Goethe
Der Zauberlehrling
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort‘…
Selbstbetrug
Der Vorhang schwebet hin und her Bei meiner Nachbarin. Gewiß, sie lauschet überquer, Ob ich zu Hause bin Und ob…
Dauer im Wechsel
Hielte diesen frühen Segen, Ach, nur eine Stunde fest! Aber vollen Blütenregen Schüttelt schon der laue West. Soll ich mich…
Wandrers Sturmlied
Wen du nicht verlässest, Genius, Nicht der Regen, nicht der Sturm Haucht ihm Schauer übers Herz. Wen du nicht verlässest,…
Toast zum 28. August 1820
Beim akademischen Gastmahl auf der „Rose“ Wo Jahr um Jahr die Jugend sich erneut, Ein frisches Alter würd’ge Lehre beut,…
An dieselbe
Karlsbad, den 1. Mai 1820 Hier, wo noch ihr Platz genannt wird, Hier, wo noch ihr Becher steht, Doch nur…
Toast zum akademischen Mittagsmahl
am 22. April 1820 Abwesend ist kein Freund zu achten, Der immer für uns denkt und strebt Und, wie es…
Schlußpoetik
Sage, Muse, sag dem Dichter, Wie er denn es machen soll! Denn der wunderlichsten Richter Ist die liebe Welt so…
Wanderlied
Von dem Berge zu den Hügeln, Niederab das Tal entlang, Da erklingt es wie von Flügeln, Da bewegt sich’s wie…
Mit einem goldnen Halskettchen
Dir darf dies Blatt ein Kettchen bringen, Das, ganz zur Biegsamkeit gewöhnt, Sich mit viel hundert kleinen Schlingen Um deinen…
Liebe und Tugend
Wenn einem Mädchen, das uns liebt, Die Mutter strenge Lehren gibt Von Tugend, Keuschheit und von Pflicht, Und unser Mädchen…
An zwei Gebrüder, eifrige junge Naturfreunde
Marienbad, 182- Am feuchten Fels, den dichtes Moos versteckt, Erblühen Blumen, flattert manch Insekt; Scheint es auch dürr den kahlen…
Rastlose Liebe
Dem Schnee, dem Regen. Dem Wind entgegen, Im Dampf der Klüfte, Durch Nebeldüfte, Immer zu! Immer zu! Ohne Rast und…
Das Blümlein Wunderschön
Lied des gefangnen Grafen Graf Ich kenn ein Blümlein Wunderschön Und trage darnach Verlangen; Ich macht es gerne zu suchen…
Philomele
Dich hat Amor gewiß, o Sängerin, fütternd erzogen; Kindisch reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Kost. So, durchdrungen…
Sprache
Was reich und arm! Was stark und schwach! Ist reich vergrabner Urne Bauch? Ist stark das Schwert im Arsenal? Greif…
Trauerloge
Der unvergeßlichen Prinzessin Karoline Von Weimar-Eisenach, vermählten Erbprinzessin von Mecklenburg-Schwerin Gewidmet 1816 An dem öden Strand des Lebens, Wo sich…
Was es gilt
Dem Chromatiker Bringst du die Natur heran, Daß sie jeder nutzen kann; Falsches hast du nicht ersonnen, Hast der Menschen…
Sorge
Kehre nicht in diesem Kreise Neu und immer neu zurück! Laß, o laß mir meine Weise, Gönn, o gönne mir…
Ferne
Königen, sagt man, gab die Natur vor andern Gebornen Eines längeren Arms weithinaus fassende Kraft. Doch auch mir, dem Geringen,…
Erste Epistel
Jetzt, da jeglicher liest und viele Leser das Buch nur Ungeduldig durchblättern und, selbst die Feder ergreifend, Auf das Büchlein…
Bergschloß
Da droben auf jenem Berge, Da steht ein altes Schloß, Wo hinter Toren und Türen Sonst lauerten Ritter und Roß….
An Lord Byron
Ein freundlich Wort kommt eines nach dem andern Von Süden her und bringt uns frohe Stunden; Es ruft uns auf,…
Juni
Hinter jenem Berge wohnt Sie, die meine Liebe lohnt. Sage, Berg, was ist denn das? Ist mir doch, als wärst…
Chinesisch-deutsche Jahres – und Tageszeiten
I Sag, was könnt uns Mandarinen, Satt zu herrschen, müd zu dienen, Sag, was könnt uns übrigbleiben, Als in solchen…
Glück der Entfernung
Trink, o Jüngling! heil’ges Glücke Taglang aus der Liebsten Blicke; Abends gaukl‘ ihr Bild dich ein. Kein Verliebter hab es…
Tischlied
Mich ergreift, ich weiß nicht wie, Himmlisches Behagen. Will mich’s etwa gar hinauf Zu den Sternen tragen? Doch ich bleibe…
Kläffer
Wir reiten in die Kreuz und Quer Nach Freuden und Geschäften; Doch immer kläfft es hinterher Und billt aus allen…
Toast zum Landtage
Das Wohl des Einzelnen bedenken, Im Ganzen auch das Wohl zu lenken, Welch wünschenswertester Verein! Den guten Wirt beruft man…
Der Edelknabe und die Müllerin
Edelknabe Wohin? wohin? Schöne Müllerin! Wie heißt du? Müllerin Liese. Edelknabe Wohin denn? Wohin Mit dem Rechen in der Hand?…
Hauspark
Liebe Mutter, die Gespielen Sagen mir schon manche Zeit, Daß ich besser sollte fühlen, Was Natur im Freien beut. Bin…
Der Wandrer
Wandrer Und den säugenden Knaben An deiner Brust! Laß mich an der Felsenwand hier In des Ulmbaums Schatten Meine Bürde…
Lebensart
Über Wetter – und Herrenlaunen Runzle niemals die Augenbraunen; Und bei den Grillen der hübschen Frauen Mußt du immer vergnüglich…
Monolog aus Byrons Manfred
Manfred (allein) Der Zeit, des Schreckens Narren sind wir! Tage, Bestehlend stehlen sie sich weg. Wir leben In Lebens Überdruß,…
Wiederfinden
Ist es möglich, Stern der Sterne, Drück ich wieder dich ans Herz! Ach! was ist die Nacht der Ferne Für…
An Geheimerat von Willemer
Reicher Blumen goldne Ranken Sind des Liedes würd’ge Schranken, Goldneres hab ich genossen, Als ich euch ins Herz geschlossen. Goldner…
Ihro kaiserlichen Hoheit Großfürstin Alexandra
Der Frühling grünte zeitig, blühte froh Narziss‘ und Tulpe, dann die Rose so; Auch Früchte reiften mit gedrängtem Segen Der…
An Friederike Brion
Ein grauer, trüber Morgen Bedeckt mein liebes Feld, Im Nebel tief verborgen Liegt um mich her die Welt. O liebliche…
Der neue Amadis
Als ich noch ein Knabe war, Sperrte man mich ein; Und so saß ich manches Jahr Über mir allein, Wie…
März
Es ist ein Schnee gefallen, Denn es ist noch nicht Zeit, Daß von den Blümlein allen, Daß von den Blümlein…
Der fünfte Mai
Ode von Alexander Manzoni Er war – und wie bewegungslos Nach letztem Hauche-Seufzer Die Hülle lag, uneingedenk, Verwaist von solchem…
Kenner und Künstler
Kenner Gut! Brav, mein Herr! Allein Die linke Seite Nicht ganz gleich der rechten; Hier scheint es mir zu lang…
Dem Ackermann
Flach bedecket und leicht den goldenen Samen die Furche, Guter! die tiefere deckt endlich dein ruhend Gebein. Fröhlich gepflügt und…
Reisezehrung
Entwöhnen sollt ich mich vom Glanz der Blicke, Mein Leben sollten sie nicht mehr verschönen. Was man Geschick nennt, läßt…
Die Reliquie
Ich kenn, o Jüngling, deine Freude, Erwischest du einmal zur Beute Ein Band, ein Stückchen von dem Kleide, Das dein…
Das Schreien
Nach dem Italienischen Jüngst schlich ich meinem Mädchen nach, Und ohne Hindernis Umfaßt ich sie im Hain; sie sprach: „Laß…
Ins Einzelne
Seit vielen Jahren hab ich still Zu eurem Tun geschwiegen, Das sich am Tag und Tageswill Gefällig mag vergnügen. Ihr…
Lust und Qual
Knabe saß ich, Fischerknabe, Auf dem schwarzen Fels im Meer, Und bereitend falsche Gabe, Sang ich, lauschend rings umher. Angel…
Geweihter Platz
Wenn zu den Reihen der Nymphen, versammelt in heiliger Mondnacht, Sich die Grazien heimlich herab vom Olympus gesellen: Hier belauscht…
Zum 20. Februar 1824
Man ist gewohnt, daß an den höchsten Tagen Zum Herrscherthron sich alle Völkerschaften Nach eigner Weise zuversichtlich wagen, Mag seltsam…
An ein goldnes Herz, das er am Halse trug
Angedenken du verklungner Freude, Das ich immer noch am Halse trage, Hältst du länger als das Seelenband uns beide? Verlängerst…
An Charlotte von Stein
Warum gabst du uns die tiefen Blicke… Warum gabst du uns die tiefen Blicke, Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun, Unsrer…
Das garstige Gesicht
Wenn einen würdigen Biedermann, Pastorn oder Ratsherrn lobesan, Die Wittib läßt in Kupfer stechen Und drunter ein Verslein radebrechen, Da…
Ihro Hoheit der Prinzessin Maria
Von Sachsen – Weimar und – Eisenach Mit Raffaels Gärtnerin zum 3. Februar 1820 Sanftes Bild dem sanften Bilde Unsrer…
Der neue Kopernikus
Art’ges Häuschen hab ich klein, Und, darin verstecket, Bin ich vor der Sonne Schein Gar bequem bedecket. Denn da gibt…
Gleich und gleich
Ein Blumenglöckchen Vom Boden hervor War früh gesprosset In lieblichem Flor; Da kam ein Bienchen Und naschte fein: – Die…
Das Sträußchen
Altböhmisch Wehet ein Lüftchen Aus fürstlichen Wäldern; Da läufet das Mädchen, Da läuft es zum Bach, Schöpft in beschlagne Eimer…
Krittler
Ein unverschämter Naseweis, Der, was er durch Stahlarbeitersfleiß Auf dem Laden künstlich liegen sah, Dacht, es wär für ihn alleine…
Wonne der Wehmut
Trocknet nicht, trocknet nicht, Tränen der ewigen Liebe! Ach, nur dem halbgetrockneten Auge Wie öde, wie tot die Welt ihm…
Feindseliger Blick
„Du kommst doch über so viele hinaus, Warum bist du gleich außerm Haus, Warum gleich aus dem Häuschen, Wenn einer…
Neologen
Ich begegnet einem jungen Mann, Ich fragt ihn um sein Gewerbe; Er sagt‘: „Ich sorge, wie ich kann, Daß ich…
Der Narr epilogiert
Manch gutes Werk hab ich verricht‘, Ihr nehmt das Lob, das kränkt mich nicht: Ich denke, daß sich in der…
Magisches Netz
Zum 1. Mai 1803 Sind es Kämpfe, die ich sehe? Sind es Spiele? sind es Wunder? Fünf der allerliebsten Knaben…
Klaggesang
Irisch So singet laut den Pillalu Zu mancher Träne Sorg und Not: Och orro orro ollalu, O weh, des Herren…
Der Schmetterling
In des Papillons Gestalt Flattr‘ ich, nach den letzten Zügen, Zu den vielgeliebten Stellen, Zeugen himmlischer Vergnügen, Über Wiesen, an…
Einsamkeit
Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen, Gebet jeglichem gern, was er im stillen begehrt! Schaffet dem Traurigen…
Blick um Blick
Wenn du dich im Spiegel besiehst, Denke, daß ich diese Augen küßte Und mich mit mir selbst entzweien müßte, Sobalde…
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal Still mit Nebelglanz, Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz; Breitest über mein Gefild Lindernd…
Herrn Kanzler von Müller
Weimar, den 13. April 1822 Will sich’s wohl ziemen, dir zum zweiten Male Dieselbe Gabe festlich darzubringen? Den Dichtertrank in…
Schneidercourage
„Es ist ein Schuß gefallen! Mein! sagt, wer schoß da drauß?“ Es ist der junge Jäger, Der schießt im Hinterhaus….
Typus
Es ist nichts in der Haut, Was nicht im Knochen ist. Vor schlechtem Gebilde jedem graut, Das ein Augenschmerz ihm…
Frühlingsorakel
Du prophet’scher Vogel du, Blütensänger, o Coucou! Bitten eines jungen Paares In der schönsten Zeit des Jahres Höre, liebster Vogel…
Woher sind wir geboren
Woher sind wir geboren? Aus Lieb. Wie wären wir verloren? Ohn Lieb. Was hilft uns überwinden? Die Lieb. Kann man…
An Grafen Paar
Karlsbad, den 12. August 1818 Der Berge denke gern, auch des Gesteins, Sie waren Zeugen freundlichsten Vereins, Zutrauen, schnell gegeben,…
Johanna Sebus
Zum Andenken der siebzehnjährigen Schönen Guten Aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei Dem Eisgange des Rheins…
Wilhelm Tischbeins Idyllen
Titelbild Wie seit seinen Jünglingsjahren Unser Tischbein sich ergeht, Wie er Berg und Tal befahren, Stets an rechter Stelle steht;…
Kenner und Enthusiast
Ich fahrt einen Freund zum Maidel jung, Wollt ihm zu genießen geben, Was alles es hätt, gar Freud genung, Frisch…
Für ewig
Denn was der Mensch in seinen Erdeschranken Von hohem Glück mit Götternamen nennt, Die Harmonie der Treue, die kein Wanken,…
Schweizerlied
Uf ‚m Bergli Bin i gesässe, Ha de Vögle Zugeschaut; Hänt gesunge, Hänt gesprunge, Hänt ’s Nästli Gebaut. In ä…
Der Totentanz
Der Türmer, der schaut zumitten der Nacht Hinab auf die Gräber in Lage; Der Mond, der hat alles ins Helle…
Die Weisen und die Leute
Epimenides Kommt, Brüder! sammelt euch im Hain, Schon drängt das Volk, es strömt herein, Von Nord, Süd, West und Osten….
Gegenseitig
Wie sitzt mir das Liebchen? Was freut sie so groß? Den Fernen, sie wiegt ihn, Sie hat ihn im Schoß;…
Grafen Karl Harrach
Karlsbad, den 25. September 1819 Die sich herzlich oft begrüßten, Die das Leben sich versüßten, Führt ein guter Geist zur…
Immer und Überall
Dringe tief zu Berges Grüften, Wolken folge hoch zu Lüften; Muse ruft zu Bach und Tale Tausend, aber tausend Male….
Finnisches Lied
Käm der liebe Wohlbekannte, Völlig so wie er geschieden, Kuß erkläng an seinen Lippen, Hätt auch Wolfsblut sie gerötet; Ihm…
Modernes
„Wie aber kann sich Hans van Eyck Mit Phidias nur messen?“ Ihr müßt, so lehr ich, alsogleich Einen um den…
Mit einem gemalten Band
Kleine Blumen, kleine Blätter Streuen mir mit leichter Hand Gute junge Frühlingsgötter Tändelnd auf ein luftig Band. Zephyr, nimm’s auf…
Scharade
Zwei Worte sind es, kurz, bequem zu sagen, Die wir so oft mit holder Freude nennen, Doch keineswegs die Dinge…
Lilis Park
Ist doch keine Menagerie So bunt als meiner Lili ihre! Sie hat darin die wunderbarsten Tiere Und kriegt sie ‚rein,…
An Silvien
Wenn die Zweige Wurzeln schlagen, Wachsen, grünen, Früchte tragen, Möchtest du dem Angedenken Deines Freunds ein Lächeln schenken.
Ein zärtlich jugendlicher Kummer
Ein zärtlich jugendlicher Kummer Führt mich ins öde Feld; es liegt In einem stillen Morgenschlummer Die Mutter Erde. Rauschend wiegt…
Stammbuchsweihe
Muntre Gärten lieb ich mir, Viele Blumen drinne, Und du hast so einen hier, Merk ich wohl, im Sinne. Mögen…
Die Lehrer
Als Diogenes still in seiner Tonne sich sonnte Und Calanus mit Lust stieg in das flammende Grab, Welche herrliche Lehre…
Ländlich
Die Nachtigall, sie war entfernt, Der Frühling lockt sie wieder; Was Neues hat sie nicht gelernt, Singt alte liebe Lieder….
April
Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr? Denn ihr sagt was gar zu Schönes, Gar des lieblichsten Getönes; Und in…
Einschränkung
Ich weiß nicht, was mir hier gefällt, In dieser engen, kleinen Welt Mit holdem Zauberband mich hält? Vergeß ich doch,…
Die Musageten
Oft in tiefen Winternächten Rief ich an die holden Musen: „Keine Morgenröte leuchtet, Und es will kein Tag erscheinen; Aber…
An Gräfin Jaraczewska
Karlsbad, den 5. September 1818 Da sieht man, wie die Menschen sind: Nur Leidenschaft und kein Gewissen! Wie haben sie…
An Bernhard von Knebel
Weimar, den 30. November 1820 Den November, den dreißigsten, Feire stets als heiligen Tag Mit Opfern, wie’s nur dem fleißigsten,…
Kriegserklärung
Wenn ich doch so schön wär Wie die Mädchen auf dem Land! Sie tragen gelbe Hüte Mit rosenrotem Band. Glauben,…
Grundbedingung
Sprichst du von Natur und Kunst, Habe beide stets vor Augen: Denn was will die Rede taugen Ohne Gegenwart und…
Dem 30. Januar 18-
Von Osten will das holde Licht Nun glänzend uns vereinen, Und schönre Stunden fänd es nicht, Als diesem Tag zu…
Die glücklichen Gatten
Nach diesem Frühlingsregen, Den wir so warm erfleht, Weibchen, o sieh den Segen, Der unsre Flur durchweht. Nur in der…
Beherzigung
Ach, was soll der Mensch verlangen? Ist es besser, ruhig bleiben? Klammernd fest sich anzuhangen? Ist es besser, sich zu…
Das Beste
Wenn dir’s in Kopf und Herzen schwirrt, Was willst du Beßres haben! Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,…
Liebebedürfnis
Wer vernimmt mich? ach, wem soll ich’s klagen? Wer’s vernähme, würd er mich bedauern? Ach, die Lippe, die so manche…
Deutscher Parnaß
Unter diesen Lorbeerbüschen, Auf den Wiesen, An den frischen Wasserfällen Meines Lebens zu genießen, Gab Apoll dem heitern Knaben; Und…
Offne Tafel
Viele Gäste wünsch ich heut Mir zu meinem Tische! Speisen sind genug bereit, Vögel, Wild und Fische. Eingeladen sind sie…
Der Gott und die Bajadere
Indische Legende Mahadöh, der Herr der Erde, Kommt herab zum sechsten Mal, Daß er unsersgleichen werde, Mitzufühlen Freud und Qual….
Nationalversammlung
Auf der recht und linken Seite, Auf dem Berg und in der Mitten Sitzen, stehen sie zum Streite, All einander…
Zwischen beiden Welten
Einer Einzigen angehören, Einen Einzigen verehren, Wie vereint es Herz und Sinn! Lida! Glück der nächsten Nähe, William! Stern der…
Herbstgefühl
Fetter grüne, du Laub, Am Rebengeländer Hier mein Fenster herauf! Gedrängter quellet, Zwillingsbeeren, und reitet Schneller und glänzend voller! Euch…
Katechisation
Lehrer Bedenk, o Kind! woher sind diese Gaben? Du kannst nichts von dir selber haben. Kind Ei! alles hab ich…
An Lottchen
Mitten im Getümmel mancher Freuden, Mancher Sorgen, mancher Herzensnot Denk ich dein, o Lottchen, denken dein die beiden, Wie beim…
An die Unschuld
Schönste Tugend einer Seele, Reinster Quell der Zärtlichkeit! Mehr als Biron, als Pamele Ideal und Seltenheit! Wenn ein andres Feuer…
Der getreue Eckart
„O wären wir weiter, o wär ich zu Haus! Sie kommen, da kommt schon der nächtliche Graus; Sie sind’s, die…
Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl…
Wirkung in die Ferne
Die Königin steht im hohen Saal, Da brennen der Kerzen so viele; Sie spricht zum Pagen: „Du läufst einmal Und…
Genug
Immer niedlich, immer heiter, Immer lieblich! und so weiter, Stets natürlich, aber klug; Nun, das, dächt ich, wär genug.
Die schöne Nacht
Nun verlaß ich diese Hütte, Meiner Liebsten Aufenthalt, Wandle mit verhülltem Schritte Durch den öden, finstern Wald: Luna bricht durch…
Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzigs Veilchen. Da kam eine junge…
Abwege
Künstler, wird’s im Innern steif, Das ist nicht erfreulich; Auch der vagen Züge Schweif Ist uns ganz abscheulich; Kommst du…
Neue Liebe, neues Leben
Herz, mein Herz, was soll das geben? Was bedränget dich so sehr? Welch ein fremdes, neues Leben! Ich erkenne dich…
Das Glück
An mein Mädchen Du hast uns oft im Traum gesehen Zusammen zum Altare gehen, Und dich als Frau und mich…
Freundliches Begegnen
Im weiten Mantel bis ans Kinn verhüllet, Ging ich den Felsenweg, den schroffen, grauen, Hernieder dann zu winterhaften Auen, Unruh’gen…
Studien
Nachahmung der Natur – Der schönen -, Ich ging auch wohl auf dieser Spur; Gewöhnen Mocht ich wohl nach und…
Fürs Leben
Nach diesem Frühlingsregen, Den wir so warm erfleht, Weibchen, o sieh den Segen, Der unsre Flur durchweht! Bis in die…
Gleichgewinn
Geht einer mit dem andern hin Und auch wohl vor dem andern; Drum laßt uns treu und brav und kühn…
Meinem Freunde von Knebel
zum 30. November 1817 Lustrum ist ein fremdes Wort! Aber wenn wir sagen: Lustra haben wir am Ort Acht bis…
Das Parterre spricht
Strenge Fräulein zu begrüßen, Muß ich mich bequemen; Mit den lüderlichen Süßen Werd ich’s leichter nehmen. Auf der Bühne lieb…
Der Park
Welch ein himmlischer Garten entspringt aus Öd und aus Wüste, Wird und lebet und glänzt herrlich im Lichte vor mir….
Howards Ehrengedächtnis
Wenn Gottheit Camarupa, hoch und hehr, Durch Lüfte schwankend wandelt leicht und schwer, Des Schleiers Falten sammelt, sie zerstreut, Am…
Die Spröde
An dem reinsten Frühlingsmorgen Ging die Schäferin und sang, Jung und schön und ohne Sorgen, Daß es durch die Felder…
An Freund Mellish
Durch Vermittlung einer Teuren Geht ein Täschchen bis zur Elbe, Kommt, vom Freunde zu beteuren: Immer bleibet er derselbe. Immer…
Die Metamorphose der Pflanzen
Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung Dieses Blumengewühls über dem Garten umher; Viele Namen hörest du an, und immer verdränget…
Der Abwesende dem Maskenfest
zum 16. Februar 1818 So wandelt hin, lebendige Gestalten, Bewegten Lebens reichliche Gebilde, Dem schönsten Tage lasset Liebe walten, Im…
Anliegen
O schönes Mädchen du, Du mit dem schwarzen Haar, Die du ans Fenster trittst, Auf dem Balkone stehst! Und stehst…
An Belinden
Warum ziehst du mich unwiderstehlich, Ach, in jene Pracht? War ich guter Junge nicht so selig In der öden Nacht?…
Kinderverstand
In großen Städten lernen früh Die jüngsten Knaben was; Denn manche Bücher lesen sie Und hören dies und das Vom…
Gedichte zu „Götz von Berlichingen“
An Friedrich Wilhelm Gotter Schicke dir hier den alten Götzen, Magst ihn zu deinen Heil’gen setzen Oder magst ihn in…
Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi
Auf Verlangen entworfen von J. W. G. Welch ungewöhnliches Getümmel! Ein Jauchzen tönet durch die Himmel. Ein großes Heer zieht…
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen Und haben sich, eh man es denkt, gefunden; Der Widerwille ist auch…
An Fräulein Kasimira Wolowska
Dein Testament verteilt die holden Gaben, Womit Natur dich mütterlich vollendet, Vermächtnis nach Vermächtnis ausgespendet, Zufrieden jeder, seinen Teil zu…
Groß ist die Diana der Epheser
Apostelgeschichte 19, 39 Zu Ephesus ein Goldschmied saß In seiner Werkstatt, pochte, So gut er konnt, ohn Unterlaß, So zierlich…
Wiegenlied dem jungen Mineralogen
Wolfgang von Goethe Den 21. April 1818 Singen sie Blumen der kindlichen Ruh, Käfer und Vögel und Tierchen dazu; Aber…
Parabel
In der Stadt, wo Parität Noch in der alten Ordnung steht, Da, wo sich nämlich Katholiken Und Protestanten ineinander schicken…
Harzreise im Winter
Dem Geier gleich, Der auf schweren Morgenwolken Mit sanftem Fittich ruhend Nach Beute schaut, Schwebe mein Lied. Denn ein Gott…
In das Stammbuch der Frau
Hofmarschall von Spiegel Januar 1821 Der Dichtung Faden läßt sich heut nicht fassen; Ich bitte, mir die Blätter weiß zu…
Kein Vergleich!
Befrei uns Gott von s und ung, Wir können sie entbehren; Doch wollen wir durch Musterung Nicht uns noch andre…
Byrons Don Juan
Mir fehlt ein Held! – „Ein Held, er sollte fehlen, Da Jahr und Monat neu vom Neusten spricht?“ Ein Zeitungsschreiber…
Pygmalion
Eine Romanze Es war einmal ein Hagenstolz, Der hieß Pygmalion; Er machte manches Bild von Holz. Von Marmor und von…
An einen jungen Prahler
Dir hat, wie du mir selbst erzählt, Es nie an Phillis‘ Gunst gefehlt. Du sprichst, dir hab sie viel erlaubt…
Auf den Kauf
Wo ist einer, der sich quälet Mit der Last, die wir getragen? Wenn es an Gestalten fehlet, Ist ein Kreuz…
Maskenzuge
Die Gestalten gehn vorüber, Masken scheinen sie zu sein; Doch sie sind uns beiden lieber, Uns vom edelsten Verein. Sie…
Der Musensohn
Durch Feld und Wald zu schweifen, Mein Liedchen wegzupfeifen, So geht’s von Ort zu Ort! Und nach dem Takte reget…
Amor als Landschaftsmaler
Saß ich früh auf einer Felsenspitze, Sah mit starren Augen in den Nebel; Wie ein grau grundiertes Tuch gespannet, Deckt‘…
Homer wieder Homer
Scharfsinnig habt ihr, wie ihr seid, Von aller Verehrung uns befreit, Und wir bekannten überfrei, Daß Ilias nur ein Flickwerk…
Amors Grab
Nach dem Französischen Weint, Mädchen, hier bei Amors Grabe; hier Sank er von nichts, von ohngefähr darnieder. Doch ist er…
Süße Sorgen
Weichet, Sorgen, von mir! – Doch ach! den sterblichen Menschen Lässet die Sorge nicht los, eh ihn das Leben verläßt….
Drei Palinodien
1 „- Weihrauch ist nur ein Tribut für Götter Und für die Sterblichen ein Gift.“ Soll denn dein Opferrauch Die…
Ergo bibamus!
Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun, Drum, Brüderchen! Ergo bibamus. Die Gläser, sie klingen, Gespräche, sie ruhn, Beherziget Ergo…
Der wahre Genuß
Umsonst, daß du, ein Herz zu lenken, Des Mädchens Schoß mit Golde füllst. O Fürst, laß dir die Wollust schenken,…
Nachtgedanken
Euch bedaur‘ ich, unglücksel’ge Sterne, Die ihr schön seid und so herrlich scheinet, Dem bedrängten Schiffer gerne leuchtet, Unbelohnt von…
Nativität
Der Deutsche ist gelehrt, Wenn er sein Deutsch versteht; Doch bleib ihm unverwehrt, Wenn er nach außen geht. Er komme…
Wohl zu merken
Und wenn wir unterschieden haben, Dann müssen wir lebendige Gaben Dem Abgesonderten wieder verleihn Und uns eines Folge-Lebens erfreun. So,…
Verschiedene Empfindungen an einem Platze
Das Mädchen Ich hab ihn gesehen! Wie ist mir geschehen? O himmlischer Blick! Er kommt mir entgegen; Ich weiche verlegen,…
Antike
Homer ist lange mit Ehren genannt, Jetzt ward euch Phidias bekannt; Nun hält nichts gegen beide Stich, Darob ereifre niemand…
Philine
Singet nicht in Trauertönen Von der Einsamkeit der Nacht; Nein, sie ist, o holde Schönen, Zur Geselligkeit gemacht. Wie das…
Lebendiges Andenken
Der Liebsten Band und Schleife rauben, Halb mag sie zürnen, halb erlauben, Euch ist es viel, ich will es glauben…
Memento
Kannst dem Schicksal widerstehen, Aber manchmal gibt es Schläge; Will’s nicht aus dem Wege gehen, Ei! so geh du aus…
Nachgefühl
Wenn die Reben wieder blühen, Rühret sich der Wein im Fasse; Wenn die Rosen wieder glühen, Weiß ich nicht, wie…
Kore
Nicht gedeutet! Ob Mutter? Tochter? Schwester? Enkelin? Von Helios gezeugt? Von wer geboren? Wohin gewandert? Wo versteckt? Verloren? Gefunden? –…
Derselbe
An die Türen will ich schleichen, Still und sittsam will ich stehn; Fromme Hand wird Nahrung reichen, Und ich werde…
Ländliches Glück
Seid, o Geister des Hains, o seid, ihr Nymphen des Flusses, Eurer Entfernten gedenk, eueren Nahen zur Lust! Weihend feierten…
Zu den römischen Elegien
I Mehr, als ich ahndete, schön, das Glück, es ist mir geworden: Amor führte mich klug allen Palästen vorbei. Ihm…
Herzog Leopold von Braunschweig
Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Flusses, Hält dich und teilet mit dir ewig sein strömendes Reich. Ruhig…
An Mignon
Über Tal und Fluß getragen Ziehet rein der Sonne Wagen. Ach, sie regt in ihrem Lauf, So wie deine, meine…
An Luna
Schwester von dem ersten Licht, Bild der Zärtlichkeit in Trauer! Nebel schwimmt mit Silberschauer Um dein reizendes Gesiecht; Deines leisen…
Panazee
„Sprich, wie du dich immer und immer erneust?“ Kannst’s auch, wenn du immer am Großen dich freust. Das Große bleibt…
Die Jahre
Die Jahre sind allerliebste Leut: Sie brachten gestern, sie bringen heut, Und so verbringen wir Jüngern eben Das allerliebste Schlaraffenleben….
An seine Spröde
Siebst du die Pomeranze? Noch hängt sie an dem Baume; Schon ist der März verflossen, Und neue Blüten kommen. Ich…
Ultimatum
Und so sag ich zum letzten Male: Natur hat weder Kern Noch Schale; Du prüfe dich nur allermeist, Ob du…
An Herrn Abbate Bondi
Aus jenen Ländern echten Sonnenscheines Beglückten oft mich Gaben der Gefilde: Agrumen reizend, Feigen süß und milde, Der Mandeln Milch,…
Epiphaniasfest
Die Heil’gen Drei König‘ mit ihrem Stern, Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern; Sie essen gern, sie trinken…
Begeisterung
Fassest du die Muse nur beim Zipfel, Hast du wenig nur getan; Geist und Kunst auf ihrem höchsten Gipfel Muten…
Antworten bei einem gesellschaftlichen Fragespiel
Die Dame Was ein weiblich Herz erfreue In der klein und großen Welt? Ganz gewiß ist es das Neue, Dessen…
In ein Stammbuch zum Bildchen
von Ulrichs Garten Daß zu Ulrichs Gartenräumen Soll ein Verslein mir erträumen, Ist ein wunderbarer Streich; Denn es war von…
Frühzeitiger Frühling
Tage der Wonne, Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald? Reichlicher fließen Bächlein zumal. Sind, es…
XIV
Die Zweifelnden Ihr liebt, und schreibt Sonette! Weh der Grille! Die Kraft des Herzens, sich zu offenbaren, Soll Reime suchen,…
Kommt Zeit, kommt Rat
Wer will denn alles gleich ergründen! Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden. Hier hilft nun weiter kein Bemühn! Sind’s…
Kurz und gut
Sollt ich mich denn so ganz an sie gewöhnen? Das wäre mir zuletzt doch reine Plage. Darum versuch ich’s gleich…
Trilogie der Leidenschaft
An Werther Noch einmal wagst du, vielbeweinter Schatten, Hervor dich an das Tageslicht, Begegnest mir auf neubeblümten Matten, Und meinen…
Lebensgenuß
„Wie man nur so leben mag? Du machst dir gar keinen guten Tag!“ Ein guter Abend kommt heran, Wenn ich…
Ein gleiches
Über allen Gipfeln Ist Ruh, In allen Wipfeln Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur,…
Dem 31. Oktober 1817
Dreihundert Jahre hat sich schon Der Protestant erwiesen, Daß ihn von Papst – und Türkenthron Befehle baß verdrießen. Was auch…
Jubiläum
am 2.Januar 1815 Hat der Tag sich kaum erneuet, Wo uns Winterfreude blühet, Jedermann sich wünschend freuet, Wenn er Freund…
Mut
Sorglos über die Fläche weg, Wo vom kühnsten Wager die Bahn Dir nicht vorgegraben du siehst, Mache dir selber Bahn!…
Museen
An Bildern schleppt ihr hin und her Verlornes und Erworbnes; Und bei dem Senden kreuz und quer Was bleibt uns…
Urworte. Orphisch
DAIMON, Dämon Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, Die Sonne stand zum Gruße der Planeten, Bist alsobald…
Den Drillingsfreunden von Köln
mit einem Bildnisse Der Abgebildete Vergleicht sich billig Heil’gem Dreikönige, Dieweil er willig Dem Stern, der ostenher Wahrhaft erschienen, Auf…
Perfektibilität
Möcht ich doch wohl besser sein, Als ich bin! Was wär es! Soll ich aber besser sein, Als du bist,…
Oden an meinen Freund
Erste Ode Verpflanze den schönen Baum, Gärtner, er jammert mich. Glücklicheres Erdreich Verdiente der Stamm. Noch hat seiner Natur Kraft…
An denselben
Alles, was du denkst und sinnest, Was du der Natur und Kunst Mit Empfindung abgewinnest, Druckst du aus durch Musengunst….
Mächtiges Überraschen
Ein Strom entrauscht umwölktem Felsensaale, Dem Ozean sich eilig zu verbinden; Was auch sich spiegeln mag von Grund zu Gründen,…
Nähe
Wie du mir oft, geliebtes Kind, Ich weiß nicht wie, so fremde bist, Wenn wir im Schwarm der vielen Menschen…
Ziblis
Eine Erzählung Mädchen, setzt euch zu mir nieder, Niemand stört hier unsre Ruh, Seht, es kommt der Frühling wieder, Weckt…
Christgeschenk
Mein süßes Liebchen! Hier in Schachtelwänden Gar mannigfalt geformte Süßigkeiten. Die Früchte sind es heil’ger Weihnachtszeiten, Gebackne nur, den Kindern…
Seance
Hier ist’s, wo unter eignem Namen Die Buchstaben sonst zusammenkamen. Mit Scharlachkleidern angetan, Saßen die Selbstlauter obenan: A, E, I,…
Der neue Amor
Amor, nicht das Kind, der Jüngling, der Psychen verführte, Sah im Olympus sich um, frech und der Siege gewohnt; Eine…
An den Schlaf
Der du mit deinem Mohne Selbst Götteraugen zwingst Und Bettler oft zum Throne, Zum Mädchen Schäfer bringst, Vernimm: Kein Traumgespinste…
Antipirrhema
So schauet mit bescheidnem Blick Der ewigen Weberin Meisterstück, Wie ein Tritt tausend Fäden regt, Die Schifflein hinüber herüber schießen,…
Die Bekehrte
Bei dem Glanze der Abendröte Ging ich still den Wald entlang, Damon saß und blies die Flöte, Daß es von…
Mailied
Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig…
Die Liebe wider Willen
Ich weiß es wohl und spotte viel: Ihr Mädchen seid voll Wankelmut! Ihr liebet, wie im Kartenspiel, Den David und…
An Madame Marie Szymanowska
Die Leidenschaft bringt Leiden! – Wer beschwichtigt, Beklommnes Herz, dich, das zu viel verloren? Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?…
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen, Dann scheinet uns der Mond, Dann leuchtet uns der Stern; Wir wandlen und…
Diner zu Koblenz im Sommer 1774
Zwischen Lavater und Basedow Saß ich bei Tisch des Lebens froh. Herr Helfer, der war gar nicht faul, Setzt‘ sich…
Selbstgefühl
Jeder ist doch auch ein Mensch!! – Wenn er sich gewahret, Sieht er, daß Natur an ihm Wahrlich nicht gesparet,…
Stiftungslied
Was gehst du, schöne Nachbarin, Im Garten so allein? Und wenn du Haus und Felder pflegst, Will ich dein Diener…
Kunst, die Spröden zu fangen
Erste Erzählung Verzweifelt nicht, ihr Jünglinge, wenn eure Mädchen spröde sind. Niemals hat noch die Kälte der mütterlichen Lehren ein…
Meine Göttin
Welcher Unsterblichen Soll der höchste Preis sein‘? Mit niemand streit ich. Aber ich geb ihn Der ewig beweglichen, Immer neuen,…
An meine Lieder
Seid, geliebte kleine Lieder, Zeugen meiner Fröhlichkeit; Ach sie kömmt gewiß nicht wieder, Dieser Tage Frühlingszeit. Bald entflieht der Freund…
Meine Wahl
Ich liebe mir den heitern Mann Am meisten unter meinen Gästen: Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, Der…
Rechenschaft
Der Meister Frisch! der Wein soll reichlich fließen! Nichts Verdrießlichs weh uns an! Sage, willst du mitgenießen, Hast du deine…
Die wandelnde Glocke
Es war ein Kind, das wollte nie Zur Kirche sich bequemen, Und sonntags fand es stets ein Wie, Den Weg…
Ganymed
Wie im Morgenglanze Du rings mich anglühst, Frühling, Geliebter! Mit tausendfacher Liebeswonne Sich an mein Herz drängt Deiner ewigen Wärme…
Ungleiche Heirat
Selbst ein so himmlisches Paar fand nach der Verbindung sich ungleich: Psyche ward älter und klug, Amor ist immer noch…
Bleibe, bleibe bei mir
Bleibe, bleibe bei mir, Holder Fremdling, süße Liebe, Holde, süße Liebe, Und verlasse die Seele nicht! Ach, wie anders, wie…
Das Mädchen spricht
Du siehst so ernst, Geliebter! Deinem Bilde Von Marmor hier möcht ich dich wohl vergleichen; Wie dieses gibst du mir…
Heidenröslein
Sah ein Knab ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah…
Landschaft
Das alles sieht so lustig aus, So wohl gewaschen das Bauerhaus, So morgentaulich Gras und Baum, So herrlich blau der…
Grenzen der Menschheit
Wenn der uralte Heilige Vater Mit gelassener Hand Aus rollenden Wolken Segnende Blitze Über die Erde sät, Küß ich den…
Paria
Des Paria Gebet Großer Brahma, Herr der Mächte Alles ist von deinem Samen, Und so bist du der Gerechte! Hast…
Frisches Ei, gutes Ei
Enthusiasmus vergleich ich gern Der Auster, meine lieben Herrn, Die, wenn ihr sie nicht frisch genoßt, Wahrhaftig ist eine schlechte…
Elegien. I
Römische Elegien Wie wir einst so glücklich waren! Müssen’s jetzt durch euch erfahren. I Saget, Steine, mir an, o sprecht,…
Eins und Alles
Im Grenzenlosen sich zu finden, Wird gern der Einzelne verschwinden, Da löst sich aller Überdruß; Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,…
Vergebliche Müh
Willst du der getreue Eckart sein Und jedermann vor Schaden warnen, ’s ist auch eine Rolle, sie trägt nichts ein:…
Freibeuter
Mein Haus hat kein Tür, Mein Tür hat ke Haus: Und immer mit Schätzel Hinein und heraus. Mei Küch hat…
Herrn Staatsminister von Voigt
zur Feier des 27.Septembers 1816 Von Berges Luft, dem Äther gleich zu achten, Umweht, auf Gipfelfels hochwaldiger Schlünde, Im engsten…
Das Alter
Das Alter ist ein höflich‘ Mann: Einmal übers andre klopft er an; Aber nun sagt niemand: Herein! Und vor der…
An Annetten
Es nannten ihre Bücher Die Alten sonst nach Göttern, Nach Musen und nach Freunden, Doch keiner nach der Liebsten; Warum…
An Uranius
„Himmel, ach!“ so ruft man aus, Wenn’s uns schlecht geworden. Himmel will verdienen sich Pfaff und Ritterorden. Ihren Himmel finden…
Zum 16. Februar 1812
Wer Marmor hier und Erz und Elfenbein erblickt, Und was noch sonst von Stoff die edle Kunst beschickt, Der denkt:…
Der Frau von Ziegesar geb. von Stein
zum Geburtstage Zwar die vierundzwanzig Ritter Ehren wir in allen Fällen; Doch auch Fräulein sind nicht bitter, Wenn sie sich…
Am Flusse
Verfließet, vielgeliebte Lieder, Zum Meere der Vergessenheit! Kein Knabe sing entzückt euch wieder, Kein Mädchen in der Blütenzeit. Ihr sanget…
In das Stammbuch von Jakob Michael Reinhold Lenz
Zur Erinnerung guter Stunden, Aller Freuden, aller Wunden, Aller Sorgen, aller Schmerzen In zwei tollen Dichterherzen, Noch im letzten Augenblick…
Gesendet von Marienbad einer
Gesellschaft versammelter Freunde zum 28. August 1823 In Hygieas Form beliebt’s Armiden, Im Waldgebirg sich Schlösser aufzubauen, Verspricht dem Kranken…
Es spricht sich aus der stumme Schmerz
Es spricht sich aus der stumme Schmerz, Der Äther klärt sich blau und bläuer – Da schwebt sie ja, die…
Erster Verlust
Ach, wer bringt die schönen Tage, Jene Tage der ersten Liebe, Ach, wer bringt nur eine Stunde Jener holden Zeit…
An Tischbein
Erst ein Deutscher, dann ein Schweizer, Dann ein Berg – und Taldurchkreuzer, Römer, dann Napolitaner, Philosoph und doch kein Aner,…
Gesellschaft
Aus einer großen Gesellschaft heraus Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus. Man fragte: „Wie seid Ihr zufrieden gewesen?“ „Wären’s…
Auf Miedings Tod
Welch ein Getümmel füllt Thaliens Haus? Welch ein geschäftig Volk eilt ein und aus? Von hohlen Brettern tönt des Hammers…
Alles geben Götter, die unendlichen
Alles geben Götter, die unendlichen, Ihren Lieblingen ganz, Alle Freuden, die unendlichen, Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
Zu Thaers Jubelfest
dem 14. Mai 1824 Wer müht sich wohl im Garten dort Und mustert jedes Beet? Er pflanzt und gießt und…
Der Misanthrop
A Erst sitzt er eine Weile, Die Stirn von Wolken frei; Auf einmal kömmt in Eile Sein ganz Gesicht der…
Heilige Familie
O des süßen Kindes und o der glücklichen Mutter, Wie sie sich einzig in ihm, wie es in ihr sich…
Erklärung eines alten Holzschnittes, vorstellend
Hans Sachsens poetische Sendung In seiner Werkstatt sonntags früh Steht unser teurer Meister hie: Sein schmutzig Schurzfell abgelegt, Einen saubern…
Harfenspieler
Wer sich der Einsamkeit ergibt, Ach, der ist bald allein; Ein jeder lebt, ein jeder liebt Und läßt ihn seiner…
Metamorphose der Tiere
Wagt ihr, also bereitet, die letzte Stufe zu steigen Dieses Gipfels, so reicht mir die Hand und öffnet den freien…
Zelebrität
Auf großen und auf kleinen Brucken Stehn vielgestaltete Nepomuken Von Erz, von Holz, gemalt, von Stein, Kolossisch hoch und puppisch…
Schäfers Klagelied
Da droben auf jenem Berge, Da steh ich tausendmal An meinem Stabe gebogen Und schaue hinab in das Tal. Dann…
Elegie auf den Tod des Bruders meines Freundes
Im düstern Wald, auf der gespaltnen Eiche, Die einst der Donner hingestreckt, Sing ich um deines Bruders Leiche, Die fern…
Das Tagebuch
– aliam tenui, sed iam quum gaudia adirem, Admonuit dominae deseruitque Venus. Wir hören’s oft und glauben’s wohl am Ende:…
Dem aufgehenden Vollmonde
Willst du mich sogleich verlassen? Warst im Augenblick so nah! Dich umfinstern Wolkenmassen, Und nun bist du gar nicht da….
Ursprüngliches
A Was widert dir der Trank so schal? B Ich trinke gern aus dem frischen Quall. A Daraus kam aber…
Gefunden
Ich ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn. Im Schatten sah ich…
Beispiel
Wenn ich mal ungeduldig werde, Denk ich an die Geduld der Erde, Die, wie man sagt, sich täglich dreht Und…
Zum Geburtstag
mit meinen kleinen Gedichten Wenn Kranz auf Kranz den Tag umwindet, Sei dieser auch ihr zugewandt, Und wenn sie hier…
Der Rattenfänger
Ich bin der wohlbekannte Sänger, Der vielgereiste Rattenfänger, Den diese altberühmte Stadt Gewiß besonders nötig hat. Und wären’s Ratten noch…
Dilettant und Kritiker
Es hatt ein Knab eine Taube zart, Gar schön von Farben und bunt, Gar herzlich lieb, nach Knabenart, Geätzet aus…
Gegenwart
Alles kündet dich an! Erscheinet die herrliche Sonne, Folgst du, so hoff ich es, bald. Trittst du im Garten hervor,…
Vermächtnis
Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen! Das Ew’ge regt sich fort in allen, Am Sein erhalte dich beglückt! Das Sein…
Pfingsten
Unter halbverwelkten Maien Schläft der liebe Freund so still; Oh! wie soll es ihn erfreuen, Was ich ihm vertrauen will:…
Erkanntes Glück
Was bedächtlich Natur sonst unter viele verteilet, Gab sie mit reichlicher Hand alles der Einzigen, ihr. Und die so herrlich…
Der Kölner Mummenschanz
Fastnacht 1825 Da das Alter, wie wir wissen, Nicht für Torheit helfen kann, Wär es ein gefundner Bissen Einem heitern…
Vertrauen
A Was krähst du mir und tust so groß: „Hab ich doch ein köstlich Liebchen!“ So weis mir sie doch!…
Der Goldschmiedsgesell
Es ist doch meine Nachbarin Ein allerliebstes Mädchen! Wie früh ich in der Werkstatt bin, Blick ich nach ihrem Lädchen….
Wenn du darnach was fragst
Wenn du darnach was fragst, Wir waren hier. Du, der du nach uns kommen magst, Hab wenigstens so frisches Blut…
Die Liebende abermals
Warum ich wieder zum Papier mich wende? Das mußt du, Liebster, so bestimmt nicht fragen: Denn eigentlich hab ich dir…
Ins Weite
Das geht so fröhlich Ins Allgemeine! Ist leicht und selig, Als wär’s auch reine. Sie wissen gar nichts Von stillen…
An Gräfin Marie von Einsiedel
Geboren Jena, den 18. Oktober 1819. Zum Tauftage, den 30. Oktober 1819, T reuliches Eingebinde Töchterchen! nach trüben Stunden Zu…
Neugriechische Liebe-Skolien
1 Diese Richtung ist gewiß, Immer schreite, schreite! Finsternis und Hindernis Drängt mich nicht zur Seite. Endlich leuchtest meinem Pfad,…
Derselben
Und wenn sie zuletzt erfrieren, Weil man sie nicht wohl verschanzet, Will sich’s alsobald gebühren, Daß man hoffend neue pflanzet.
Kronos als Kunstrichter
Saturnus eigne Kinder frißt, Hat irgend kein Gewissen; Ohne Senf und Salz und wie ihr wißt, Verschlingt er euch den…
Mai
Leichte Silberwolken schweben Durch die erst erwärmten Lüfte, Mild, von Schimmer sanft umgeben, Blickt die Sonne durch die Düfte; Leise…
Annette an ihren Geliebten
Ich sah, wie Doris bei Damöten stand, Er nahm sie zärtlich bei der Hand; Lang sahen sie einander an, Und…
Wandersegen
Die Wanderjahre sind nun angetreten, Und jeder Schritt des Wandrers ist bedenklich. Zwar pflegt er nicht zu singen und zu…
Soldatentrost
Nein! hier hat es keine Not: Schwarze Mädchen, weißes Brot! Morgen in ein ander Städtchen! Schwarzes Brot und weiße Mädchen.
Entoptische Farben
An Julien Laß dir von den Spiegeleien Unsrer Physiker erzählen, Die am Phänomen sich freuen, Mehr sich mit Gedanken quälen….
Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg
Nach Mittage saßen wir Junges Volk im Kühlen; Amor kam, und Stirbt der Fuchs Wollt er mit uns spielen. Jeder…
Zu Gemälden einer Kapelle
So wie Moses, kaum geboren, Gewissem Tode bestimmt, Wunderbar ward gerettet: So mancher, schon halb verloren, Da der Feind eindrang…
Den Originalen
Ein Quidam sagt: „Ich bin von keiner Schule! Kein Meister lebt, mit dem ich buhle; Auch bin ich weit davon…
An Fürst Biron von Kurland
Karlsbad, den 8. September 1818 Als Luthers Fest mit gläubiger Schar Im vorigen Herbst gefeiert war, Dacht ich, es brauche…
Desgleichen
Die besten Freunde, die wir haben, Sie kommen nur mit Schmerzen an, Und was sie uns für Weh getan, Ist…
Probatum est
A Man sagt: Sie sind ein Misanthrop! B Die Menschen haß ich nicht, gottlob! Doch Menschenhaß, er blies mich an,…
Ottilien von Goethe
Ehe wir nun weiterschreiten, Halte still und sieh dich um: Denn geschwätzig sind die Zeiten, Und sie sind auch wieder…
Der Liebenden, Vergesslichen zum Geburtstage
Dem schönen Tag sei es geschrieben! Oft glänze dir sein heitres Licht. Uns hörest du nicht auf zu lieben, Doch…
Neugriechisch-epirotische Heldenlieder
I Sind Gefilde türkisch worden, Sonst Besitz der Albanesen; Stergios ist noch am Leben, Keines Paschas achtet er. Und solang…
Breit wie lang
Wer bescheiden ist, muß dulden, Und wer frech ist, der muß leiden; Also wirst du gleich verschulden, Ob du frech…
Felsweihegesang
An Psyche Veilchen bring ich getragen, Junge Blüten zu dir, Daß ich dein moosig Haupt Ringsum bekränze, Ringsum dich weihe,…
Künstlers Morgenlied
Der Tempel ist euch aufgebaut, Ihr hohen Musen all, Und hier in meinem Herzen ist Das Allerheiligste. Wenn morgens mich…
Frühling übers Jahr
Das Beet, schon lockert Sich’s in die Höh, Da wanken Glöckchen So weiß wie Schnee; Safran entfaltet Gewalt’ge Glut, Smaragden…
Generalbeichte
Lasset heut im edeln Kreis Meine Warnung gelten! Nehmt die ernste Stimmung wahr, Denn sie kommt so selten. Manches habt…
Zigeunerlied
Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee, Im wilden Wald, in der Winternacht, Ich hörte der Wölfe Hungergeheul, Ich‘ hörte der Eulen…
Ode an Herrn Professor Zachariä
Schon wälzen schnelle Räder rasselnd sich und tragen Dich von dem unbedau’rten Ort, Und angekettet fest an deinem Wagen Die…
Genialisch treiben
So wälz ich ohne Unterlaß Wie Sankt Diogenes mein Faß. Bald ist es Ernst, bald ist es Spaß; Bald ist…
Die Freuden
Es flattert um die Quelle Die wechselnde Libelle, Mich freut sie lange schon; Bald dunkel und bald helle, Wie der…
Den Besten
Die Abgeschiednen betracht ich gern, Stünd ihr Verdienst auch noch so fern; Doch mit den edlen lebendigen Neuen Mag ich…
Der König in Thule
Es war ein König in Thule Gar treu bis an das Grab, Dem sterbend seine Buhle Einen goldnen Becher gab….
Lebensregel
Willst du dir ein hübsch Leben zimmern, Mußt dich ums Vergangne nicht bekümmern; Das Wenigste muß dich verdrießen; Mußt stets…
Gegentoast der Schwestern
Zum 24. Oktober 1820, Dem Stiftungs – und Amalienfeste Unser Dank, und wenn auch trutzig, Grüßend alle lieben Gäste, Mache…
Könnt ich vor mir selber fliehn
Könnt ich vor mir selber fliehn! Das Maß ist voll. Ach, warum streb ich immer dahin, Wohin ich nicht soll!
Sendschreiben
Mein altes Evangelium Bring ich dir hier schon wieder; Doch ist mir’s wohl um mich herum, Darum schreib ich dir’s…
Klaggesang von der edlen Frauen des Asan Aga
Aus dem Morlackischen Was ist Weißes dort am grünen Walde? Ist es Schnee wohl, oder sind es Schwäne? Wär es…
Äolsharfen
Gespräch Er Ich dacht, ich habe keinen Schmerz, Und doch war mir so bang ums Herz, Mir war’s gebunden vor…
Geistesgruß
Hoch auf dem alten Turme steht Des Helden edler Geist, Der, wie das Schiff vorübergeht, Es wohl zu fahren heißt….
Ritter Kurts Brautfahrt
Mit des Bräutigams Behagen Schwingt sich Ritter Kurt aufs Roß; Zu der Trauung soll’s ihn tragen, Auf der edlen Liebsten…
Hoffnung
Schaff, das Tagwerk meiner Hände, Hohes Glück, daß ich’s vollende! Laß, o laß mich nicht ermatten! Nein, es sind nicht…
Weltseele
Verteilet euch nach allen Regionen Von diesem heil’gen Schmaust Begeistert reißt euch durch die nächsten Zonen Ins All und füllt…
O Vater alles wahren Sinns
O Vater alles wahren Sinns Und des gesunden Lebens, Du Geber köstlichen Gewinns, Du Fördrer treuen Strebens, Sprich in mein…
Kunst und Altertum
„Was ist denn Kunst und Altertum? Was Altertum und Kunst?“ Genug, das eine hat den Ruhm, Das andre hat die…
Dem Absolutisten
„Wir streben nach dem Absoluten Als nach dem allerhöchsten Guten.“ Ich stell es einem jeden frei; Doch merkt ich mir…
Rinaldo
Chor Zu dem Strande! zu der Barke! Ist euch schon der Wind nicht günstig, Zu den Rudern greifet brünstig! Hier…
Reichtum und Blüte
Blumen und Gold zugleich Machen reich. Goldnen Rahmen siehst du erfüllt Mit deinem Bild. Sieh nur, wie köstlich es ist,…
Auf dem See
Und frische Nahrung, neues Blut Saug ich aus freier Welt; Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am…
Wandrer und Pächterin
Er Kannst du, schöne Pächtrin ohnegleichen, Unter dieser breiten Schattenlinde, Wo ich Wandrer kurze Ruhe finde, Labung mir für Durst…
Der Müllerin Verrat
Woher der Freund so früh und schnelle, Da kaum der Tag im Osten graut? Hat er sich in der Waldkapelle,…
Künstlers Abendlied
Ach, daß die innre Schöpfungskraft Durch meinen Sinn erschölle! Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quölle! Ich zittre…
Lyde
Eine Erzählung Euer Beifall macht mich freier, Mädchen, hört ein neues Lied. Doch verzeiht, wenn meine Leier Nicht von jenem…
Bilderszenen
Zur Feier des 2. Februar 1817 Mit Säulen schmückt ein Architekt aufs beste, Mit Statuen, Gemälden seine Hallen, Dann finden…
Brautnacht
Im Schlafgemach, entfernt vom Feste, Sitzt Amor, dir getreu, und bebt, Daß nicht die List mutwill’ger Gäste Des Brautbetts Frieden…
Die Spinnerin
Als ich still und ruhig spann, Ohne nur zu stocken, Trat ein schöner junger Mann Nahe mir zum Rocken. Lobte,…
An Julien
Zur Dresdner Reise Ein guter Geist ist schon genug, Du gehst zu hundert Geistern; Vorüber wandelt dir ein Zug Von…
Stoßseufzer
Ach, man sparte viel, Seltner wäre verruckt das Ziel, Wär weniger Dumpfheit, vergebenes Sehnen, Ich könnte viel glücklicher sein –…
Zur Logenfeier des 3. Septembers 1825
Einleitung Einmal nur in unserm Leben, Was auch sonst begegnen mag, Ist das höchste Glück gegeben, Einmal feiert solchen Tag!…
Das Sonett
Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben Ist heil’ge Pflicht, die wir dir auferlegen: Du kannst dich auch, wie wir, bestimmt…
Künstlerlied
Aus den „Wanderjahren“ Zu erfinden, zu beschließen Bleibe, Künstler, oft allein, Deines Wirkens zu genießen, Eile freudig zum Verein! Dort…
Mit einer Zeichnung
Sieh in diesem Zauberspiegel Einen Traum, wie lieb und gut Unter ihres Gottes Flügel Unsre Freundin leidend ruht. Schaue, wie…
Epigramme. Venedig 1790
1 Sauber hast du dein Volk erlöst durch Wunder und Leiden, Nazarener! Wohin soll es, dein Häufchen, wohin? Leben sollen…
Vorklage
Wie nimmt ein leidenschaftlich Stammeln Geschrieben sich so seltsam aus! Nun soll ich gar von Haus zu Haus Die losen…
Musen und Grazien in der Mark
O wie ist die Stadt so wenig; Laßt die Maurer künftig ruhn! Unsre Bürger, unser König Könnten wohl was Bessers…
Der Müllerin Reue
Jüngling Nur fort, du braune Hexe! fort Aus meinem gereinigten Hause, Daß ich dich, nach dem ernsten Wort, Nicht zause!…
Gott, Gemüt und Welt
Wird nur erst der Himmel heiter, Tausend zählt ihr, und noch weiter. In wenig Stunden Hat Gott das Rechte gefunden….
Frech und froh
Liebesqual verschmäht mein Herz, Sanften Jammer, süßen Schmerz; Nur vom Tücht’gen will ich wissen, Heißem Äuglen, derben Küssen. Sei ein…
Die Lustigen von Weimar
Donnerstag nach Belvedere, Freitag geht’s nach Jena fort: Denn das ist, bei meiner Ehre, Doch ein allerliebster Ort! Samstag ist’s,…
Eigentum
Ich weiß, daß mir nichts angehört Als der Gedanke, der ungestört Aus meiner Seele will fließen, Und jeder günstige Augenblick,…
Königlich Gebet
Ha, ich bin Herr der Welt! mich lieben Die Edlen, die mir dienen. Ha, ich bin Herr der Welt! ich…
Der untreue Knabe
Es war ein Knabe frech genung, War erst aus Frankreich kommen, Der hatt ein armes Mädel jung Gar oft in…
Seefahrt
Lange Tag‘ und Nächte stand mein Schiff befrachtet; Günst’ger Winde harrend, saß mit treuen Freunden, Mir Geduld und guten Mut…
XV
Mädchen Ich zweifle doch am Ernst verschränkter Zeilen! Zwar lausch ich gern bei deinen Silbespielen; Allein mir scheint, was Herzen…
Denn freilich sind’s dergleichen Kiel und Pfeile
Denn freilich sind’s dergleichen Kiel und Pfeile, Die, hin und wider fliegend, würkend zischen, Gehetzt in Eile, bogenhaft in Weile…
Unschuld
Schönste Tugend einer Seele, Reinster Quell der Zärtlichkeit! Mehr als Biron, als Pamele Ideal und Seltenheit! Wenn ein andres Feuer…
Die Geschwister
Schlummer und Schlaf, zwei Brüder, zum Dienste der Götter berufen, Bat sich Prometheus herab seinem Geschlechte zum Trost; Aber den…
Jägers Abendlied
Im Felde schleich ich still und wild, Gespannt mein Feuerrohr. Da schwebt so licht dein liebes Bild, Dein süßes Bild…
Rezensent
Da hatt ich einen Kerl zu Gast, Er war mir eben nicht zur Last; Ich hatt just mein gewöhnlich Essen,…
Sprichwörtlich
Lebst im Volke; sei gewohnt, Keiner je des andern schont. Wenn ich den Scherz will ernsthaft nehmen, So soll mich…
Zweite Epistel
Würdiger Freund, du runzelst die Stirn; dir scheinen die Scherze Nicht am rechten Orte zu sein; die Frage war ernsthaft,…
Totalität
Ein Kavalier von Kopf und Herz Ist überall willkommen; Er hat mit feinem Witz und Scherz Manch Weibchen eingenommen: Doch…
Gesang der Geister über den Wassern
Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muß…
Das Göttliche
Edel sei der Mensch, Hülfreich und gut! Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen, Die wir kennen. Heil den…
Versus Memoriales
Invocavit wir rufen laut, Reminiscere o wär ich Braut! Die Oculi gehn hin und her; Laetare drüber nicht so sehr….
Parabase
Freudig war vor vielen Jahren Eifrig so der Geist bestrebt, Zu erforschen, zu erfahren, Wie Natur im Schaffen lebt. Und…
Kophtisches Lied
Lasset Gelehrte sich zanken und streiten, Streng und bedächtig die Lehrer auch sein! Alle die Weisesten aller der Zeiten Lächeln…
Kriegsglück
Verwünschter weiß ich, nichts im Krieg, Als nicht blessiert zu sein. Man geht getrost von Sieg zu Sieg Gefahrgewohnt hinein;…
Etymologie
Spricht Mephistopheles Ars, Ares wird der Kriegesgott genannt, Ars heißt die Kunst, und A… ist auch bekannt. Welch ein Geheimnis…
Jahraus, jahrein
Ohne Schrittschuh und Schellengeläut Ist der Januar ein böses Heut. Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel Ist am Februar auch nicht viel….
Epirrhema
Müsset im Naturbetrachten Immer eins wie alles achten; Nichts ist drinnen, nichts ist draußen: Denn was innen, das ist außen….
Ideale
Der Maler wagt’s mit Götterbildern, Sein Höchstes hat er aufgestellt; Doch was er für unmöglich hält: Dem Liebenden die Liebste…
Versuchung
Reichte die schädliche Frucht einst Mutter Eva dem Gatten, Acht vom törichten Biß kränkelt das ganze Geschlecht. Nun vom heiligen…
In eine Sammlung künstlich
Ausgeschnittener Landschaften Zarte, schattende Gebilde, Fliegt zu eurer Künstlerin, Daß sie, freundlich, froh und milde, Immer sich nach ihrem Sinn…
Ihro kaiserlichen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin
Von Sachsen – Weimar und – Eisenach Zu würdiger Umgebung deines Bildes, Wie es mir immerfort im Geiste waltet, Wählt…
Neujahrslied
Wer kömmt! Wer kauft von meiner War‘! Devisen auf das neue Jahr, Für alle Stände. Und fehlt auch einer hie…
Morgenklagen
O du loses, leidigliebes Mädchen, Sag mir an, womit hab ich’s verschuldet, Daß du mich auf diese Folter spannest, Daß…
Gewohnt, getan
Ich habe geliebet, nun lieb ich erst recht! Erst war ich der Diener, nun bin ich der Knecht. Erst war…
Nett und niedlich
Hast du das Mädchen gesehn Flüchtig vorübergehn? Wollt, sie wär meine Braut! Jawohl! die Blonde, die Falbe! Sie fitticht so…
Neue Heilige
Alle schöne Sünderinnen, Die zu Heiligen sich geweint, Sind, um Herzen zu gewinnen, All in eine nun vereint. Seht die…
Ihro Hoheit der Prinzessin Auguste
Von Sachsen – Weimar und – Eisenach Mit Elsheimers Morgen. Aurora, zum 30. September 1820 Alle Pappeln hoch in Lüften,…
Der Fischer
Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan….
Angebinde zur Rückkehr
Die Freundin war hinausgegangen, Um in der Welt sich umzutun; Nun wird sie bald nach Haus gelangen Und auf gewohnte…
Ungeduld
Immer wieder in die Weite, Über Länder an das Meer, Phantasien, in der Breite Schwebt am Ufer hin und her!…
Die Braut von Korinth
Nach Korinthus von Athen gezogen Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt. Einen Bürger hofft‘ er sich gewogen; Beide Väter waren…
Rätsel
Viel Männer sind hoch zu verehren, Wohltätige durch Werk und Lehren; Doch wer uns zu erstatten wagt, Was die Natur…
Für Sie
„In deinem Liede walten Gar manche schöne Namen!“ Sind mancherlei Gestalten, Doch nur ein Rahmen. „Nun aber die Schöne, Die…
Wunsch eines jungen Mädchens
O fände für mich Ein Bräutigam sich! Wie schön ist’s nicht da, Man nennt uns Mama. Da braucht man zum…
Sie kann nicht enden
Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte, Anstatt daß ich’s mit Lettern erst beschreibe, Ausfülltest du’s vielleicht zum…
Zueignung
Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte Den leisen Schlaf, der mich gelind umfing, Daß ich, erwacht, aus meiner stillen…
Der Besuch
Meine Liebste wollt ich heut beschleichen, Aber ihre Türe war verschlossen. Hab ich doch den Schlüssel in der Tasche! Öffn‘…
Atmosphäre
„Die Welt, sie ist so groß und breit, Der Himmel auch so hehr und weit, Ich muß das alles mit…
Grabschrift
Als Knabe verschlossen und trutzig, Als Jüngling anmaßlich und stutzig, Als Mann zu Taten willig, Als Greis leichtsinnig und grillig!…
Der Chinese in Rom
Einen Chinesen sah ich in Rom; die gesamten Gebäude Alter und neuerer Zeit schienen ihm lästig und schwer. „Ach!“ so…
Die Nektartropfen
Als Minerva, jenen Liebling, Den Prometheus, zu begünst’gen, Eine volle Nektarschale Von dem Himmel niederbrachte, Seine Menschen zu beglücken Und…
Zeitmaß
Eros, wie seh ich dich hier! In jeglichem Händchen die Sanduhr! Wie? Leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit? „Langsam…
Sizilianisches Lied
Ihr schwarzen Äugelein! Wenn ihr nur winket, Es fallen Häuser ein, Es fallen Städte; Und diese Leimenwand Vor meinem Herzen…
Nachtgesang
O gib vom weichen Pfühle, Träumend, ein halb Gehört Bei meinem Saitenspiele Schlafe! was willst du mehr? Bei meinem Saitenspiele…
Wechsellied zum Tanze
Die Gleichgültigen Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze; Tanzen gehöret zum festlichen Tag. Bist du mein Schatz…
Blindekuh
O liebliche Therese! Wie wandelt gleich ins Böse Dein offnes Auge sich! Die Augen zugebunden, Hast du mich schnell gefunden,…
Unbeständigkeit
Im spielenden Bache da lieg ich, wie helle! Verbreite die Arme der kommenden Welle, Und buhlerisch drückt sie die sehnende…
Julien Gräfin Egloffstein
Freundlich werden neue Stunden Zu vergangnen sich gesellen; Blüten, Blumen, wohl empfunden, Bleiben ewig Immortellen.
Schadenfreude
In des Papillons Gestalt Flattr‘ ich, nach den letzten Zügen, Zu den vielgeliebten Stellen, Zeugen himmlischer Vergnügen, Ober Wiesen, an…
An Lina
Liebchen, kommen diese Lieder Jemals wieder dir zur Hand, Sitze beim Klaviere nieder, Wo der Freund sonst bei dir stand….
Der Gräfin Titinne O’Donell
Die eine meiner Schreibfedern verlangte Als der Knabe nach der Schule, Das Pennal in Händen, ging Und mit stumpfer Federspule…
Zu meinen Handzeichnungen
I Einsamste Wildnis Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken, Und Welt und ich, wir schwelgten im Entzücken; So duftig…
Aufklärende Bemerkungen
Festliche Lebensepochen und Lichtblicke traulicher Verhältnisse, vom Dichter gefeiert 1. Ihro Kaiserlichen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin war ein kostbares Stammbuch…
Lähmung
Was Gutes zu denken wäre gut, Fänd sich nur immer das gleiche Blut; Dein Gutgedachtes in fremden Adern Wird sogleich…
Zeichen der Zeit
Hör auf die Worte harum horum: Ex tenui spes seculorum. Willst du die harum horum kennen, Jetzt werden sie dir…
Fürstenregel
Sollen die Menschen nicht denken und dichten, Müßt ihr ihnen ein lustig Leben errichten; Wollt ihr ihnen aber wahrhaft nützen,…
Erklärung einer antiken Gemme
Es steht ein junger Feigenstock In einem schönen Garten; Daneben sitzt ein Ziegenbock, Als wollt er seiner warten. Allein, Quiriten,…
Triumph der Tugend
Erste Erzählung Von stiller Wollust eingeladen, Drang in den Tempel der Dryaden Mit seinem Mädchen Daphnis ein, Um zärtlich ohnbemerkt…
An Zachariä
Schon wälzen schnelle Räder rasselnd sich und tragen Dich von dem unbeklagten Ort, Und angekettet fest an deinen Wagen Die…
Dem Fürsten Hardenberg
zum siebzigsten Geburtstag Wer die Körner wollte zählen, Die dem Stundenglas entrinnen, Würde Zeit und Ziel verfehlen, Solchem Strome nachzusinnen….
Proömion
Im Namen dessen, der Sich selbst erschuf Von Ewigkeit in schaffendem Beruf; In Seinem Namen, der den Glauben schafft, Vertrauen,…
An Lida
Den Einzigen, Lida, welchen du lieben kannst, Forderst du ganz für dich, und mit Recht. Auch ist er einzig dein….
An die Erwählte
Hand in Hand! und Lipp auf Lippe! Liebes Mädchen, bleibe treu! Lebe wohl! und manche Klippe Fährt dein Liebster noch…
Monolog des Liebhabers
Was nutzt die glühende Natur Vor deinen Augen dir, Was nutzt dir das Gebildete Der Kunst rings um dich her,…
Der Junggesell und der Mühlbach
Gesell Wo willst du klares Bächlein hin, So munter? Du eilst mit frohem, leichtem Sinn Hinunter. Was suchst du eilig…
Wer kauft Liebesgötter?
Von allen schönen Waren, Zum Markte hergefahren, Wird keine mehr behagen, Als die wir euch getragen Aus fremden Ländern bringen….
Zum neuen Jahr
Zwischen dem Alten, Zwischen dem Neuen Hier uns zu freuen, Schenkt uns das Glück, Und das Vergangne Heißt mit Vertrauen…
Aug um Ohr
Was dem Auge dar sich stellet, Sicher glauben wir’s zu schaun, Was dem Ohr sich zugesellet, Gibt uns nicht ein…
Dieselbe
Nur wer die Sehnsucht kennt, Weiß, was ich leide! Allein und abgetrennt Von aller Freude, Seh ich ans Firmament Nach…
Einer hohen Reisenden
Wohin du trittst, wird uns verklärte Stunde, Dir leuchtet Klarheit frisch vom Angesicht, Vom Auge Gutheit, Lieblichkeit vom Munde, Aus…
Trost in Tränen
Wie kommt’s, daß du so traurig bist, Da alles froh erscheint? Man sieht dir’s an den Augen an, Gewiß, du…
Dornburg
September 1828 Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten Nebelschleiern sich enthüllen, Und dem sehnlichsten Erwarten Blumenkelche bunt sich füllen; Wenn…
Christel
Hab oft einen dampfen, düstern Sinn, Ein gar so schweres Blut! Wenn ich bei meiner Christel bin, Ist alles wieder…
Den Zudringlichen
Was nicht zusammengeht, das soll sich meiden! Ich hindr‘ euch nicht, wo’s euch beliebt, zu weiden: Denn ihr seid neu…
Symbolum
Des Maurers Wandeln, Es gleicht dem Leben, Und sein Bestreben, Es gleicht dem Handeln Der Menschen auf Erden. Die Zukunft…
Idylle
(Er wird angenommen, ein ländliches Chor Habe sich versammelt und stehe im Begriff, Seinen Festzug anzutreten.) Chor Dem festlichen Tage…
Die Liebhaber
Mein Mädchen im Schatten der Laube, Umhangen von purpurner Traube, Bekränzte mit Rebenlaub sich Und wartete schmachtend auf mich. Da…
Der Abschied
Laß mein Aug den Abschied sagen, Den mein Mund nicht nehmen kann! Schwer, wie schwer ist er zu tragen! Und…
Physiognomische Reisen
Die Physiognomisten Sollt es wahr sein, was uns der rohe Wandrer verkündet, Daß die Menschengestalt von allen sichtlichen Dingen Ganz…
Sommer
19 Grausam erweiset sich Amor an mir! O spielet, ihr Musen, Mit den Schmerzen, die er, spielend, im Busen erregt!…
An die Günstigen
Dichter lieben nicht zu schweigen, Wollen sich der Menge zeigen. Lob und Tadel muß ja sein! Niemand beichtet gern in…
Anakreons Grab
Wo die Rose hier blüht, wo Reben um Lorbeer sich schlingen, Wo das Turtelchen lockt, wo sich das Grillchen ergetzt,…
Erwählter Fels
Hier im stillen gedachte der Liebende seiner Geliebten; Heiter sprach er zu mir: „Werde mir Zeuge, du Stein! Doch erhebe…
Spiegel der Muse
Sich zu schmücken begierig, verfolgte den rinnenden Bach einst Früh die Muse hinab, sie suchte die ruhigste Stelle. Eilend und…
Gedichte zu „Werther“
Leitsprüche Zur „zweiten echten Auflage“ von 1775 Zum ersten Teil Jeder Jüngling sehnt sich, so zu lieben, Jedes Mädchen, so…
Wachstum
Als kleines art’ges Kind nach Feld und Auen Sprangst du mit mir, so manchen Frühlingsmorgen. „Für solch ein Töchterchen mit…
Gellerts Monument von Oeser
Als Gellert, der geliebte, schied, Manch gutes Herz im stillen weinte, Auch manches matte, schiefe Lied Sich mit dem reinen…
Autoren
Über die Wiese, den Bach herab, Durch seinen Garten, Bricht er die jüngsten Blumen ab: Ihm schlägt das Herz vor…
Nähe des Geliebten
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere strahlt; Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In…
Scheintod
Weint, Mädchen, hier bei Amors Grabe; hier Sank er von nichts, von ohngefähr danieder. Doch ist er wirklich tot? Ich…
Keins von allen
Wenn du dich selber machst zum Knecht, Bedauert dich niemand, geht’s dir schlecht; Machst du dich aber selbst zum Herrn,…
Adler und Taube
Ein Adlersjüngling hob die Flügel Nach Raub aus; Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt Der rechten Schwinge Sennkraft ab….
Vor Gericht
Von wem ich es habe, das sag ich euch nicht, Das Kind! in meinem Leib. „Pfui!“ speit ihr aus: „die…
Mignon
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel…
Ilmenau
am 3. September 1783 Anmutig Tal! du immergrüner Hain! Mein Herz begrüßt euch wieder auf das beste; Entfaltet mir die…
Sankt Nepomuks Vorabend
Karlsbad, den 15. Mai 1820 Lichtlein schwimmen auf dem Strome, Kinder singen auf der Brücken, Glocke, Glöckchen fügt vom Dome…
Willkommen und Abschied
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht; Der Abend wiegte schon die Erde, Und…
Wandrers Nachtlied
Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest,…
Pilgers Morgenlied
An Lila Morgennebel, Lila, Hüllen deinen Turn um. Soll ich ihn zum Letzten Mal nicht sehn! Doch mir schweben Tausend…
Vanitas! Vanitatum vanitas!
Ich hab mein Sach auf Nichts gestellt. Juchhe! Drum ist’s so wohl mir in der Welt. Juchhe! Und wer will…
Hypochonder
Der Teufel hol das Menschengeschlecht! Man möchte rasend werden! Da nehm ich mir so eifrig vor: Will niemand weiter sehen,…
Ein andres
Mußt nicht widerstehn dem Schicksal, Aber mußt es auch nicht fliehen! Wirst du ihm entgegengehen, Wird’s dich freundlich nach sich…
Im ernsten Beinhaus war’s
Im ernsten Beinhaus war’s, wo ich beschaute, Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten; Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute. Sie…
Epilog zu Schillers Glocke
Wiederholt und erneut Bei der Vorstellung am 10. Mai 1815 Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute! Und…
Der zierlichsten Undine
Gib acht! es wird dir allerlei begegnen, Bist du im Trocknen, wird es regnen, Zum Schwimmen wird die Welle sich…
Nemesis
Wenn durch das Volk die grimme Seuche wütet, Soll man vorsichtig die Gesellschaft lassen. Auch hab ich oft mit Zaudern…
Katzenpastete
Bewährt den Forscher der Natur Ein frei und ruhig Schauen, So folge Meßkunst seiner Spur Mit Vorsicht und Vertrauen. Zwar…
Der Becher
Einen wohlgeschnitzten vollen Becher Hielt ich drückend in den beiden Händen, Sog begierig süßen Wein vom Rande, Gram und Sorg…
Dieses ist das Bild der Welt
Dieses ist das Bild der Welt, Die man für die beste hält: Fast wie eine Mördergrube, Fast wie eines Burschen…
Die Liebende schreibt
Ein Blick von deinen Augen in die meinen, Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde, Wer davon hat, wie…
Der Vollkommenen Stickerin
Marienbad, am 28. August 1821 Ich kam von einem Prälaten, Dem die herrlichsten Stolen Über die Schulter hingen, Worauf unverhohlen…
Die erste Walpurgisnacht
Ein Druide Es lacht der Mai! Der Wald ist frei Von Eis und Reifgehänge. Der Schnee ist fort; Am grünen…
Menschengefühl
Ach, ihr Götter! große Götter In dem weiten Himmel droben! Gäbet ihr uns auf der Erde Festen Sinn und guten…
Jahrmarkt zu Hünfeld den 26. Juli 1814
Ich ging, mit stolzem Geistsvertrauen, Auf dem Jahrmarkt mich umzuschauen, Die Käufer zu sehn an der Händler Gerüste, Zu prüfen,…
Schweizeralpe
War doch gestern dein Haupt noch so braun wie die Locke der Lieben, Deren holdes Gebild still aus der Ferne…
Bedingung
Ihr laßt nicht nach, ihr bleibt dabei, Begehret Rat, ich kann ihn geben; Allein, damit ich ruhig sei, Versprecht mir,…
Herkömmlich
Priester werden Messe singen, Und die Pfarrer werden pred’gen; Jeder wird vor allen Dingen Seiner Meinung sich entled’gen Und sich…
Aus einem Stammbuch von 1604
Hoffnung beschwingt Gedanken, Liebe Hoffnung, In klarster Nacht hinauf zu Cynthien, Liebe! Und sprich: wie sie sich oben umgestaltet, So…
An Schwager Kronos
Spude dich, Kronos! Fort den rasselnden Trott! Bergab gleitet der Weg; Ekles Schwindeln zögert Mir vor die Stirne dein Zaudern….
An die Zikade
Nach dem Anakreon Selig bist du, liebe Kleine, Die du auf der Bäume Zweigen, Von geringem Trank begeistert, Singend, wie…
Phöbos und Hermes
Delos‘ ernster Beherrscher und Majas Sohn, der gewandte, Rechteten heftig, es wünscht‘ jeder den herrlichen Preis. Hermes verlangte die Leier,…
Ach, wer doch wieder gesundete
Ach, wer doch wieder gesundete! Welch unerträgliche Schmerzen! Wie die Schlange, die verwundete, Krümmt sich’s im eignen Herzen.
Ein Reicher
Dem gemeinen Wesen zur Nachricht Wollt ihr wissen, woher ich’s hab, Mein Haus und Hab? Hab allerlei Pfiff‘ ersonnen, Es…
Aus Byrons Manfred
Bannfluch Wenn der Mond ist auf der Welle, Wenn der Glühwurm ist im Gras Und ein Scheinlicht auf dem Grabe,…
Égalité
Das Größte will man nicht erreichen, Man beneidet nur seinesgleichen; Der schlimmste Neidhart ist in der Welt, Der jeden für…
Zahme Xenien
VII Widmung „Deine Werke zu höchster Belehrung Studier ich bei Tag und bei Nacht; Drum hab ich in tiefster Verehrung…
Die Kränze
Klopstock will uns vom Pindus entfernen; wir sollen nach Lorbeer Nicht mehr geizen, uns soll inländische Eiche genügen; Und doch…
Liebhaber in allen Gestalten
Ich wollt, ich wär ein Fisch, So hurtig und frisch; Und kämst du zu anglen, Ich würde nicht manglen. Ich…
Umgekehrt
Sind die im Unglück, die wir lieben, Das wird uns wahrlich baß betrüben; Sind aber glücklich, die wir hassen, Das…
Novemberlied
Dem Schützen, doch dem alten nicht, Zu dem die Sonne flieht, Der uns ihr fernes Angesicht Mit Wolken überzieht, Dem…
Den Guten
Laßt euch einen Gott begeisten, Euch beschränket nur mein Sagen. Was ihr könnt, ihr werdet’s leisten, Aber müßt mich nur…
Mit Wahrheit und Dichtung
Ein alter Freund erscheint maskiert, Und das, was er im Schilde führt, Gesteht er wohl nicht allen; Doch du entdeckst…
Epoche
Mit Flammenschrift war innigst eingeschrieben Petrarcas Brust vor allen andern Tagen Karfreitag. Eben so, ich darf’s wohl sagen, Ist mir…
An Gräfin O’Donell
Karlsbad, den 8.August 1818 Ich dachte dein, und Farben bunt erschienen Im Sonnenglanz mir vorm Gesicht, Von Blättern sah ich…
Glück und Traum
Du hast uns oft im Traum gesehen Zusammen zum Altare gehen, Und dich als Frau und mich als Mann. Oft…
Blumengruß
Der Strauß, den ich gepflücket, Grüße dich vieltausendmal! Ich habe mich oft gebücket, Ach, wohl eintausendmal, Und ihn ans Herz…
Lug oder Trug?
Darf man das Volk betriegen? Ich sage: nein! Doch willst du sie belügen, So mach es nur nicht fein.
Im Vorübergehn
Ich ging im Felde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn. Da stand ein Blümchen…
Künstlers Fug und Recht
Ein frommer Maler mit vielem Fleiß Hatte manchmal gewonnen den Preis, Und manchmal ließ er’s auch geschehn, Daß er einem…
Wie du mir, so ich dir
Mann mit zugeknöpften Taschen, Dir tut niemand was zulieb: Hand wird nur von Hand gewaschen; Wenn du nehmen willst, so…
Dank des Sängers
Von Sängern hat man viel erzählt, Die in ein Schloß gekommen, Wo nichts ermangelt, nichts gefehlt, Sie haben Platz genommen….
Mahomets-Gesang
Seht den Felsenquell, Freudehell, Wie ein Sternenblick; Über Wolken Nährten seine Jugend Gute Geister Zwischen Klippen im Gebüsch. Jünglingfrisch Tanzt…
Heut und Ewig
Unmöglich ist’s, den Tag dem Tag zu zeigen, Der nur Verworrnes im Verworrnen spiegelt, Und jeder selbst sich fühlt als…
Vielrat
Spricht man mit jedermann, Da hört man keinen, Stets wird ein andrer Mann Auch anders meinen. Was wäre Rat sodann…
Die Feier des achtundzwanzigsten
Augusts dankbar zu erwidern Sah gemalt, in Gold und Rahmen, Grauen Barts, den Ritter reiten, Und zu Pferd an seinen…
Allerdings
Dem Physiker „Ins Innre der Natur -„ O du Philister! – „Dringt kein erschaffner Geist.“ Mich und Geschwister Mögt ihr…
Verschwiegenheit
Wenn die Liebste zum Erwidern Blick‘ auf Liebesblicke beut, Singt ein Dichter gern in Liedern, Wie ein solches Glück erfreut!…
Den 6. Juni 1816
Du versuchst, o Sonne, vergebens, Durch die düstren Wolken zu scheinen! Der ganze Gewinn meines Lebens Ist, ihren Verlust zu…