trauerode
auf den Tod des Hauptmanns Wiltmaister Grimmig wirgt der Tod durch unsre Glieder, – Dumpfig heult die Leichendrummel wieder, Schon…
Die Künstler
Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige Stehst du an des Jahrhunderts Neige, In edler stolzer Männlichkeit, Mit aufgeschloßnem Sinn,…
Die Götter Griechenlandes
Da ihr noch die schöne Welt regiertet, An der Freude leichtem Gängelband Glücklichere Menschalter führtet, Schöne Wesen aus dem Fabelland!…
Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen, Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die…
Berglied
Am Abgrund leitet der schwindligte Steg, Er führt zwischen Leben und Sterben, Es sperren die Riesen den einsamen Weg Und…
Das Regiment
Das Gesetz sei der Mann in des Staats geordnetem Haushalt, Aber mit weiblicher Huld herrsche die Sitte darin.
Der Genius mit der umgekehrten Fackel
Lieblich sieht er zwar aus mit seiner erloschenen Fackel, Aber, ihr Herren, der Tod ist so ästhetisch doch nicht.
Der Metaphysiker
„Wie tief liegt unter mir die Welt, Kaum seh ich noch die Menschlein unten wallen! Wie trägt mich meine Kunst,…
An Amalie von Imhoff
Unter der Tanzenden Reihn eine Trauernde wandelt Kassandra, Mit dem Lorbeer Apolls kränzt sie die göttliche Stirn. Auch die Trauer…
Der Vater
Wirke, so viel du willst, du stehest doch ewig allein da, Bis an das All die Natur dich, die gewaltige,…
Kennst du das Bild auf zartem Grunde
Kennst du das Bild auf zartem Grunde, Es gibt sich selber Licht und Glanz. Ein andres ists zu jeder Stunde,…
Zenith und Nadir
Wo du auch wandelst im Raum, es knüpft dein Zenith und Nadir An den Himmel dich an, dich an die…
Für Johannes Groß
Alles unser Wissen ist ein Darlehn der Welt und der Vorwelt. Der tätige Mensch trägt es an die Mitwelt Und…
Das verschleierte Bild zu Sais
Ein Jüngling, den des Wissens heißer Durst Nach Sais in Ägypten trieb, der Priester Geheime Weisheit zu erlernen, hatte Schon…
Das Siegesfest
Priams Feste war gesunken, Troja lag in Schutt und Staub, Und die Griechen, siegestrunken, Reich beladen mit dem Raub, Saßen…
Poesie des Lebens
An *** „Wer möchte sich an Schattenbildern weiden, Die mit erborgtem Schein das Wesen überkleiden, Mit trügrischem Besitz die Hoffnung…
Ich wohne in einem steinernen Haus
Ich wohne in einem steinernen Haus, Da liege ich verborgen und schlafe, Doch ich trete hervor, ich eile heraus, Gefodert…
Die Johanniter
Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung, Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt, Durch die syrische…
Pegasus im Joche
Auf einen Pferdemarkt – vielleicht zu Haymarket, Wo andre Dinge noch in Ware sich verwandeln, Bracht einst ein hungriger Pott…
Die Weltweisen
Der Satz, durch welchen alles Ding Bestand und Form empfangen, Der Kloben, woran Zeus den Ring Der Welt, die sonst…
Quirl
Euch wundert, daß Quirls Wochenblatt Heut um ein Heft gewonnen hat, Und hörtet doch den Stadtausrufer sagen, Daß Brot und…
Das Geheimnis
Sie konnte mir kein Wörtchen sagen, Zu viele Lauscher waren wach, Den Blick nur durft ich schüchtern fragen, Und wohl…
Gruppe aus dem Tartarus
Horch – wie Murmeln des empörten Meeres, Wie durch hohler Felsen Becken weint ein Bach, Stöhnt dort dumpfigtief ein schweres…
Baurenständchen
Mensch! Ich bitte, guck heraus! Klecken nicht zwo Stunden, Steh ich so vor deinem Haus, Stehe mit den Hunden. ’s…
Klage der Ceres
Ist der holde Lenz erschienen? Hat die Erde sich verjüngt? Die besonnten Hügel grünen, Und des Eises Rinde springt. Aus…
Die Ideale
So willst du treulos von mir scheiden Mit deinen holden Phantasien, Mit deinen Schmerzen, deinen Freuden, Mit allen unerbittlich fliehn?…
Elegie auf den Tod eines Jünglings
Banges Stöhnen, wie vorm nahen Sturme, Hallet her vom öden Trauerhaus, Totentöne fallen von des Münsters Turme, Einen Jüngling trägt…
Freigeisterei der Leidenschaft
Als Laura vermählt war im Jahre 1782 Nein – länger, länger werd ich diesen Kampf nicht kämpfen, Den Riesenkampf der…
Das weibliche Ideal
An Amanda Überall weichet das Weib dem Manne, nur in dem Höchsten Weichet dem weiblichsten Weib immer der männlichste Mann….
Quelle der Verjüngung
Glaubt mir, es ist kein Märchen, die Quelle der Jugend, sie rinnet Wirklich und immer. Ihr fragt, wo? In der…
Kolumbus
Steure, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen, Und der Schiffer am Steur senken die lässige Hand. Immer, immer…
Der Gürtel
In dem Gürtel bewahrt Aphrodite der Reize Geheimnis, Was ihr den Zauber verleiht, ist, was sie bindet, die Scham.
Der Homeruskopf als Siegel
Treuer alter Homer! Dir vertrau ich das zarte Geheimnis, Um der Liebenden Glück wisse der Sänger allein.
Der Aufpasser
Strenge wie mein Gewissen bemerkst du, wo ich gefehlet, Darum hab ich dich stets wie – mein Gewissen geliebt.
Die Gunst des Augenblicks
Und so finden wir uns wieder In dem heitern bunten Reihn, Und es soll der Kranz der Lieder Frisch und…
Der Jüngling am Bache
An der Quelle saß der Knabe, Blumen wand er sich zum Kranz, Und er sah sie fortgerissen, Treiben in der…
Jugend
Einer Charis erfreuet sich jeder im Leben, doch flüchtig, Hält nicht die himmlische sie, eilet die irdische fort.
Die unüberwindliche Flotte
Sie kömmt – sie kömmt, des Mittags stolze Flotte, Das Weltmeer wimmert unter ihr, Mit Kettenklang und einem neuen Gotte…
Wunderseltsame Historia des berühmten Feldzuges
Als welchen HUGO SANHERIB, König von Assyrien, Ins Land Juda unternehmen wollte, Aber unverrichteter Ding wieder einstellen mußte Aus einer…
Aktäon
Wart! deine Frau soll dich betrügen, Ein andrer soll in ihren Armen liegen, Und Hörner dir hervor zum Kopfe blühn!…
Die Freundschaft
(aus den Briefen Julius‘ an Raphael, Einem noch ungedruckten Roman) Freund! genügsam ist der Wesenlenker – Schämen sich kleinmeisterische Denker,…
Monument Moors des Räubers
Vollendet! Heil dir! Vollendet! Majestätischer Sünder! Deine furchtbare Rolle vollbracht. Hoher Gefallener! Deines Geschlechts Beginner und Ender! Seltner Sohn ihrer…
Macht des Weibes
Mächtig seid ihr, ihr seids durch der Gegenwart ruhigen Zauber, Was die stille nicht wirkt, wirket die rauschende nie. Kraft…
Der Taucher
„Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat…
Der Triumph der Liebe
Eine Hymne Selig durch die Liebe Götter – durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer –…
Freund und Feind
Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen, Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt…
Die Rache der Musen
Eine Anekdote von Helikon Weinend kamen einst die Neune Zu dem Liedergott. „Hör, Papachen“, rief die Kleine, „Wie man uns…
Der Obelisk
Aufgerichtet hat mich auf hohem Gestelle der Meister. Stehe! sprach er, und ich steh ihm mit Kraft und mir Lust.
Von Perlen baut sich eine Brücke
Von Perlen baut sich eine Brücke Hoch über einen grauen See, Sie baut sich auf im Augenblicke, Und schwindelnd steigt…
Die schönste Erscheinung
Sahest du nie die Schönheit im Augenblicke des Leidens, Niemals hast du die Schönheit gesehn. Sahst du die Freude nie…
Es führt dich meilenweit von dannen
Es führt dich meilenweit von dannen Und bleibt doch stets an seinem Ort, Es hat nicht Flügel auszuspannen Und trägt…
Menschliches Wissen
Weil du liesest in ihr, was du selber in sie geschrieben, Weil du in Gruppen fürs Aug ihre Erscheinungen reihst,…
Die beste Staatsverfassung
Diese nur kann ich dafür erkennen, die jedem erleichtert, Gut zu denken, doch nie, daß er so denke, bedarf.
Die Winternacht
Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet, Grad über tritt der Mond! Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet Die stumme Nacht ums Erdenrund….
Die Journalisten und Minos
Mir kam vor wenig Tagen, Wie? fragt mich eben nicht, Vom Reich der ewgen Plagen Die Zeitung zu Gesicht. Sonst…
Die Worte des Wahns
Drei Worte hört man, bedeutungsschwer, Im Munde der Guten und Besten; Sie schallen vergeblich, ihr Klang ist leer, Sie können…
Der Baum, auf dem die Kinder
Der Baum, auf dem die Kinder Der Sterblichen verblühn, Steinalt, nichts desto minder Stets wieder jung und grün. Er kehrt…
Weisheit und Klugheit
Willst du, Freund, die erhabensten Höhn der Weisheit erfliegen, Wag es auf die Gefahr, daß dich die Klugheit verlacht. Die…
Meine Blumen
Schöne Frühlingskinder, lächelt, Jauchzet, Veilchen auf der Au! Süßer Balsamatem fächelt Aus des Kelches Himmelblau. Schön das Kleid mit Licht…
Unsterblichkeit
Vor dem Tod erschrickst du? Du wünschest, unsterblich zu leben? Leb im Ganzen! Wenn du lange dahin bist, es bleibt.
Menschliches Wirken
An dem Eingang der Bahn liegt die Unendlichkeit offen, Doch mit dem engesten Kreis höret der Weiseste auf.
Kastraten und Männer
Ich bin ein Mann! – wer ist es mehr? Wers sagen kann, der springe Frei unter Gottes Sonn einher Und…
Der Kampf mit dem Drachen
Was rennt das Volk, was wälzt sich dort Die langen Gassen brausend fort? Stützt Rhodus unter Feuers Flammen, Es rottet…
Die Größe der Welt
Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug, Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug, Bis am…
Die zwei Tugendwege
Zwei sind der Wege, auf welchen der Mensch zur Tugend emporstrebt, Schließt sich der eine dir zu, tut sich der…
Die schlimmen Monarchen
Euren Preis erklimme meine Leier – Erdengötter – die der süßen Feier Anadyomenens sanft nur klang; Leiser um das pompende…
Liebe und Begierde
Recht gesagt, Schlosser! Man liebt, was man hat, man begehrt, was man nicht hat, Denn nur das reiche Gemüt liebt,…
Falscher Studiertrieb
O wie viel neue Feinde der Wahrheit! Mir blutet die Seele, Seh ich das Eulengeschlecht, das zu dem Lichte sich…
Ich drehe mich auf einer Scheibe
Ich drehe mich auf einer Scheibe, Ich wandle ohne Rast und Ruh, Klein ist das Feld, das ich umschreibe, Du…
Eine Leichenphantasie
1780 (in Musik zu haben beim Herausgeber) Mit erstorbnem Scheinen Steht der Mond auf totenstillen Hainen, Seufzend streicht der Nachtgeist…
In einer Bataille
Von einem Offizier Schwer und dumpfig, Eine Wetterwolke, Durch die grüne Ebne schwankt der Marsch. Zum wilden eisernen Würfelspiel Streckt…
Es steht ein groß geräumig Haus
Es steht ein groß geräumig Haus Auf unsichtbaren Säulen, Es mißts und gehts kein Wandrer aus, Und keiner darf drin…
Einer jungen Freundin ins Stammbuch
Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen Umhüpft, so, Freundin, spielt um dich die Welt; Doch so, wie sie sich…
Hektors Abschied
Andromache Will sich Hektor ewig von mir wenden, Wo Achill mit den unnahbarn Händen Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? Wer…
Der Gang nach dem Eisenhammer
Ein frommer Knecht war Fridolin Und in der Furcht des Herrn Ergeben der Gebieterin, Der Gräfin von Savern. Sie war…
Der Fuchs und der Kranich
An F. Nicolai Den philosophschen Verstand lud einst der gemeine zu Tische, Schüsseln, sehr breit und flach, setzt‘ er dem…
Gute und Größe
Nur zwei Tugenden gibts, o wären sie immer vereinigt, Immer die Güte auch groß, immer die Größe auch gut!
Für Friederike Brun
Keine Gottheit erschiene mehr? Sie erscheint mir in jedem, Der in der edeln Gestalt mir das Unsterbliche zeigt. Jena, den…
Amalia
Schön wie Engel, voll Walhallas Wonne, Schön vor allen Jünglingen war er, Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne, Rückgestrahlt vom…
Pompeji und Herkulanum
Welches Wunder begibt sich? Wir flehten um trinkbare Quellen, Erde! dich an, und was sendet dein Schoß uns herauf! Lebt…
Die idealische Freiheit
Aus dem Leben heraus sind der Wege zwei dir geöffnet: Zum Ideale führt einer, der andre zum Tod. Siehe, daß…
Thekla
Eine Geisterstimme Wo ich sei, und wo mich hingewendet, Als mein flüchtger Schatte dir entschwebt? Hab ich nicht beschlossen und…
Die Bürgschaft
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Möros, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. „Was wolltest du mit…
An die Astronomen
Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen, Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?…
Das Geheimnis der Reminiszenz
An Laura Ewig starr an deinem Mund zu hangen, Wer enträtselt dieses Wutverlangen? Wer die Wollust, deinen Hauch zu trinken,…
An die Gesetzgeber
Setzet immer voraus, daß der Mensch im ganzen das Rechte Will, im einzelnen nur rechnet mir niemals darauf.
Das Ehrwürdige
Ehret ihr immer das Ganze, ich kann nur Einzelne achten, Immer in Einzelnen nur hab ich das Ganze erblickt.
Wir stammen, unsrer sechs Geschwister
Wir stammen, unsrer sechs Geschwister, Von einem wundersamen Paar, Die Mutter ewig ernst und düster, Der Vater fröhlich immerdar. Von…
Majestas populi
Majestät der Menschennatur! Dich soll ich beim Haufen Suchen? Bei wenigen nur hast du von jeher gewohnt. Einzelne wenige zählen,…
Vorwurf
An Laura Mädchen, halt – wohin mit mir, du Lose? Bin ich noch der stolze Mann? der große? Mädchen? war…
Ein Vater an seinen Sohn
Wie die Himmelslüfte mit den Rosen An den Frühlingsmorgen zärtlich kosen, Kind, so schmeichelt dir Itzt das äußre Glück in…
Der Kaufmann
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer, Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn. Trag es…
Totenfeier am Grabe
Philipp Friederich von Riegers Noch zermalmt der Schrecken unsre Glieder – Rieger tot! Noch in unsern Ohren heult der Donner…
An die Proselytenmacher
„Nur ein weniges Erde beding ich mir außer der Erde“, Sprach der göttliche Mann, „und ich bewege sie leicht.“ Einen…
Würden
Wie die Säule des Lichts auf des Baches Welle sich spiegelt, Hell wie von eigener Glut flammt der vergoldete Saum,…
Der Alpenjäger
Willst du nicht das Lämmlein hüten? Lämmlein ist so fromm und sanft, Nährt sich von des Grases Blüten, Spielend an…
Die Urne und das Skelett
In das Grab hinein pflanzte der menschliche Grieche noch Leben, Und du töricht Geschlecht stellst in das Leben den Tod.
Der Ring des Polykrates
Er stand auf seines Daches Zinnen, Er schaute mit vergnügten Sinnen Auf das beherrschte Samos hin. „Dies alles ist mir…
Der beste Staat
„Woran erkenn ich den besten Staat?“ Woran du die beste Frau kennst! daran, mein Freund, daß man von beiden nicht…
Ein Vogel ist es, und an Schnelle
Ein Vogel ist es, und an Schnelle Buhlt es mit eines Adlers Flug, Ein Fisch ists und zerteilt die Welle,…
Licht und Wärme
Der beßre Mensch tritt in die Welt Mit fröhlichem Vertrauen, Er glaubt, was ihm die Seele schwellt, Auch außer sich…
Der Antritt des neuen Jahrhunderts
An *** Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden, Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm…
Für einen Unbekannten
Ein edles Herz und die Musen verbrüdern die entlegensten Geister. Stuttgart, d.20.Jul.1781 Dieses erlaubt mir mich Ihrer Wertesten Freundschaft zu…
Bacchus im Triller
Trille! Trille! blind und dumm, Taub und dumm, Trillt den saubern Kerl herum! Manches Stück von altem Adel, Vetter, hast…
Die Kindsmörderin
Horch – die Glocken weinen dumpf zusammen, Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf. Nun, so seis denn! – Nun,…
Die Sachmänner
„Geistreich nennt man dies Werk? Wir können ja nichts daraus schöpfen.“ Toren ihr! Wär es denn Geist, fing man in…
Würde der Frauen
Ehret die Frauen! sie flechten und weben Himmlische Rosen ins irdische Leben, Flechten der Liebe beglückendes Band, Und in der…
Die Teilung der Erde
„Nehmt hin die Welt!“ rief Zeus von seinen Höhen Den Menschen zu. „Nehmt, sie soll euer sein! Euch schenk ich…
An Emma
Weit in nebelgrauer Ferne Liegt mir das vergangne Glück, Nur an einem schönen Sterne Weilt mit Liebe noch der Blick….
Vergleichung
Frau Ramlerin befiehlt, ich soll sie wem vergleichen, Ich sinne nach und weiß nicht, wem und wie. Nichts unterm Mond…
Das Tor
Schmeichelnd locke das Tor den Wilden herein zum Gesetze, Froh in die freie Natur führ es den Bürger heraus.
Der Dichter an seine Kunstrichterin
Zürne nicht auf mein fröhliches Lied, weil die Wange dir brennet! Nicht was ich las – was du denkst, hat…
An Karl Theodor von Dalberg
mit dem „Wilhelm Tell“ Wenn rohe Kräfte feindlich sich entzweien Und blinde Wut die Kriegesflamme schürt, Wenn sich im Kampfe…
Auf einer großen Weide gehen
Auf einer großen Weide gehen Viel tausend Schafe silberweiß, Wie wir sie heute wandeln sehen, Sah sie der allerältste Greis….
Spinoza
Hier liegt ein Eichbaum umgerissen, Sein Wipfel tät die Wolken küssen, Er liegt am Grund – warum? Die Bauren hatten,…
Das Höchste
Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren: Was sie willenlos ist, sei du es wollend…
Der Naturkreis
Alles, du Ruhige, schließt sich in deinem Reiche, so kehret Auch zum Kinde der Greis, kindisch und kindlich, zurück.
Politische Lehre
Alles sei recht, was du tust, doch dabei laß es bewenden, Freund, und enthalte dich ja, alles, was recht ist,…
Dem Erbprinzen von Weimar
als er nach Paris reiste In einem freundschaftlichen Zirkel gesungen So bringet denn die letzte volle Schale Dem lieben Wandrer…
Das Muttermal
Mann Sieh, Schätzchen, wie der Bub mir gleicht, Selbst meine Narbe von den Pocken! Frau Mein Engel, das begreif ich…
Das Glück und die Weisheit
Entzweit mit einem Favoriten, Flog einst Fortun‘ der Weisheit zu. „Ich will dir meine Schätze bieten, Sei meine Freundin du!…
Einem jungen Freund
als er sich der Weltweisheit widmete Schwere Prüfungen mußte der griechische Jüngling bestehen, Eh das Eleusische Haus nun den Bewährten…
Archimedes und der Schüler
Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Jüngling, „Weihe mich,“ sprach er zu ihm, „ein in die göttliche Kunst, Die so herrliche…
Wie heißt das Ding, das wenige schätzen
Wie heißt das Ding, das wenige schätzen, Doch zierts des größten Kaisers Hand, Es ist gemacht, um zu verletzen, Am…
Das Spiel des Lebens
Wollt ihr in meinen Kasten sehn? Des Lebens Spiel, die Welt im kleinen, Gleich soll sie eurem Aug erscheinen; Nur…
Das Lied von der Glocke
Vivos voco Mortuos plango Fulgura frango Fest gemauert in der Erden Steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muß die…
Nänie
Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget, Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus. Einmal…
Die Führer des Lebens
Zweierlei Genien sinds, die dich durchs Leben geleiten, Wohl dir, wenn sie vereint helfend zur Seite dir stehn! Mit erheiterndem…
Ilias
Immer zerreißet den Kranz des Homer und zählet die Väter Des vollendeten ewigen Werks! Hat es doch eine Mutter nur…
Deutsche Treue
Um den Szepter Germaniens stritt mit Ludwig dem Bayer Friedrich aus Habsburgs Stamm, beide gerufen zum Thron; Aber den Austrier…
Die Sänger der Vorwelt
Sagt, wo sind die Vortrefflichen hin, wo find ich die Sänger, Die mit dem lebenden Wort horchende Völker entzückt, Die…
Der Handschuh
Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf…
Die achtzeilige Stanze
Stanze, dich schuf die Liebe, die zärtlich schmachtende – dreimal Fliehest du schamhaft und kehrst dreimal verlangend zurück.
Die Pest
Eine Phantasie Gräßlich preisen Gottes Kraft Pestilenzen, würgende Seuchen, Die mit der grausen Brüderschaft Durchs öde Tal der Grabnacht schleichen….
Zwei Eimer sieht man ab und auf
Zwei Eimer sieht man ab und auf In einem Brunnen steigen, Und schwebt der eine voll herauf, Muß sich der…
Das Kind in der Wiege
Glücklicher Säugling! Dir ist ein unendlicher Raum noch die Wiege, Werde Mann, und dir wird eng die unendliche Welt.
Die Begegnung
Noch seh ich sie, umringt von ihren Frauen, Die herrlichste von allen stand sie da, Wie eine Sonne war sie…
Der Eroberer
Dir, Eroberer, dir schwellet mein Busen auf, Dir zu fluchen den Fluch glühenden Rachedursts, Vor dem Auge der Schöpfung, Vor…
Die Herrlichkeit der Schöpfung
Eine Phantasie Vorüber war der Sturm, der Donner Rollen Das hallende Gebirg hinein verschollen, Geflohn die Dunkelheit; In junger Schöne…
Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg
Kriegslied Ihr – ihr dort außen in der Welt, Die Nasen eingespannt! Auch manchen Mann, auch manchen Held, Im Frieden…
Der Venuswagen
Klingklang! Klingklang! kommt von allen Winden, Kommt und wimmelt scharenweis. Klingklang! Klingklang! was ich will verkünden, Höret, Kinder Prometheus‘! Welkes…
An die Freude
Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken Himmlische, dein Heiligtum. Deine Zauber binden wieder, Was der Mode Schwert…
Die Antike an den nordischen Wanderer
Über Ströme hast du gesetzt und Meere durchschwommen, Über der Alpen Gebirg trug dich der schwindligte Steg, Mich in der…
Die Worte des Glaubens
Drei Worte nenn ich euch, inhaltschwer, Sie gehen von Munde zu Munde, Doch stammen sie nicht von außen her, Das…
Das Unwandelbare
„Unaufhaltsam enteilet die Zeit.“ – Sie sucht das Beständge. Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.
Für Franz Paul von Herbert
Geh und predige das neue Evangelium allen Kreatu- Ren. Wer da glaubt, der wird selig, wer aber nicht Glaubt, der…
Karthago
Ausgeartetes Kind der bessern menschlichen Mutter, Das mit des Römers Gewalt paaret des Tyriers List! Aber jener beherrschte mit Kraft…
Das Mädchen von Orleans
Das edle Bild der Menschheit zu verhöhnen, Im tiefsten Staube wälzte dich der Spott, Krieg führt der Witz auf ewig…
Ritter Toggenburg
„Ritter, treue Schwesterliebe Widmet Euch dies Herz, Fodert keine andre Liebe, Denn es macht mir Schmerz. Ruhig mag ich Euch…
Die Macht des Gesanges
Ein Regenstrom aus Felsenrissen, Er kommt mit Donners Ungestüm, Bergtrümmer folgen seinen Güssen, Und Eichen stürzen unter ihm; Erstaunt, mit…
Unter allen Schlangen ist eine
Unter allen Schlangen ist eine, Auf Erden nicht gezeugt, Mit der an Schnelle keine, An Wut sich keine vergleicht. Sie…
Inneres und Äußeres
„Gott nur siehet das Herz.“ – Drum eben, weil Gott nur das Herz sieht, Sorge, daß wir doch auch etwas…
Hero und Leander
Seht ihr dort die altergrauen Schlösser sich entgegen schauen, Leuchtend in der Sonne Gold, Wo der Hellespont die Wellen Brausend…
Der Graf von Habsburg
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß König Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der…
Grabschrift eines gewissen – Physiognomen
Wes Geistes Kind im Kopf gesessen, Konnt er auf jeder Nase lesen: Und doch – daß er es nicht gewesen,…
An die Sonne
Preis dir, die du dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels! Preis dem lieblichen Glanz Deines Lächelns, der alles begrüßet und alles…
Die berühmte Frau
Epistel eines Ehemanns an einen andern Beklagen soll ich dich? Mit Tränen bittrer Reue Wird Hymens Band von dir verflucht?…
Hymne an den Unendlichen
Zwischen Himmel und Erd, hoch in der Lüfte Meer, In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels, Wolken türmen…
Das Geschenk
Ring und Stab, o seid mir auf Rheinweinflaschen willkommen, Ja, wer die Schafe so tränket, der heißt mir ein Hirt….
Der Sämann
Siehe, voll Hoffnung vetraust du der Erde den goldenen Samen Und erwartest im Lenz fröhlich die keimende Saat. Nur in…
Das gemeinsame Schicksal
Siehe, wir hassen, wir streiten, es trennet uns Neigung und Meinung, Aber es bleichet indes dir sich die Locke wie…
Die Kraniche des Ibykus
Zum Kampf der Wagen und Gesänge, Der auf Korinthus‘ Landesenge Der Griechen Stämme froh vereint, Zog Ibykus, der Götterfreund. Ihm…
An einen Weltverbesserer
„Alles opfert‘ ich hin“, sprichst du, „der Menscheit zu helfen, Eitel war der Erfolg, Haß und Verfolgung der Lohn.“ Soll…
Das Ideal und das Leben
Ewigklar und spiegelrein und eben Fließt das zephirleichte Leben Im Olymp den Seligen dahin. Monde wechseln und Geschlechter fliehen, Ihrer…
Der griechische Genius
An Meyer in Italien Tausend andern verstummt, die mit taubem Herzen ihn fragen, Dir, dem Verwandten und Freund, redet vertraulich…
Die vier Weltalter
Wohl perlet im Glase der purpurne Wein, Wohl glänzen die Augen der Gäste, Es zeigt sich der Sänger, er tritt…
An Goethe
Als er den ›Mahomet‹ von Voltaire auf die Bühne brachte Du selbst, der uns von falschem Regelzwange Zu Wahrheit und…
Der Wirtemberger
Der Name Wirtemberg Schreibt sich von Wirt am Berg – Ein Wirtemberger ohne Wein, Kann der ein Wirtemberger sein?
Klopstock und Wieland
Als ihre Silhouette nebeneinander hingen Gewiß! bin ich nur überm Strome drüben, Gewiß will ich den Mann zur Rechten lieben,…
Jetzige Generation
War es immer wie jetzt? Ich kann das Geschlecht nicht begreifen. Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend…
Die Antiken zu Paris
Was der Griechen Kunst erschaffen, Mag der Franke mit den Waffen Führen nach der Seine Strand, Und in prangenden Museen…
Kassandra
Freude war in Trojas Hallen, Eh die hohe Feste fiel, Jubelhymnen hört man schallen In der Saiten goldnes Spiel. Alle…
Breite und Tiefe
Es glänzen viele in der Welt, Sie wissen von allem zu sagen, Und wo was reizet und wo was gefällt,…
Punschlied
Vier Elemente, Innig gesellt, Bilden das Leben, Bauen die Welt. Preßt der Zitrone Saftigen Stern, Herb ist des Lebens Innerster…
Unserm teuren Körner
Am 2ten des Julius 1785 Sei willkommen an des Morgens goldnen Toren, Sei willkommen unserm Freudegruß, Dieses Tages holder Genius,…