Platen
An die Diana des Niesen
Von den Jägern der Müllimatt 1825 O Göttin, die du stets geleitest Des Jägers Gang durch Feld und Wiesen, Und…
Der künftige Held
Rückwärts gewandt blickt oft in der Fabel Nacht Der Dichter, späht Heroen sich aus, und forscht Durch manches Zeitlaufs Tatenwirrwarr,…
Das Sonett an Goethe
Dich selbst, Gewalt’ger, den ich noch vor Jahren Mein tiefes Wesen witzig sah verneinen, Dich selbst nun zähl ich heute…
Die Wiege des Königs von Rom
(In Parma) Reichen Hausrats goldener Prunk erzähle Jenes Manns glorreichsten Moment der Nachwelt, Jenes Manns, der kaum in der Gruft,…
Die Gründung Karthagos
1832 Vor der Goldbegier des Bruders, Der nach ihren Schätzen schnaubt, Der in ihres Gatten Busen Sein verruchtes Schwert getaucht,…
Der deutsche Hexameter
Wenn du Chorän einreihst, statt voller Spondän, es entsteht dann Ein zwar schwächlicher stets, aber verzeihlicher Vers: Wenn du jedoch…
Auf ein Grabmal in Fermo
Junger, gefallener Krieger, wie schlummerst du süß! Die Madonna, Schön in dem Marmor und ernst, hütet den lieblichen Schlaf.
Nächtlicher Weichselübergang der flüchtigen Polen bei Krakau
(5. November 1831) Die Lüfte wehn so schaurig, Wir ziehn dahin so traurig Nach ungewissem Ziel. Kaum leuchten uns die…
An Franz den Zweiten
Ohnmacht, Zerstücklung, jegliche herbe Schmach War unser Los, seitdem du Germaniens Reichsapfel nicht mehr wiegst in deiner Rechten, o Herr,…
Verdienst der Kunst
Einst hat bildende Kunst dem entarteten Dienste des Heilands Würde verliehn, hat ihn näher gebracht der Natur.
Turin
Schnurgrad laufende Gassen und höchst kunstlose Gebäude; Doch es erfreuen von fern Alpen und ewiger Schnee.
Lebenswechsel
Ehmals litt ich die Schmerzen der Liebe, sie gingen vorüber; Seitdem hab ich jedoch Stunden und Tage vergähnt.
Der Vesuv im Dezember 1830
Schön und glanzreich ist des bewegten Meeres Wellenschlag, wann tobenden Lärms es anbraust; Doch dem Feur ist kein Element vergleichbar…
Doge von Venedig
Nichts als Bürger, sobald ich verließ die Lagune, Senator War ich im greisen Senat, König im festlichen Pomp.
Der Seelenwanderer
Scherzend rief ich solche Worte, da das Licht herabgebrannt war: Dich beklag ich, armes Kerzchen, daß zum Nichts dein Sein…
An Marco Saracini
Sympathie zwar einiget uns und läßt uns Hand in Hand gehn; aber es zweit der Pfad sich; Denn zu sehr…
Veränderung
Ernsthaft bin ich geworden, ich fühl’s; nicht bin ich derselbe, Der ich als Jüngling schrieb jenes berühmte Besteck: Nicht mehr…
Theodosius
Heidnischem Dienst auf ewig entzogst du, o Kaiser, die Weltstadt, Nahmst die Viktoria weg aus dem bekehrten Senat. Ach, und…
An Karl den Zehnten
Aus deiner Ahnherrn blühendem Reiche zogst Umblickend oft auf lässigem Zelter du, O zehnter Karl, von deiner Söhne Frauen umjammert,…
Christnacht
1819 Der Engel der Verkündigung Seraphim’sche Heere, Schwingt das Goldgefieder Gott dem Herrn zur Ehre, Schwebt vom Himmelsthrone Durchs Gewölk…
Prolog zu den Abbassiden
1829 Ich möchte wieder wie ein junger Schwärmer Auf meinem Pegasus ein bißchen reiten, Doch da die Zeit betrübter wird…
Die Kelter im Grabmal
Hier im antiken Gewölb, wo rings noch Scherben von Urnen Stehn in den Nischen umher, keltert der Bauer den Wein:…
Harmosan
1830 Schon war gesunken in den Staub der Sassaniden alter Thron, Es plündert Mosleminenhand das schätzereiche Ktesiphon: Schon langt am…
Hirte und Winzerin
1828 Winzerin. Sei willkommen im Freien, Antonio! Selten erscheinst du: Siehe, wie klar fernher duftet das blaue Gebürg! Hirte. Hier…
Canossa
Wo im Palaste den Papst herbergte die stolze Mathildis, Konnte mir kein Obdach bieten der Pfarrer des Orts, Welcher am…
Verwunderung
Wie? Du begeiferst den Meister, indes du schielend und schwülstig Schreibst? Erst lerne von ihm, alt wie du bist, den…
Racine
Sinnreich trat in die Spuren ich ein des bewunderten Meisters; Aber verweichlicht schon, ärmer an Kraft und Genie. Doch weil…
Himmelfahrtsfest
Oft mit dem Auge des Geistes erblick ich den herrlichen Lenztag, Sehe vom Volk ringsum Meer und Lagune bedeckt; Festlich…
An Winckelmann
Wenn ich der Frömmler Gaukelein entkommen, So sei der Dank dafür an dich gewendet: Wohl fand dein Geist, was nie…
Verfall
Hülflos sinkst du dahin, unerrettbar! Daß du so groß warst, Daß du verdunkeltest einst, Mächtige, Rom und Byzanz, Frommt es…
Neider und Mitleider
Würze des Glücks scheint mir’s, unermeßlichen Neid zu erregen: Platzt, und verleiht Spondän meinem elegischen Vers!
Einseitiges Talent
Tausend und tausend Geschenke verteilt an die Menschen das Schicksal, Während es mir nichts gab, außer die Gabe des Worts;…
Der Rubel auf Reisen
1833 Der Rubel reist im deutschen Land, Der frommen Leuten frommt, Und jeder öffnet schnell die Hand, Sobald der Rubel…
Konsuln von San Marino
Als ich die Kirche besuchte, da wurden die jährigen Konsuln Eben gewählt durchs Los, wie es die Sitte gebeut: Freilich,…
Neapel
Schön ist immer Neapel und mild; in der glühenden Jahrszeit Bietest du Zuflucht uns, luftige Küste Sorrents!
San Petronio in Bologna
Dies ist gotische Kunst; doch ohne belastende Schnörkel: Geistiger Schwung hat hier Massen und Schwere besiegt.
Das Ende Polens
(bei der falschen Nachricht, daß Warschau Am 8. Februar eingenommen und Polen In eine russische Provinz verwandelt worden) (20. März…
Denkspruch
Fliehe die Schönheit, Freund, und genieße den köstlichen Frieden, Der, dem Gemüt nahrhaft, schöne Gedanken erzieht!
Doppelte Bestimmung
Liebendem Paar wohl dient zum Versteck die venetische Gondel, Doch beim Leichengepräng dient sie zur Bahre dem Sarg.
Machiavellis Tod
Seliger Machiavelli! du starbst, als eben Fiorenza Freiheit wieder, obschon kurz vor dem Fall, sich errang.
Er tanzt in Moskau
(November 1832) Ihr seht die Sterne blutigrot Auf euer Warschau flimmern; Doch trotz, o Polen, trotz der Not Hört endlich…
Donatellos Skulpturen in Monte Pulciano
Sehnsucht nach den Antiken errege der weiche Canova; Doch dein männlicher Ernst trifft, o Donato, das Herz!
Der bessere Teil
Jung und harmlos ist die Natur, der Mensch nur Altert, Schuld aufhäufend umher und Elend; Drum verhieß ihm auch die…
An Vasari
Glücklicher, der du Italien sahst in der höchsten Verklärung, Ehe der pfäffischen Zeit plumper Geschmack es entehrt, Der du die…
Villa Patrizi
Einsam ruhst du und ernst und verwildert, o Villa Patrizi; Aber die schönste, wiewohl menschlicher Pflege beraubt, Ruhst wie ein…
Villa Ricciardi
Rötlich erblüht Oleander in üppigen Hecken, es schlingt sich Duftiges Rosengeflecht hoch an die Bäume hinauf; Pinie ragt auf wiesigem…
Skizze
Oftmals zeichnet der Meister ein Bild durch wenige Striche, Was mit unendlichem Wust nie der Geselle vermag.
Genf und Genua
Zwei Freistaaten begrenzten den garstigen Staat, und sie sahn sich Durch die Despoten Turins bitter gehaßt und bekämpft. Aber sie…
Wunderliche Heilige
Dieser versucht es, den Schwalben zu predigen, jener den Karpfen: Faßliche Wunder, jedoch einigermaßen verrückt! Daß doch stets ein erhabener…
Volterra
Hoch von der alten zyklopischen Mauer, mit Eichen bewachsen, Über Gebürge hinweg, siehst du die Schiffe des Meers.
An die Gräfin Pieri in Siena
Schönheit fielen und Reiz wenigen Fraun anheim, Auch Reichtümer verschenkt selten ein günstig Los; Doch viel seltener gibt es Ein…
Alfieris Grab
Unter den Würdigen schläfst du ein Würdiger, wo der Sistina Schaffender Geist ausruht neben dem Machiavell.
Naturstudien
Emsig studiert ich und gern die Natur; doch fühlt ich am Ende, Daß sie poetisch allein spräche zu meinem Verstand.
Ancona
Für schlechtriechende Gassen entschädigt, und für des Sciroccos Drückende Luft der Triumphbogen am Molo Trajans.
Aufruf an die Deutschen
(11. Dezember 1830) Eilt, o Söhne Teuts, herbei, Stürzt die kleine Tyrannei! Metternich und Nesselrode Sind so ziemlich aus der…
An Wilhelm Genth
Dein Lied erweckt mir langeverwehte Zeit, Als Heidelbergs pfalzgräfliche Burg (Es hat Ein fremder Bluthund einst zerstört sie) Uns in…
An August Kopisch
Wenn zwei Lose vor uns legt ein Beschluß der Zeit, Schwer ist’s, wirklichem Ruf folgen und falschen fliehn: Fürs Leben…
An einen Ultra
1831 Du rühmst die Zeit, in welcher deine Kaste Genoß ein ruhig Glück? Was aber, außer einer Puderquaste, Ließ jene…
Anschauung
Tiefe Verblendung seh ich gekuppelt an tiefe Gemeinheit, Die in die Ferse so gern stäche den tapfern Achill.
Die unnahbaren Tritte
Heisere Frösche bequaken den Fernhintreffer Apollo; Aber der Gott schwebt leicht über die Sümpfe hinweg.
Wappen der Medici
Wo nur immer ich euch, medicäische Kugeln, erblicke, Garten und Tempel und Haus zierend in Rom und Florenz, Weckt ihr…
Deutsche Geschichte als Tragödie
Welch babylonischer Turm als Vorwurf tragischer Handlung! Freilich, geschehn ist viel; aber es mangelt die Tat.
An einen Theaterschriftsteller
Weißt du, wodurch stets sinke die Kunst? Durch Schmieren und Unfleiß: Ärger als selbst Ohnmacht schadet das Sudelgeschlecht.
Christen des fünften Jahrhunderts
Fackel und Pechkranz warf in die heidnischen Säulengebälke Christlicher Eifer, es wich Pallas und Bacchus und Mars; Aber der Märtyrer…
Kirchliche Architektur
Aus den Rotunden erwuchs allmählich des griechischen Kreuzes Form, aus diesem sodann ward das latinische Kreuz; Aber es blieb die…
Hermann und Dorothea
Hölpricht ist der Hexameter zwar; doch wird das Gedicht stets Bleiben der Stolz Deutschlands, bleiben die Perle der Kunst.
Genie und Kunst
Wen wahrhaft die Natur zum wirklichen Dichter gebildet, Der wird emsig und voll Eifers erlernen die Kunst: Nicht, weil nie…
Flucht nach Toskana
1828 Wie flog der Wagen leicht dahin, Seit hinter mir der Apennin, Seit jeder Pfad, auf dem er flog, Ins…
Die heißen Aufenthalte
Willst du verglühn zur Kohle, so rat ich im Sommer Florenz dir Oder Bologna, wie auch Pisa, die sonnige Stadt.
Cecco di Giorgio in Urbino
Gleich dem erlauchten Geschlecht, für das ich gebaut in Urbino, Schnell, frühzeitig verfiel meiner Paläste Palast; Aber der Gänge, des…
Betrachtung
Schön ist’s, unter den Brücken hindurch in der länglichen Gondel Schweben, und auch schön ist’s, schweifend am Ufer umher, Deine…
Kunstverfall
Schönes Italien, ach, du erlagst der hispanischen Fratze! Herrliche Tempel, in euch, die der Urbiner gemalt, Schlich sich Abscheuliches ein,…
Antwort an einen Ungenannten im Morgenblatt
1828 Bis zu mir, aus weiter Ferne, hör ich süße Worte flüstern, Glättend jene Falten alle, welche meine Stirn verdüstern,…
Jetzt und einst
Höchst genial zwar nennt sprachwidrige Verse die Mitwelt; Aber du wirst, Nachwelt, lieben ein edleres Deutsch!
Unterirdischer Chor
(19. und 20. Mai 1832) Er ist begangen, Der Völkermord! Nun schwingt die Schlangen, Ihr Furien alle, Zerstört dem Würger…
Italien im Frühling 1831
(11. April 1831) Wenn Bösewichter flechten sich den blutbefleckten Kranz, Das bricht den süßen Schlummer nie der heiligen Allianz: Nie…
Spanisches Theater
Höchst volksmäßig und eigen und reich, voll gläubiger Andacht, Ist’s, an Entwicklung zwar, griechischer Bühne verwandt; Doch es erscheint sein…
Irrender Ritter
Ritter ritt ins Weite, Durch Geheg und Au, Plötzlich ihm zur Seite Wandelt schöne Frau. Keusch in Flor gehüllet War…
Gambacorti und Gualandi
1832 Als Alfons, der mächtige König, Seine Scharen ausgeschickt, Anzufeinden jene weise Florentinische Republik, Die verwaltete wohlbedächtig Cosimo von Medicis,…
Die Pyramide des Cestius
Öder Denkstein, riesig und ernst beschaust du Trümmer bloß, Grabhügel, den Scherbenberg dort, Hier die weltschuttführende, weg von Rom sich…
König Enzios Grab
Nur ein moderner und häufig erneuerter Stein und ein Bildnis Künden, o Sohn Friedrichs, deine geduldete Qual! Jugend und Schönheit,…
König Odo
Aus dem Kloster hallen Glocken, Tausend Lichter funkeln helle, Die den Zug der Beter locken Nach der hohen Kirchenschwelle. König…
Die Venetianer
Kaufmannsvölker erblickte die Welt oftmals, und erblickt sie Heut noch; aber es sind leidige Sammler des Gelds: Ihr wart Helden…
Klagen eines Volksstammes
(18. Januar 1831) Ich hatte manchen wackern Sohn, Der liegt nun auf der Bahre; Er starb für Vaterland und Thron,…
Geisterfurcht
Dieser entsetzlichen Furcht vor dem Geist, ihr Guten, entschlagt euch: Kommt ihm näher, er ist lieblich und ohne Gefahr.
Lessings Nathan
Deutsche Tragödien hab ich in Masse gelesen, die beste Schien mir diese, wiewohl ohne Gespenster und Spuk: Hier ist alles,…
Colombos Geist
1818 Durch die Fluten bahnte, durch die dunkeln, Sich das Schiff die feuchte Straße leicht: Stürme ruhn und alle Sterne…
Privilegien der Freiheit
Freiheit, selbst wenn stürmisch und wild, weckt mächtigen Genius: Mög es bezeugen Athen, mög es bewähren Florenz, Wo man, während…
An die Brüder Frizzoni in Bergamo
1831 Manchen Vorwurf mußt ich ertragen von euch, Weil so lang Pausilipos Ufer den Freund festhalten, indes Zwischen Alpen und…
An August Kopisch
Roms Mauern, Roms Prachtgärten, wo stets Die Zypresse ragt, schwermütig und stolz, Wiederum schließen sie mich friedlich ein, Rollen der…
Aschermittwoch
Wirf den Schmuck, schönbusiges Weib, zur Seite, Schlaf und Andacht teilen den Rest der Nacht nun; Laß den Arm, der…
Lebensstimmung
„Wem dein wachsender Schmerz Busen und Geist beklemmt Als Vorbote des Tods, bitterer Menschenhaß, Dem blühn der Gesang, die Tänze,…
Vermächtnis der sterbenden Polen an die Deutschen
(4. Oktober 1831) Wir gehn zu Grab erschöpft und laß Nach manchem kühnen Strauß Und atmen unsern Russenhaß In eure…
Auf einen Sebastian von Francia
Maler, du maltest das Unwahrscheinliche! Durft ein Geschoß je Treffen des Jünglings hier zarten und göttlichen Leib?
Rezensent der Liga von Cambrai
Thema des Schauspiels ist der venetische Patriotismus, Endlich am Ende des Stücks merkt’s der gefoppte Gesell: Niemals, ruft er mit…
Pozzuoli
Jenen erfreut Pompeji vor allem, und Ischia Diesen, Portici Den, es behagt Manchem vor allem Sorrent; Aber ich liebe Pozzuol…
Morgenklage
Von bebender Wimper tropft der Nacht Zähre mir, Indes den ersehnten Tag verheißt Hahnenruf: Wach auf, o betrübte Seele, Schließ…
Des Sophokles Antigone
Gottes Gesetz darstellend im Kampfe mit menschlicher Satzung, Hast du der tragischen Kunst innerste Tiefen erschöpft, Hast durch dieses Gedicht…
Griechen und Briten
Mächtig ergreift Shakespear, er zerfleischt und erschüttert das Herz dir; Aber so viel Wahrheit ist ein fataler Genuß: Griechen erhoben…
Klagelied der polnischen Verbannten in Sibirien
(7. Januar 1832) Aus den Hütten, die der Schnee bestiebte, Sammelt euch um dieses Feur, Geliebte! Laßt in freien Worten…
Gerechte Rache
Rache gewährt mir der Tag, wann bloß mein Name zurückbleibt: Säng er noch itzt, ruft dann mancher vergebliche Wunsch. Ach,…
VI. Matrosenlied
Wann wird der goldne Freudentag erscheinen, Den das Geschick mir aufbewahrt, Der Tag des Wiedersehens bei den Meinen, Nach allzulanger…
Alexius
1832 Vor der Strenge seines Vaters, vor dem allgewaltigen Zar, Floh von Moskau weg Alexis, der aus zarterm Stoffe war:…
Einwurf
Sei’s, daß einige mir mein unstät Leben zu tadeln Suchen, indes ich entfernt weile vom heimischen Herd; Aber sie sollten…
An einen Despoten
Teuflischer Heuchler! Du machst mit der Rechten das Zeichen des Kreuzes, Doch mit der Linken indes schlägst du die Völker…
Der letzte Gast
Der Alte Was machst du hier? Der Wind durchsaust Die menschenleeren Gassen, Nicht hier, wo Sturm und Regen braust, Will…
Auf ein gewisses Kollegium
Wahrlich, du mahnst mich fast gleich einer Bedientenversammlung: Laß ein Vergißmeinnicht sticken dir auf die Livree!
IV. Fischerknabe
Des Abendsterns ersehnter Schein Beglänzt den Saum der Flut, Der Knabe zieht den Kahn herein, Der still im Hafen ruht….
Grab des Andreas Dandolo
Heil dir, o Doge! Der frühesten Zeit Jahrbücher verdankt dir Jener gewaltige Staat, welchen mit Ruhm du beherrscht; Aber der…
Ascoli
Tief in dem üppigen Tal, vom rauschenden Tronto bewässert, Eichenbeschattet und doch reich an Oliven und Wein, Liegst du, o…
Die Fischer auf Capri
1827 Hast du Capri gesehn und des felsenumgürteten Eilands Schroffes Gestad als Pilger besucht, dann weißt du, wie selten Dorten…
Aufschub der Trauer
Wie dich die warme Luft umscherzt, Das schatt’ge Grün, o wie dich’s kühlt! Wie leicht ist all das Weh verschmerzt,…
Das Kreuz am Meere
Einsam steht es am Strand; doch Nachts beim Ave Maria Nahn sich des Orts Jungfraun, küssen das Kreuz im Gebet.
Schiller
Etwas weniger, Freund, Liebschaften! So wärst du beliebt zwar Weniger, weil ja so sehr Thekla gefallen und Max: Eins doch…
Villen in Frascati
Hier in dem ewigen Grün tiefschattiger Wölbungen lerne Dichten ein Dichter, und hier lieben ein liebendes Paar!
Die Zikaden
Kauft, rief einst mir ein Knabe, die anmutsvollen Zikaden Hier in dem Körbchen, es sind Meister, o hört, im Gesang!…
An August Kopisch
Stets, doch immer umsonst, unter dem fremden Volk, Sei’s auch milde gesinnt, sucht ich ein zärtliches, Huldvolles Gemüt, wie du…
An König Ludwig
1825 Vom Sarg des Vaters richtet das Volk sich auf, Zu dir sich auf, mit Trauer und Stolz zugleich: Vertraun…
Acqua Paolina
Kein Quell, wie viel auch immer das schöne Rom Flutspendend ausgießt, ob ein Triton es sprützt, Ob sanft es perlt…
Der Galgen
Namen der Trefflichen wurden an schmählichen Galgen geheftet, Weil sie, den Polen vereint, tapfer, die Polen, gekämpft; Aber das Volk…
Prolog an Goethe
Zu einer Übersetzung Hafisischer Gedichte 1822 Erhabner Greis, der du des Hafis Tönen Zuerst geneigt, sie grüßend aufgenommen, Du magst…
Gesang der Toten
Dich Wandersmann dort oben Beneiden wir so sehr, Du gehst von Luft umwoben, Du hauchst im Äthermeer. Wir sind zu…
An die Brüder Frizzoni
Ihr, voll seltener Liebe geneigt dem poetischen Wandrer, Freunde, Genossen des Wegs, welche der Freund mir erzog: Nehmt als Weihegeschenk…
Herrscher und Volk
Nie sehnt ein willkürübender Herrscher sich Nach Dichterweihrauch, dessen er nicht bedarf: Er legt ans Schwert kraftvoll die Faust und…
Inschrift für die Murazzi
Gegen das Meer aufdämmend die mächtige Mauer verbeut hier Unheilbringender Flut weiter zu gehn der Senat.
Floridiana
Diese Paläste mit hangenden Gärten, es hat sie ein König, Auf des Gebirgs Felsblock, seiner Geliebten erbaut, Grotten vertieft und…
Der anonyme Verfolger
Weshalb tadelst du mich mit vermummtem Gesichte? Dieweil du Noch weit garstiger wärst, neben das Schöne gestellt.
Europäischer Tierkreis
(11. Dezember 1831) Eine Jungfrau hieß Europa, blühend einst, an Gaben reich: Heutzutage sieht sie freilich einer alten Jungfer gleich….
Fresken in Monte Oliveto
Düster beschaust du mit deinen Zypressen, o Kloster, den Abgrund; Dich aufhellend erschien Sodomas heitere Kunst.
An Goethe
Wenn auch Natur mir Weihe verlieh, und auch, Tonreicher Brust Urbilder ans Licht zu ziehn, Mir Geisteskraft gab, ihr verschwisternd…
Einladung nach der Insel Palmaria
An den Freiherrn von Rumohr 1828 Wo Spezias siebenbusiger Golf nach Westen hin Sich öffnet gegen Korsika, Stand ehedem ein…
Das Reich der Geister
(16. Dezember 1832) Es lag ein Wüterich auf goldnem Kissen, Und schlief; da kamen fürchterliche Träume Ihm ins Gemüt, gleich…
Klaglied Kaiser Otto des Dritten
1833 O Erde, nimm den Müden, Den Lebensmüden auf, Der hier im fernen Süden Beschließt den Pilgerlauf! Schon steh ich…
Reichtum und Einfalt
Bunt Aneinandergereihtes ergötzt zwar, doch es ermüdet Bald, Einfaches erquickt ewig das Auge des Geists.
Luca Signorelli
1830 Die Abendstille kam herbei, Der Meister folgt dem allgemeinen Triebe; Verlassend seine Staffelei, Blickt er das Bild noch einmal…
Rezensent der Abbassiden
Für Hofschranzen erklärt, für hölzerne, diese Gestalten Irgend ein Gimpel; er macht eigenem Neide den Hof.
Domplatz in Cremona
Sechs Jahrhunderte flogen dahin; doch magst du zurück dich Träumen, du siehst ringsum Werke der gotischen Kunst.
Odyssee
Dich zum Begleiter empfehl ich dem Reisenden; aber vor Allem, Wann des italischen Meers hohes Gestad er umschifft: Wunder und…
Bilder Neapels
1827 Fremdling, komm in das große Neapel, und sieh’s, und stirb! Schlürfe Liebe, geneuß des beweglichen Augenblicks Reichsten Traum, des…
Der Placidia Grab in Ravenna
Fremde Gefühle vergangener Zeit durchbeben den Geist hier, Wo des Honorius Sarg neben der Schwester Gebein Steht in der kleinen…
Aus einem Chor des Sophokles
Nicht gezeugt sein, wäre das beste Schicksal, Oder doch früh sterben in zarter Kindheit: Wächst zum Jüngling einer empor, verfolgt…
An Schelling
Gebeut nicht auch im Königreich des Schönen, Wer immer König ist im Reich des Wahren? Du siehst sie beide sich…
Parini
Höchst ehrwürdig und groß zeigt Dante des alten Italiens Bild, und das mittlere zeigt lieblich und schön Ariost; Aber du…
An die Märtyrer der Freiheit
Flattert in heiligen Scharen um uns, und die blutigen Fahnen Schwingt in der Schlacht, wann einst Männer und Sklaven im…
Warnung
Scheint dir der Pfad, auf dem du gehst, so sicher, Und willst du noch einmal, o Jugendlicher, Uneingedenk verschuldeter Gefahren,…
Deutsche Genies
Allzubequem doch möchte das Volk die unsterbliche Blume Pflücken! Es folgt Nachruhm bloß der herkulischen Tat.
Das Fischermädchen in Burano
1833 Strickt mir fleißig am Netz, ihr Schwestern! Es soll’s der Geliebte Heut noch haben, sobald im besegelten Nachen er…
Papsttum
Wäre der Geist nicht frei, dann wär es ein großer Gedanke, Daß ein Gedankenmonarch über die Seelen regiert.
Torrijos
Blutend am Seestrand liegt der gemordete hohe Torrijos, Rings im vertraulichen Kreis seine Begleiter umher, Kugeln gesenkt in die tapferen…
In Genua
Ach, wer wiese zurück, wie entwöhnt die Brust auch Sei durch ewigen Gram und der Welt Enttäuschung, Wer allmächtige Sehnsucht,…
Horaz und Klopstock
Klopstock suchte, beschränkt wie Horaz auf Hymnus und Ode, Immer erhaben zu sein; aber es fehlte der Stoff. Denn nicht…
Ehedem
Könnt ich so schön, wie du warst, o Venedig, und wär’s nur für Einen Einzigen Tag, dich schaun, Eine vergängliche…
Vision des heiligen Markus
Einst, wie die Sage berichtet, beschiffte der heilige Markus Diese Lagunen und ward hier von der Nacht übereilt: Sieh, und…
An die Poetaster
Schlechten, gestümperten Versen genügt ein geringer Gehalt schon, Während die edlere Form tiefe Gedanken bedarf: Wollte man euer Geschwätz ausprägen…
Totenverbrennung
Heilige Flammen, o kehrt, kehrt wieder zurück, und gereinigt Werde des Tods hinfort schnöde verpestende Luft! Möge zu Staub der…
Ariostens Grab
Keinen Gesang, dir weih ich die brennende Zähre der Scham bloß, Der ich bis jetzt nichts tat, Asche des zweiten…
Vorsorge der Natur
Viel wohl müßte geschehn, um neuere Dichter zu bilden; Aber des Triebs Allmacht rettet das große Talent.
Der Pilgrim vor St. Just
1819 Nacht ist’s und Stürme sausen für und für, Hispanische Mönche, schließt mir auf die Tür! Laßt hier mich ruhn,…
Amalfi
1827 Festtag ist’s und belebt sind Zellen und Gänge des Klosters, Welches am Felsabhang in der Nähe des schönen Amalfi,…
Perugia
Kühle verleiht in den Tagen der Sonne das steile Perugia; Doch in den Tagen des Sturms scheint es des Äolus…
Verächtliche Ohnmacht
Wer in Gedichten den Krieg mir erklärt, dem soll es verziehn sein; Doch bloß Ekel erregt kritisches Ammengewäsch.
Der Tod des Carus
1830 Mutig stand an Persiens Grenzen Roms erprobtes Heer im Feld, Carus saß in seinem Zelte, der den Purpur trug,…
Trinklied
Wohl bietet der irdische Tag qualvolle Sekunden genug. Wenn tief du gedenkend erwägst, was je du verlorst, o Gemüt! Feuchteren…
Winterseufzer
Der Himmel ist so hell und blau, O wäre die Erde grün! Der Wind ist scharf, o wär er lau!…
Kassandra
Deinem Los sein Klagen geweiht, Europa! Aus dem Unheil schleudert in neues Schrecknis Dich ein Gott stets; ewig umsonst erflehst…
Piemont
Unglückseliges Land, wo stets militär-jesuitisch Söldner und Pfaffen zugleich saugten am Marke des Volks!
Madonnenverehrung
Längst zwar trieb der Apostel den heiligen Dienst der Natur aus; Doch es verehrt sie das Volk gläubig als Mutter…
Religiöser und poetischer Stolz
Mögt an des Heilands Seite dereinst ihr sitzen in Glorie, Oder den Gott anschaun, der sich entschleiert vor euch! Dichtern…
Sankt Peter
Meister entwarfen dereinst zum schönsten Gebäude der Welt mich, Stümpern erlag nachmals, plumpen Geschmacks, der Koloß: Mäßige Tempel darum, nicht…
Auf ein großes Bild in Cremona
Seht, hier reicht dem gewaltigen Mann, dem italischen Kriegsgott, Als holdselige Braut Bianca Visconti die Hand; Doch sie entsproßte dem…
An Schelling
Wie sah man uns an deinem Munde hangen, Und lauschen Jeglichen auf seinem Sitze, Da deines Geistes ungeheure Blitze Wie…
Dom von Treviso
Welch ein Genuß, in der schönen, unsterblichen Halle zu wandeln, Die dein zierlicher Geist, hoher Lombardi, gedacht!
Schneiderburg
Ein Schneider flink mit der Ziege sein Behauste den Krempenstein, Sah oft von felsiger Schwelle Hinab zu der Donauwelle, In…
Lustspiel und Trauerspiel
Zwar Theorie schied einst den Kothurn vom Soccus, die Griechen Taten es auch; wer tat’s aber zuerst? Die Natur.
Vasaris Biographien
Herrliches tun, ist Tugend. Du hast, ein Plutarch in der Kunst, uns Schönere Taten bewahrt, als die Legende getan.
Der legitime Monarch (Monolog)
(März 1831) Bricht dir nicht entzwei die Schulter, Nicht entzwei die mürbe Schulter? Ganz Europas Haß belastet Deine Schulter, Autokrator!…
Napoleons Antwort
Werde, so riet Dalberg dem Eroberer, Kaiser der Deutschen! Jener versetzte: Mir ist eure Geschichte bekannt!
Warschaus Fall
(Ende 1831) Als durch die Hauptstadt fröhlich einst freiwilliger Scharen langer Zug, Aus Kalisch angelangt, sich wand und Polens weiße…
Der Turm des Nero
Glaubwürdiges Wort, wohnt anders es noch beim Volk, Dann stieg, da er hieß anzünden die Stadt, dann stieg Auf jenen…
Die Schwalbenräuber
Schwalben, unzählige, hatten sich rings um die Hütte des Landmanns, Ob der erquicklichen Luft, Nester an Nester gebaut: Fromm zwar…
Baukunst
Alles verleiht beinahe dem Maler die schöne Natur schon, Baukunst aber erheischt feineren geistigen Sinn: Pomp, Zieraten und dorische Säulen…
Aufmunterung
Schön ist’s, Großes zu tun und Unsterbliches. Fühl es, o Jüngling! Früh von der Stirn mühvoll rinne der männliche Schweiß!…
Erscheinung Christi
Christus erschien; doch leider in höchst unseligem Zeitraum, Als sich das Menschengeschlecht neigte zu tiefem Verfall: Langsam drang sein lehrendes…
Auferstehung
Möge die Krämer verschonen der wiedererwachende Christus; Aber die Pfaffen indes peitsch er zum Tempel hinaus! Weil dies feige Geschlecht…
Selbstlob
Wie? mich selbst je hätt ich gelobt? Wo? Wann? Es entdeckte Irgend ein Mensch jemals eitle Gedanken in mir? Nicht…
An Rückert
Kaum noch verschlang ich deines Buchs ein Drittel, Das von der Kunst Hariris zeugt und deiner, Und schon erschein ich…
Pindar
Nicht auf irdischer Flur hast solchen Gesang du gelernt je, Pindaros! Jegliche Nacht stiegst zum Olymp du hinauf, Lauschend unsterblichem…
Corneille
Seht der Tragödie Schöpfer in mir! Der bedürftigen Sprache Gab ich zuerst Reichtum, Leben und Redegewalt. Rückwärts ließ ich die…
Shakespear in seinen Sonetten
Du ziehst bei jedem Los die beste Nummer, Denn wer, wie du, vermag so tief zu dringen Ins tiefste Herz?…
San Vitale in Ravenna
Hohe Rotunde, du bist ein Produkt des entarteten Zeitlaufs: Uns Barbaren jedoch scheinst du erhabenantik.
Leonardo da Vinci
Nennt den Urbiner den ersten der Maler; allein Leonardo Ist zu vollendet, um bloß irgend der zweite zu sein.
Licht
Licht, vom Himmel flammt es nieder, Licht, empor zum Himmel flammt es; Licht, es ist der große Mittler Zwischen Gott…
Nördliches und südliches Italien
Dort das Gebürg der Abruzzen und hier die pontinischen Sümpfe Führen vom Lande der Kunst nach der Natur Paradies.
Serenate
Schönheitszauber erwirbt Keiner so leicht ohne der Sprödigkeit Mitgift. Dieses erfuhr Jeder und ich, Klagender, weiß es auch! Zwar mir…
Umiltà in Pistoja
Fragen sie, wer mich baute, so sprich: Ventura Vitoni War nur ein Handwerksmann, aber die Zierde der Kunst.
Manier
Ohne beständige, stets fortschreitende, mächtige Bildung Wird der moderne Poet nie der Manier sich entziehn: Wer oft recht volkstümlich und…
Alfieri
Manches gewagte Problem und die sprödesten Stoffe bewältigt Mein siegreicher Verstand, meine vollendete Kunst; Doch mir mangelt geschichtlicher Sinn, ich…
Dem Kronprinzen von Bayern
Es schlummert längst mir im Heiligtum bildender Kraft An dich, o Fürst, ein Gesang, Dem vaterländischer Zukunft Bürgschaft verliehn das…
Eamus omnis execrata Civitas
(November 1831) O kommt im Verein, Ihr Männer, o kommt! Vernehmt, was allein Den Geächteten frommt! Zieht aus von dem…
An einen deutschen Staat
1832 Du wachst; allein wer bürgt dafür, Ob nie du schlafen wirst? Ob Mut und Vaterlandsgefühl Auf ewig bleiben wach?…
Halbdichter
Das nicht heißt ein Gedicht, wenn irgend ein guter Gedanke, Irgend ein glücklicher Vers zwischen erbärmlichen steht: Jegliche Silbe verrate…
In Monza
Siehst du den Kamm und den Fächer der mächtigen Theodelinda, Wirst du bezeugen, es war keine verzärtelte Frau.
Die wahre Pöbelherrschaft
Nicht wo Sophokles einst trug Kränze, regierte der Pöbel; Doch wo Stümper den Kranz ernten, regiert er gewiß! Pöbel und…
Die Tauben von San Marco
Alles zerstob; doch nisten die Tauben des heiligen Markus, Wie in des Freistaats Zeit, über dem Dogenpalast, Picken vom Platz…
Pordenones Fresken in Treviso
Schaut dies Wunder der Kunst! Wie der ewige Vater die Engel, Jene gefallenen, jagt aus dem gestirnten Gefild: Langsam treibt…
In der Neujahrsnacht
Seele der Welt, kommst du als Hauch in die Brust des Menschengeschlechts, und gebierst ewigen Wohllaut? Große Bilder entstehn, und…
Vision
Am Felsenvorgebirge schroff, Das von des Meeres Wellen troff, Die schäumend es umrangen, Da stand ich ein verlaßner Mann, Und…
Reiseregel
Feire den Winter in Rom und genieße den lauen Scirocco; Aber des Leun Sternbild treffe den Pilger am Meer: Meide…
Der alte Gondolier
1833 Es sonnt sich auf den Stufen Der seebespülten Schwelle Ein Greis am Rand der Welle, In weißer Locken Zier:…
Loyola
Nicht war Luther im Stande, der Kirche Verfall zu bewirken, Deiner fanatischen Wut, spanischer Pfaffe, gelang’s.
An F. v. B
Die schöne Schickung, welcher Lob gebühret Für dieses Lebens Herrlichstes und Meistes, Sie hat hieher in unser unbereistes, Bescheidnes Städtchen…
Tola
Dich in der Blüte der Jugend erschlug die bezepterte Memme; Doch du erwartetest voll Ruhe das tödliche Blei. Auf die…
Kloster Königsfelden
1816 In der Kapelle Wölbung trat ich ein, Verödet feiernd nun ins Ketzers Land; Kein Priester opfert mehr hier Brot…
Theater und Dichtkunst
Ehmals wollt ich in Hast ausmisten den Stall des Augeias; Aber es trat Hermes, während ich keuchte, zu mir: Nimm…
Die Insel Tino bei Palmaria
Myrtengebüsch, Steineichen, in Trümmer zerfallenes Kloster, Leuchtturm, felsige Bucht, liebliche Welle des Meers.
Veränderte Zeiten
Als ich allein noch stand und verlassen im Kampfe, da galt es Tapfer zu sein; doch jetzt leg ich die…
Petrarcas Katze in Arquata
Heil dir, kleines Skelett, das einst die unsterblichen Rollen Eines unsterblichen Manns gegen die Mäuse geschützt!
Die Epigramme
Bloß Aufschriften ja sind Epigramme, die Treue der Wahrheit Aber verleiht oftmals kleinen Gesängen Gehalt.
Messe von Sinigaglia
Wenig an deutschen Produkten und bloß Spielwaren von Nürnberg Sah ich: O seid, Deutschlands zarte Symbole, gegrüßt!
Brunelleschi
Ehrwürdig dünkt euch gotische Kunst mit Recht: Ich selbst, Bewundrung hab ich im reichen Maß Orvietos, Mailands Dom und deiner…
Gedichte als Nachlaß
Ihr, der erzeugenden, ihr, der ernährenden Mutter, der Erde, Laß ich ein frommes Geschenk kindlicher Liebe zurück.
Logen im Kloster zu Assisi
Dieser erhabene Gang und erhabene Blick in die Täler Lockt, durch Würde des Raums, aus dem Gemüt ein Gedicht.
Epos und Drama
Während du liebst in der epischen Kunst die homerische Breite, Liebst du sie denn deshalb auch in der tragischen Kunst?…
Tristan
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben, Wird für keinen Dienst auf Erden taugen, Und doch…
Berliner Nationallied
(27. August 1832) Chor. Diesen Kuß den Moskowiten, Deren Nasen sind so schmuck! Rom mit seinen Jesuiten Nehme diesen Händedruck!…
Zobir
1830 Raublustig und schreckenverbreitend und arm Geleitet Abdalla den Araberschwarm Gen Afrika zu, Vor Tripoli stehn die Beherzten im Nu….
Philemons Tod
1833 Als einst Athen Antigonus belagerte, Da saß der alte, neunundneunzigjährige Poet Philemon, mächtiger Dichter Überrest, In dürftiger Wohnung saß…
Gesang der Polen
Bei dem Vernichtungsmanifeste des Selbstherrschers. Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! (3. Februar 1831) Mächtiger, der du als Empörer Uns…
Abschied von Rom
1827 Wer vorbeiziehn darf an dem Appischen Weg, südwärts gewandt, Wem aus des Sumpflands Wiese der magischen Göttin Vorgebürg ragt,…
Los des Lyrikers
Stets am Stoff klebt unsere Seele, Handlung Ist der Welt allmächtiger Puls, und deshalb Flötet oftmals tauberem Ohr der hohe…
An die guten Fürsten
Täuscht euch nicht und erwartet Gewinn von der Schlechten Gemeinschaft: Einen Verbündeten bloß giebt es, die Liebe des Volks!
Am Grabe Peter Ulrich Kernells
1824 Den ein allzufrüh Ermatten Um der Jugend Rest betrogen, Lasset uns den Freund bestatten, Den wir, wenn auch fern…
San Marino
Auf unersteiglichem Felsen und nicht zugänglich der Habsucht, Blieb ich in Einfachheit alten Gesetzen getreu. Weithin über das Meer bis…
Beschränkte Wißbegierde
Früher in Deutschland las ich so viel, zwölf Sprachen erlernt ich; Doch mir blieben zuletzt wenige Bücher getreu.
Triumph
Einer Lawine vergleich ich den Dichter, es wälzt ja der Feind selbst Rasch ihn weiter, es kommt eine gerechtere Zeit.
An Jean Paul
So oft ich sonst mich trug mit deinem Bilde, Bereut ich, daß ich meine Pflicht verschoben, Und nie zu dir…
An Schelling
Als Zueignung zu einem Drama 1823 Es muß ein Volk allmählich höher steigen, Es kann zurück sich nicht ergehn zum…
Dantes Grab
Dichter, es blieb dein Staub lang ohne das ehrende Denkmal, Bis der venetische Leu hier in Ravenna gebot: Dir dann…
Alte und Neuere
Sprecht von den Alten mit mehr Ehrfurcht, ihr Jünger der Seichtheit, Weil ihr ihnen ja doch Alles in Allem verdankt:…
Wäinämöinens Harfe
Finnisches Volkslied, aus dem Schwedischen übersetzt Wäinämöinen selbst, der alte, Rudert‘ eines Tags auf Sümpfen, Und auf Seen des andern…
Rhythmische Metamorphose
Episch erscheint in italischer Sprache der Ton der Oktave; Doch in der deutschen, o Freund, atmet sie lyrischen Ton. Glaubst…
Wiegenlied einer polnischen Mutter
(7. November 1831) Schlaf ein, du weißt ja nicht, o Herz, Warum du weinst; Schlaf ein, ich will den wahren…
Die Antiken
1820 Laßt uns ledig, und öffnet sogleich Rüstkammer und Wandschrank! Nicht am dumpfigen Ort in Gewölben zu wohnen geziemt uns:…
Florenz
Dich hat, Florenz, dein altes Etruskervolk Mit wahrem Fug dich blühende Stadt genannt, Nicht weil der Arno nagt an Hügeln,…
Madonna delle carceri in Prato
Freund, mich hat San Gallo gebaut, der etrurischen Kirchen Kleinste; jedoch dünkt mich’s, schön wie die schönste zu sein.
An einen deutschen Fürsten
(28. November 1831) O Fürst, aus einem Stamm von Weisen, Den alle mild und edel preisen Vereint und laut: Ist…
Einladung nach Sorrent
Laß, o laß, Freund, stieben den Staub Neapels, Hinter dir laß jene von tausendstimm’gem Kaufgeschrei lauthallende, hochgetürmte Straße Toledo! Wo…
Ode an Napoleon
Ihr kennt das alte, große Naturgesetz, Das stets den Dichter neben den Helden stellt? O wohl dem Dichter, wenn die…
Das Grab im Busento
1820 Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder, Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es…
Architektur und Poesie
Baukunst nenn ich die Kunst des Geschmacks, weil zwar ein Gedicht wohl Ohne Geschmack oftmals, nie ein Gebäude gefällt.
Mädchens Nachruf
Schwalben ziehen, Blätter fallen, Und gesammelt liegt die Frucht: Ach, mit meinen Freuden allen Nahm auch Er die rasche Flucht!…
I. An eine Geisblattranke
Zwischen Fichtenbäumen in der Öde Find ich, teure Blüte, dich so spat? Rauhe Lüfte hauchen schnöde, Da sich eilig schon…
Urbanität
Nicht mehr länger beschützt der geflügelte Löwe Venedig, Auch Sankt Markus entwich samt dem geweihten Panier. Aber es blieb doch…
An die Rigoristen
Singen und Beten erscheint selbst Christen ein würdiges Dasein: Nun, ihr betet, ich selbst singe: Verwandtes Verdienst!
Viktor Pisani
Als vom Kerker heraus, den ihm die Verleumder bereitet, Viktor trat, aufs neu Führer der Flotte zu sein, Drängte das…
Fruchtlose Zwangsanstalt
Schlechtes verbietest du leicht; doch gegen des Genius Werke Sind ohnmächtig und schwach Scherge, Minister, Despot: Während du glaubst das…
Günstige Auslegung
Leer nennt, hör ich, und schwer ein Magisterchen meine Gesänge: Leer an Geklimper vielleicht, schwer wie die reifende Frucht.