Bürger
Auf die Morgenröte
Sonnett. Wann die goldne Frühe, neugeboren, Am Olymp mein matter Blick erschaut, Dann erblass‘ ich, wein‘ und seufze laut: Dort…
Des armen Suschens Traum
Ich träumte, wie um Mitternacht Mein Falscher mir erschien. Fast schwür‘ ich, daß ich hell gewacht, So schnell erblickt‘ ich…
Mittel wider die Agrypnie
„Die ganze Nacht hab‘ ich kein Auge zugethan“, Fing Ursula am Sonntagmorgen an. „Nun will ich in die Predigt gehen…
Der Hund aus der Pfennigschenke
Es ging, was Ernstes zu bestellen, Ein Wandrer seinen stillen Gang, Als auf ihn los ein Hund, mit Bellen Und…
Hummellied
Die Buben sind den Hummeln gleich: Ihr Mägdlein mögt euch hüten! Sie schwärmen durch des Lenzes Reich, Um Blumen und…
Täuschung
Sonnett. Um von Ihr das Herz nur zu entwöhnen, Der es sich zu stetem Grame weiht, Forschet durch die ganze…
Himmel und Erde
In dem Himmel quillt die Fülle Heiß ersehnter Seligkeit. Ich auch, wär‘ es Gottes Wille, Tränke gern aus dieser Fülle…
Der versetzte Himmel
Sonnett. Licht und Lust des Himmels zu erschauen, Wo hinan des Frommen Wünsche schweben, Muß dein Blick sich über dich…
Prognostikon
Vor Feuersglut, vor Wassersnot Mag sicher fort der Erdball rücken. Wenn noch ein Untergang ihm droht So wird er in…
Das vergnügte Leben
Der Geist muß denken. Ohne Denken gleicht Der Mensch dem Öchs – und Eselein im Stalle. Sein Herz muß lieben….
Das Mädel, das ich meine
O was in tausend Liebespracht Das Mädel, das ich meine, lacht! Nun sing‘, o Lied, und sag mir an! Wer…
An Molly
O Molly, welcher Talisman Hilft alle Herzen dir gewinnen? Zwar kennen ihn die Huldgöttinnen, Allein sie geben ihn nicht an….
Das harte Mädchen
Ich sah so frei und wonnereich Einst meine Tag‘ entschlüpfen, Wie Vögelchen, von Zweig auf Zweig, Beim Morgenliebe hüpfen. Fragt…
Lied
Du mit dem Frühlingsangesichte, Du schönes blondes Himmelskind, An deiner Anmut Rosenlichte Sieht sich mein Auge noch halb blind! Nach…
Amors Pfeil
Amors Pfeil hat Widerspitzen. Wen er traf, der lass‘ ihn sitzen, Und erduld‘ ein wenig Schmerz! Wer geprüften Rat verachtet,…
Lenardo und Blandine
Blandine sah her, Lenardo sah hin, Mit Augen, erleuchtet vom zärtlichsten Sinn: Blandine, die schönste Prinzessin der Welt, Lenardo, der…
Bacchus
Hoch, dreimal höher als Apoll, Soll Vater Bacchus leben! Zehn Berge, dicht von Lorbeern voll Gilt einererden mir voll Reben….
An Adoniden
O Adonide, welche Kraft Zwingt alle Kerzen, dir zu schlagen? Die Huldgöttinnen könnten’s sagen; Verrieten sie die Wissenschaft. Käm‘ uns…
Die Holde, die ich meine
O, was in tausend Liebespracht Die Holde, die ich meine, lacht! Verkünd‘ es laut, mein frommer Mund, Wer that sich…
Aruspex und Professor
Wie ein Aruspex dem Kollegen Ohn‘ aufzulachen, einst entgegen Mit Ernst zu treten fähig war, Schien, Tullius, dir wunderbar. Ein…
Elise an Bürger
O Bürger, Bürger, edler Mann, Der Lieder singt, wie Keiner kann Vom Rhein an bis zum Belt, Vergebens berg‘ ich…
Der Liebesdichter
Ich will das Herz mein Leben lang Der Lieb‘ und Schönheit weihen, Und meinen leichten Volksgefang Der Liebe Schmeicheleien. Denn…
Graf Walter
Nach dem Altenglischen. Graf Walter rief am Marstallsthor: „Knapp, schwemm‘ und kämm‘ mein Roß!“ Da trat ihn an die schönste…
Notgedrungene Epistel des berühmten
Schneiders Johannes Schere an Seinen Großgünstigen Mären. Wie kümmerlich, trotz seiner Göttlichkeit, Sich oft Genie hier unterm Monde nähre, Beweisen…
Mittel gegen den Hochmut der Großen
Viel Klagen hör‘ ich oft erheben Vom Hochmut, den der Große übt. Der Großen Hochmut wird sich geben, Wenn unsre…
Keine Witwe!
Es will mir nicht und will nicht ein, Mir eine Witwe anzufrein. Ich könnt‘ es nimmermehr verdauen, Den ganzen Tag,…
Schnick und Schnack
Verbreite du vor Hack und Mack Den Duft der besten Thaten! Kaum wird Frau Schnick und kaum Herr Schnack Ihn…
An Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg
Daimonie Fritz, Fritz! Bei den Unsterblichen, die hold Auch meinem Leben sind! – Sie zeugen mir! – Sieh, angesichts der…
Der Kaiser und der Abt
Ich will euch erzählen ein Märchen, gar schnurrig: Es war ‚mal ein Kaiser; der Kaiser war knurrig; Auch war ‚mal…
Stutzertändelei
Freund Amor, kannst du machen, Für einen hübschen Kuß, Daß mir Agneschen lachen Aus frommen Augen muß? O allerliebste Sachen,…
Schön Suschen
Schön Suschen kannt‘ ich lange Zeit: Schön Suschen war wohl fein; Voll Tugend war’s und Sittsamkeit: Das sah ich klärlich…
Der Ritter und sein Liebchen
Ein Ritter ritt einst in den Krieg, Und als er seinen Hengst bestieg, Umfing ihn sein sein’s Liebchen: „Leb wohl,…
Collin und Juliette
Im süßen Duft der Rosen Lag Schäfer Collinet Und machte seiner losen Geliebten ein Bouquet Und etwas anders noch –…
Friedrich
Mein Friedrich braucht zu seinem ganzen Regierungswesen lauter Franzen. Nur ein Geschäft ist noch, das er durch Deutsche tut, Zum…
Volkers Schwanenlied
Sonst schlug die Lieb‘ aus mir so helle, Wie eine Nachtigall am Quelle. Nun hat sie meine Kunst geirrt, Daß…
Die Tode
Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben Ist höchst erhabner Mut, ist Welt-Erlösertod: Denn nur die göttlichsten der Heldenmenschen färben Dafür…
An Agathe
Nach einem Gespräche über ihre irdischen Leiden und Aussichten in die Ewigkeit. Mit dem naßgeweinten Schleier Lösch‘ ich meine Thränen…
Der Bauer
In seinen Durchlauchtigen Tyrannen. Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Roß? Wer…
Kritik betreffend
Verdammt er mein Gedicht mit Recht, So hilft wahrhaftig kein Vertreten; Doch urtelt Meister Krittler schlecht, So ist warhaftig nicht…
Verlust
Sonnett. Wonnelohn getreuer Huldigungen, Dem ich mehr als hundert Monden lang, Tag und Nacht, wie gegen Sturm und Drang Der…
Lückenbüßer
Ein Harfner hatt‘ ein Harfenspiel Für seine Hand ersonnen. Drauf hatt‘ er süßen Lobes viel Im Land, umher gewonnen. Keck…
An Arist
Wenn der gute Himmel mir Ewig, ewig, doch vergönnte, Daß ich, braver Mann, mit dir Meine Tage leben könnte! Nimmer,…
Molly’s Wert
Ach, könnt‘ ich Molly kaufen Für Gold und Edelstein, Und hätte große Haufen; Die sollten mich nicht reu’n. Zwar wühlt…
Der wohlgesinnte Liebhaber
Volkslied In Nebelduft und Nacht versank Das Dörfchen und die Flur. Kein Sternchen war mehr blink und blank, Als Liebchens…
Als Elise sich ohne Lebewohl entfernt hatte
Göttingen am 22. Nov. 1784. Morgens um 9 Uhr. Frisch, Bürger, frisch zusammen dich genommen, Und rüstig vorwärts stets von…
An den Apollo
Zur Vermählung meines Freundes, des Herrn Doctor Althof, mit der Demoiselle Kuchel. Am 17. Mai 1789. Gott der goldnen Leier,…
An einen Sittenkrittler
Kein Herz gibt dir mehr Stoff zum Sprechen, Keins zu Kritiken mehr, als meins. Gern wollt‘ ich mich an deinem…
Die Eine
Sonnett. Nicht selten hüpft, dem Finken gleich im Haine, Der Flattersinn mir keck vors Angesicht: „Warum, warum bist du denn…
Die Schatzgräber
Ein Winzer, der am Tode lag, Rief seine Kinder an und sprach: „In unserm Weinberg liegt ein Schatz, Grabt nur…
Kampfgesetz
Gleich sei der Streit, Den man uns beut! Schwert gegen Schwert vom Leder, Doch Feder gegen Feder!
Gute Werke
An Glauben und Vertraun, mein guter Musensohn, Scheints dir wohl nicht zu fehlen, wie ich merke: Doch wisse du, Apolls…
Das Herz
Aufs Herz behaupten oft die Damen, Ach! auf das Herz kommt alles an; Das Herz vereinigt Weib und Mann, Das…
Vollkommener Ernst
Sprich, junger Mann, o sprich, was dich bewegt, Nach schnödem Dichterruhm dich atemlos zu laufen? Ha, diesen Dorn, den ach!…
Der Maulwurf und der Gärtner
Ein Maulwurf verwüstete die schön geebneten Blu- Menfelder durch seinen Aufwurf, stürzte die Gewäch- Se und entblößte ihre Wurzeln, daß…
Apologie
Ihr Herrn Zeloten dieser Zeit, Wie steht’s um euern Willen? Sind Liebesmäntel wohl so weit, Dies Lied mit d’rein zu…
Winterlied
Der Winter hat mit kalter Hand Die Pappel abgelaubt, Und hat das grüne Maigewand Der armen Flur geraubt Hat Blümchen,…
Antwort an Gottfried August Bürger
Ê men emarnasthên eridos peri thymoboroio Êd aut en philotêti dietmagen arthmêsante. Diese Helden kämpften aus heißer Begierde des Ruhmes,…
Lust am Liebchen
Wie selig, wer sein Liebchen hat, Wie selig lebt der Mann! Er lebt, wie in der Kaiserstadt Kein Graf und…
Prolog zu Sprickmanns Eulalia
auf einem Privattheater. Darf, Edle, die ihr hier versammelt seid, Darf auch des Schauspiels Muse den Kristall, Worin sie alles,…
Männerkeuschheit
Wer nie in schöner Wollust Schoß Die Fülle der Gesundheit goß, Dem steht ein stolzes Wort wohl an, Das Heldenwort:…
An Klopstock, den Dichter, und Lessing, den Kunstrichter
Mich wärmte der Gedank an Fürsten, die Nichts, als geborne Fürsten sind, noch nie. Doch dacht ich euch, ihr Edeln,…
Der Liebekranke
Mir thut’s so weh im Herzen! Ich bin so matt und krank! Ich schlafe nicht vor Schmerzen, Mag Speise nicht…
Liebeschwur
Flox zu den Füßen seiner Schönen Schwört mit Verzuckungen und Thränen: Aus Liebe sei er jederzeit Mit Leib und Leben…
Zechlied
Ich will einst, bei Ja und Nein! Vor dem Zapfen sterben. Alles, meinen Wein nur nicht, Lass‘ ich frohen Erben….
Liebe ohne Heimat
Sonnett. Meine Liebe, lange wie die Taube Von dem Falken hin und her gescheucht, Wähnte froh, sie hab‘ ihr Nest…
An Madame B. geb. M
Sehn, geliebte Freundin, und wiedersehn das Werthe Auf der verworrenen Bahn, welche das Leben durchkreuzt, Das sind Blüten des Glücks,…
Göckingk an Bürger
Verdammte Versemacherei! Was hast du angerichtet? Uns unsers Lebens einz’gen Mai Zum Kuckuck hingedichtet? Gevatter Bürger! sagt einmal, Sind wir…
Bullius
Das zwischen manchem wilden Haufen Sich Bullius, der Adlermann, An Hörnern endlich abgelaufen, Das läuft sein Weib ihm wieder an,
Das hohe Lied von der Einzigen, in Geist und
Herzen empfangen am Altare der Vermählung. Hört von meiner Auserwählten, Höret an mein schönstes Lied! Ha, ein Lied des Neubeseelten…
Bewunderung über die allezeit Fertigen
Mein Gott! Wie macht’s wohl mancher Mann, Der jeden Quark beverseln kann So viel Gedanken aufzujagen? – Gedanken? – Worte…
Die Aspiranten und der Dichter
Die Aspiranten Du Göttlicher, wie geht es zu, Daß deine Lieder so behagen? Wir quälen uns zu ganzen Tagen, Zu…
Einladung
Seid doch einmal mein Gast, Herr Plitt! Schon bitt‘ ich euch zu hundert Malen. Bringt ihr etwa euer Essen mit,…
Bei dem Grabe meines guten Großvaters
Jakob Philipp Bauer’s. Ruhe, süße Ruhe schwebe Friedlich über dieser Gruft! Niemand spotte dieser Asche, Die ich jetzt mit Thränen…
Heute mir, morgen dir
Ein Junker, der nach Junkersbrauch Dem Kutscher Ruhbart Hörner setzte Und weidlich lachend, daß der Bauch Ihm bebte, sich darob…
Trost
Wenn dich die Lästerzunge sticht, So laß dir dies zum Troste sagen: Die schlechtsten Früchte sind es nicht, Woran die…
Naturrecht
Sonnett. Von Blum‘ und Frucht, so die Natur erschafft, Darf ich zur Lust, wie zum Bedürfnis, pflücken. Ich darf getrost…
Der arme Dichter
Ein Dichter, rund und seist bei Leibe, Mit einem Antlitz, lang wie breit, Und glänzend, wie des Vollmonds Scheibe, Sprach…
Für Sie mein Eins und Alles
Sonnett. Nicht zum Fürsten hat mich das Geschick, Nicht zum Grafen, noch zum Herrn geboren, Und fürwahr nicht hellerswert verloren…
Vorschlag zur Güte
Ihr Schwärmer für die Monarchie, Für Aristo – und für Demokratie, Ihr tollen Schwärmer, laßt euch raten, Und werdet alle…
Lenore
Brich, armes Herz! Zur Totenkron‘ Erwuchs dir Rosmarin. Verweint sind deine Perlen schon, Der Ring der Ring ist hin! Lenore…
Das Lied von der Treue
Wer gern treu eigen sein Liebchen hat, Den necken Stadt Und Hof mit gar mancherlei Sorgen. Der Marschall von Holm,…
An F. M. als sie nach London ging
Könnt‘ auf väterlichen Auen Ein verkümmerter Poet, Könnt‘ er dir ein Hüttchen bauen, Wie es vor dem Geist‘ ihm steht;…
Neuseeländisches Schlachtlied
Hallo, ihr Gesellen, empor und hervor! So stampfen, so tanzen die Wogen empor, Hoch über das Riff hin mir zorniger…
Adeline
Seh‘ ich, bei des Tempels Harmonieen, Ihr Gesicht von Seelenandacht glühen, Ach! so wähnt mein hochgetäuschter Blick, Eine Himmelsbraut in…
Entschuldigung
Ja, Betty, ja ich that den Schwur, Mit Lieb‘ an deinem Reiz zu halten; Doch ungerechterweise nur Machst du zum…
An die Hoffnung
Wohlthätigste der Feen! Du, mit dem weichen Sinn, Vom Himmel ausersehen, Zur Menschentrösterin! Schön, wie die Morgenstunde, Mit rosichtem Gesicht,…
Mamsell La Regle
Halb griechische, halb auch französische Doune, Ist Regula die wackerste Ma Bonne; Nimmt sorgsam überall, nimmt Tag und Nacht Die…
Neue weltliche hochdeutsche Reime
, enthaltend die abenteuerliche doch wahrhaftige Historiam von der wunderschönen Durchlauchtigen Kaiserlichen Prinzessin Europa und einem uralten heidnischen Götzen, Jupiter…
Die Weiber von Weinsberg
Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt? Soll sein ein wackres Städtchen, Soll haben, fromm und klug gewiegt, Viel Weiberchen…
An den Traumgott
Zu Schwärmer um die Ruhebetten Von Moos und Flaum, O Brüderchen der Amoretten, Geliebter Traum! Wo fandest du, sie nachzubilden,…
Das Dörfchen
Ich rühme mir Mein Dörfchen hier! Denn schön’re Auen, Als rings umher Die Blicke schauen, Blüh’n nirgends mehr. Welch ein…
Der Bruder Graurock und die Pilgerin
Ein Pilgermädel, jung und schön, Wollt‘ auf ein Kloster zu. Sie zog das Glöcklein an dem Thor; Ein Bruder Graurock…
Trautel
Mein Trautel hält mich für und für In festen Liebesbanden; Bin immer um und neben ihr; Sie läßt mich nicht…
Räthsel
Verfertigt ist’s vor langer Zeit, Doch mehrentheils gemacht erst heut. Höchst schätzbar ist es seinem Herrn, Und dennoch hütet’s Niemand…
Der dunkle Dichter
Sanct Lykophron baut SchöppenstädtsPalast, Doch keine Fenster drein. Abhelflich trägt das Licht sein Scholiast Im Sack hinein
Des Schäfers Liebeswerbung
Für Herrn Voß vor seiner Hochzeit gesungen. Komm, biß mein Liebchen, biß mein Weib! Und fodre Lust und Zeitvertreib, So…
An die Bienen
Wollt ihr wissen, holde Bienen, Die ihr süße Beute liebt, Wo es mehr, als hier im Grünen, Honigreiche Blumen gibt?…
Die Umarmung
Wie um ihren Stab die Rebe Brünstig ihre Ranke strickt, Wie der Epheu sein Gewebe An der Ulme Busen drückt,…
Der kluge Held
Tags vor der Schlacht gerät ein junger Held In allerlei bedenkliche Bewegung; Nimmt dies und das in ernste Überlegung Und…
Die beiden Liebenden
Ein Andrer werd‘ um Ehr‘ und Gold! Ich werd‘ um Liebe bei Selinden. Mich kann allein ihr süßer Gold An…
Untreue über alles
Ich lauschte mit Molly tief zwischen dem Korn, Umduftet von blühenden Hagebutt-Dorn. Wir hatten’s so heimlich, so still und bequem,…
Die beiden Maler
Zum Zeuxis prahlt‘ einst Agatharch, ein kleiner, Fixfingriger, behender Pinselmann: „So schnell, wie ich, malt wohl so leicht nicht Einer!“…
Lieb‘ und Lob der Schönen
Ich will das Herz mein Leben lang An Lieb‘ und Lob der Schönen Und meine Laute, meinen Sang An Lieb‘…
Elegie
Als Molly sich losreißen wollte. Darf ich noch ein Wörtchen lallen? – Darf vor deinem Angesicht Eine Thräne mir entfallen?…
An Göckingk
Nun, nun! Verschütt‘ Er nur nicht gar Das Kindlein sammt dem Bade! Das arme Kindlein das! Für wahr! Es wär‘…
Ode der funfzigjährigen Jubelfeier der Georgia
Augusta am 17 September 1787 gewidmet von mehrern zu Göttingen Studierenden. Erhabenster, der du daß All gestaltet, Zu deiner Herrlichkeit…
Die Nachtfeier der Venus
Nach dem Lateinischen. 1. Vorgesang Morgen liebe, was auch nimmer Noch geliebet, hat zuvor! Was geliebt hat längst und immer,…
Freiheit
Freiheit wünschest du dir, und klagst alltäglich und zürnest, Daß dir Freiheit fehlt, über Despotengewalt? – Lern entbehren, o Freund!…
Die Kuh
Frau Magdalis weint‘ auf ihr letztes Stück Brot. Sie konnt‘ es vor Kummer nicht essen. Ach, Witwen bekümmert oft größere…
Zum Spatz, der sich auf dem
Saale gefangen hatte. Bons dies, Herr Spatz! Ei, seht doch ‚mal! Willkommen hier auf meinem Saal! Er ist gefangen sieht…
Entsagung der Politik
Ade, Frau Politik! Sie mag sich fürbaß trollen: Die Schrift-Zensur ist heutzutage scharf. Was mancher Edle will, scheint er oft…
Die Brüderschaft
Er führt als Bruder im Apoll Sich selber bei mir ein. Ich will’s in jedem Gotte wol, Nur nicht in…
Vorgefühl der Gesundheit
An Heinrich Christian Boie. Täuschet ihr mit euerm Wechseltanze, Du, o Wunsch, und du, o Hoffnung, mich? Oder naht im…
Die Entführung, oder Ritter Karl von
Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg. “ Knapp‘, satt’le mir mein Dänenroß, Daß ich mir Ruh‘ erreite! Es wird mir…
An Themiren
Travestiert nach dem Horaz. Ach, würden falsche Schwüre Durch Zeichen an dir kund! Verfärbte sich, Themire, Nein frevelhafter Mund! O,…
Des Pfarrers Tochter von Taubenhain
Im Garten des Pfarrers von Taubenhain Geht’s irre bei Nacht in der Laube. Da flüstert und stöhnt’s so änstiglich; Da…
Straflied beim schlechten Kriegsanfange der Gallier
Wer nicht für Freiheit sterben kann, Der ist der Kette wert. Ihn peitsche Pfaff und Edelmann Um seinen eignen Herd!…
An August Wilhelm Schlegel
Sonnett. Kraft der Laute, die ich rühmlich schlug Kraft der Zweige, die mein Haupt umwinden, Darf ich dir ein hohes…
Reiz und Schönheit
Bei des stillen Reizes Mangel Zieht kein schönes Angesicht; Denn der Bissen sonder Angel Lockt wol, aber fängt doch nicht.
An die Nymphe des Regenborns
Neig‘ aus deines Vaters Halle, Felsentochter, mir dein Ohr! Hell im Schimmer der Krystalle, Hell im Silberschleier, walle, Keine Nymphe,…
Das Lied vom braven Manne
Hoch klingt das Lied vom braven Mann, Wie Orgelton und Glockenklang. Wer hohes Muts sich rühmen kann, Den lohnt nicht…
Bettelstolz
Es gibt der bettelstolzen Hachen, Die mehr aus ärmlicher Kathedertheorei, Als aus Homers Gesang, Amphions Melodei Und jedem Götterwerk der…
Unmut
Der Henker hole sie, die schönen Seifenblasen Von euerm Freiheitsmut und seiner Riesenkraft, Wenn beides schon im ersten Kampf erschlafft!…
Prometheus
Prometheus hatte kaum herab in Erdennacht Den Quell des Lichts, der Wärm‘ und alles Lebens, Das Feuer, von Olymp gebracht;…
Die Elemente
Horch! Hohe Dinge lehr‘ ich dich: Vier Elemente gatten sich; Sie gatten sich, wie Mann und Weib, Voll Liebesglut in…
Ständchen
Trallyrum larum höre mich! Trallyrum larum leier! Trallyrum larum das bin ich, Schön Liebchen, dein Getreuer! Schleuß auf den hellen…
Franken und Franzosen
Die Edlen, die nicht mehr an alter Seuche kranken, Nennt nicht Franzosen mehr! Sie heißen edler Franken! Begriff und Wort…
Das Blümchen Wunderhold
Es blüht ein Blümchen irgendwo In einem stillen Thal; Das schmeichelt Aug‘ und Herz so froh Wie Abendsonnenstrahl; Das ist…
An das Herz
Sonett Lange schon in manchem Sturm‘ und Drange Wandeln meine Füße durch die Welt. Bald den Lebensmüden beigesellt, Ruh ich…
An ein Maienlüftchen
Auf, Maienlüften, aus den Blumenbeeten! Wo deine Küsse Florens Töchter röten; Wo du so liebetraulich allen heuchelst, Und Duft entschmeichelst….
Molly’s Abschied
Lebe wohl, du Mann der Lust und Schmerzen! Mann der Liebe, meines Lebens Stab! Gott mit dir, Geliebter! Tief zu…
An Stentor unter der Predigt
Freund, deine Predigt gleicht dem Heerposaunenschalle, Dem Jericho erlag, durch ihren Wunderlaut. Denn bald zerreißt von ihrem Donnerhalle – O…
Die Menagerie der Götter
Wie hier an Affen, Papagei’n, An Kakadu und Raben Hofherrn und Damen insgemein Ihr träges Mütchen laben: So hegt auch…
Huldigungslied
Wär‘ ich doch so hold, wie jener Freund der Liebeskönigin; Oder nur ein bißchen schöner, Als ich Armer jetzo bin!…
Mannstrotz
So lang‘ ein edler Biedermann Mit einem Glied sein Brot verdienen kann, So lange schäm‘ er sich nach Gnadenbrot zu…
Sinnesänderung
Ich war wohl Jungfer Eigensinn, Durch Güte kaum zu zähmen; Und sträubte mich oft her und hin, Zu geben und…
Herr Bacchus
Herr Bacchus ist ein braver Mann, Das kann ich euch versichern; Mehr, als Apoll, der Leiermann, Mit seinen Notenbüchern. Des…
Das neue Leben
Eia! Wie so wach und froh, Froh und wach sind meine Sinnen! O vor welcher Sonne floh Meines Lebens Nacht…
Advokatenprahlerei
Was fragt, Triumph im Angesicht: Wer hat an Händeln mehr gewonnen, Als ich, vor Stadt – und Landgericht? Ganz recht!…
Der Raubgraf
Es liegt nicht weit von hier ein Land, Da reift‘ ich einst hindurch; Am Weg‘ auf hohem Felsen stand, Vor…
Der Entfernten
1. Sonett O wie soll ich Kunde zu ihr bringen, Kunde dieser ruhelosen Pein, Von der Holden so getrennt zu…
Liebeszauber
Mädel, schau mir ins Gesicht! Schelmenauge, blinzle nicht! Mädel, merke was ich sage! Gib mir Rede, wenn ich frage! Holla…
Das Lob Helenens
Am Tage ihrer Vermählung. Bräutigam, welch‘ eine Braut Wird deinem Arm‘ zur Beute! Bei meiner Leier schwör‘ ich’s laut: Die…
Die Bitte
O Schwester, merk‘ auf diese Kunde: Erscheint dir je ein junger Hirt, Der lieb sogleich dem Herzen wird Und immer…
An Amalien
Auf ein Stammbuchs-Blatt. Schön, wie du, o Holdin, blüht der Garten, Den des Dichters Phantasie dir schafft. Sein als Gärtner…
Geweihtes Angebinde, zu Louisens Geburtstage
Kann denn nur der Vater Pabst allein Schwerter, Kerzen, Amulett‘ und Ringe Für die Frommen seiner Kirche weih’n, Daß kein…
Trauerstille
Sonnett. O wie öde, sonder Freudenschall, Schweigen nun Palläste mir, wie Hütten, Flur und Hain, so munter einst durchschritten, Und…
An die Nymphe zu Mainberg
Preis Nymphe dir! Dein! Kraftquell sieget oft, Wann Außenglut den derben Bau umlodert. Doch tröste Gott den Hausherr, der noch…
Ein Casus Anatomicus
Der Kaufmann Harpax starb; sein Leichnam ward spazieren; Und als man überall dem Übel nachgespüret, So kam man auch aufs…
Fortunens Pranger
Nieten? Nieten? Nichts als kahle Nieten? – Nun so niete dich denn satt und matt! – Zur Vergeltung will ich…
An die Splitterrichter
Das freut mich doch, ihr Herren Falken, Die ihr, Gott weiß warum? erbost, So gern auf meine Fehler stoßt, Daß…
Auf einen litterarischen Händelsucher
Ich? Gegen ihn vom Leder ziehn? – Dabei gewönn‘ er; ich verlöre! Denn meine Fuchtel adelt‘ ihn, Sie aber käm‘…
An die Menschengesichter
Ich habe was Liebes, das hab‘ ich zu lieb; Was kann ich, was kann ich dafür? D’rum sind mir die…
Der Edelmann und der Bauer
„Das schwör‘ ich dir, bei meinem hohen Namen Mein guter Klaus ich bin aus altem Samen!“ „Das ist nicht gut,…
Auf das Adeln der Gelehrten
Mit einem Adelsbrief muß nie der ächte Sohn Minervens und Apolls begnadigt heißen sollen. Denn edel sind der Götter Söhne…
Robert
Ein Gegenstück zu Claudius Romanze Phidile. Ich war wohl recht ein Springinsfeld, In meinen Jünglingstagen; Und that nichts lieber auf…
Gabriele
O wie schön ist Gabriele, O wie schön, an Seel‘ und Leib! Öfters ahndet meiner Seele, Diese sei kein Erdenweib….
Frau Schnips
Ein Märlein halb lustig, halb ernsthaft, sammt angehängter Apologie. Frau Schnipsen hatte Korn im Stroh, Und hielt sich weidlich lecker;…
Frage
Wie? Sollt‘ es denn nicht besser lassen, Ein schönes Bild im Musenhain, Als Pfahl nur, oder Pflasterstein, Kaum gut genug…
Muttertändelei
Für meine Dorette. Seht mir doch mein schönes Kind, Mit den goldnen Zottellöckchen, Blauen Augen, roten Bäckchen! Leutchen, habt ihr…
An Reinhard
Stell‘ auf dein Kunstwerk fest und gut Für’s weise Publikum, mein Lieber, Und fürchte nicht die Kollerwuth Von meinem Recensentenfieber.
Spinnerlied
Hurre, hurre, hurre! Schnurre, Rädchen, schnurre! Trille, Rädchen, lang und fein, Trille fein ein Fädelein, Mir zum Busenschleier. Hurre, hurre,…
Als das Obige für Versündigung erklärt wurde
Ich schelte nicht die edle Gabe, Die ich von Gott empfangen habe. Die Gabe hat mir Heil gewährt, Allein ihr…
Aufgegebene Liebeserklärung an Sophien, nach
vorgeschriebenen Endreimen, am 21. Nov. 1784. Im Herzen, wie am Geist, längst dumpf, und stumpf, wie – Blei, Wähnt‘ ich…
Überall Molly und Liebe
Sonnett. In die Nacht der Tannen oder Eichen, Die das Kind der Freude schauernd flieht, Such‘ ich oft, von Kummer…
Die Esel und die Nachtigallen
Es gibt der Esel, welche wollen, Daß Nachtigallen hin und her Des Müllers Säcke tragen sollen. Ob recht, fällt mir…
Problem
Liebebewanderter Mann und liebekundiges Weib, sprich: Welche von zweierlei Pein dünket die peinlichste dir, Die, wann du inniglich liebst, allein…
Seufzer eines Ungeliebten
Hast du nicht Liebe zugemessen Dem Leben jeder Kreatur? Warum bin ich allein vergessen, Auch meine Mutter du! Natur? Wo…
Gegenliebe
Wüßt‘ ich, wüßt‘ ich, daß du mich Lieb und wert ein bißchen hieltest, Und von dem, was ich für dich,…
Sanct Stephan
Sanct Stephan war ein Gottesmann, Von Gottes Geist beraten, Der durch den Glauben Kraft gewann, Zu hohen Wunderthaten. Doch seines…
Daß Blümchen Wunderhold
Es blüht ein Blümchen irgend wo In einem stillen Thal. Das schmeichelt Aug‘ und Herz so froh, Die Abendsonnenstrahl. Das…
Der wilde Jäger
Der Wild – und Rheingraf stieß ins Horn: „Hallo, hallo zu Fuß und Roß!“ Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;…
Gesang am heiligen Vorabend des
Funfzigjährigen Jubelfestes der Georgia Augusta. Morgen, o festlicher Tag, Morgen entschwebe Herrlich und hehr der Nacht! Komm in Titans Strahlenkranze,…
An die kalten Vernünftler
Ich hab‘ was Liebes, das hab‘ ich zu lieb; Was kann ich, was kann ich dafür? Drum sind mir die…
An die blinde Virtuosin Mademoiselle Paradies
Sein Schicksal werde nicht gescholten! Zwar raubts dir Phöbus goldnen Strahl: Doch hat dir diesen tausendmal Sein goldnes Saitenspiel vergolten.
Die Unvergleichliche
Sonnett. Welch Ideal aus Engelsphantasie Hat der Natur als Muster vorgeschwebet, Als sie die Hüll‘ um einen Geist gewebet, Den…
Feldjägerlied
Mit Hörnerschall und Lustgesang, Als ging es froh zur Jagd, So ziehn wir Jäger wohlgemuth Wann’s noth dem Vaterlande thut,…
Auch ein Lied an den lieben Mond
Ei! schönen guten Abend dort am Himmel! Man freuet sich, Ihn noch fein wohl zu sehn. Willkommen mir, vor allem…
Unter zwei Uebeln lieber das kleinste
Ich schelte nicht das Titelkaufen. Es würde für denselben Preis Das Amt der Dummkopf leicht erlaufen Der jetzt sich zu…
Minnesold
Wem der Minne Dienst gelinget, O wie hoch wird der belohnt! Keinen bessern Sohn erringet, Wer dem größten Kaiser front….
Abendphantasie eines Liebenden
In weiche Ruh‘ hinabgesunken, Unaufgestört von Harm und Not, Vom süßen Labebecher trunken, Den ihr der Gott des Schlummers bot,…
Der große Mann
Es ist ein Ding, das mich verdreußt, Wenn Schwindel oder Schmeichelgeist Gemeines Maß für großes preist. Du, Geist der Wahrheit,…